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Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesse Andrews
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Highschool-Kid fand Mr. McCarthy das nicht zum Totlachen. Er wirkte im Gegenteil sehr beunruhigt.
    »Greg!«, schrie er. »Immer sachte, Kumpel. Möchtest du lieber nach Hause gehen?«
    »Nein, nein«, sagte ich. »Mir geht’s gut.«
    Ich rappelte mich auf. Wir setzten uns. Mr. McCarthy sah mich äußerst besorgt an, was überhaupt nicht zu ihm passte und mich leicht verwirrte. Ähnlich wie es einen kurz aus der Bahn wirft, wenn ein Hund ein irgendwie menschliches Gesicht macht und einen anschaut. Dann denkt man: »Wow, dieser Hund empfindet eine Mischung aus nostalgischer Melancholie und besitzergreifendem Mitgefühl. Mir war gar nicht klar, dass Hunde dermaßen komplexe Emotionen haben können.«
    So ging es mir gerade mit Mr. McCarthy.
    »Wir haben alle mitbekommen, wie dir die Sache mit Rachel nahegeht«, sagte Mr. McCarthy. »Und uns ist nicht entgangen, wie viel Zeit du mit ihr verbringst. Kumpel, du bist ein toller Freund. Jeder könnte sich glücklich schätzen, dich zum Freund zu haben.«
    »Bin ich echt nicht«, sagte ich. Mr. McCarthy schien mich nicht gehört zu haben, was wahrscheinlich gut war.
    »Und ich weiß, dass die Schule im Moment nicht deine Top-Priorität ist«, fügte Mr. McCarthy hinzu und starrte mir auf eine Weise in die Augen, die wirklich nervenaufreibend war. »Ist mir klar, Kumpel. Ich war in der Schule genau wie du. Ich war schlau und habe mich nicht angestrengt und immer nur gerade genug getan, um durchzukommen. Und bis vor Kurzem hast auch du genug getan, um durchzukommen. Aber hey.«
    Er rückte näher heran. Ich versuchte mir Mr. McCarthy als Schüler vorzustellen. Aus irgendeinem Grund erschien er als Ninja vor meinem geistigen Auge. Er schlich spätnachts in der Cafeteria herum und lauerte auf Opfer, die er ermorden konnte.
    »Hey. Deine schulischen Leistungen leiden definitiv. Das ist ein wahrer Fakt. Ich habe mit deinen anderen Lehrern geredet. Du bist in allen Fächern unkonzentriert, beteiligst dich nicht am Unterricht und vergisst deine Hausaufgaben. Und in einigen Fächern, Kumpel, bist du ziemlich stark abgesoffen. Hier kommt noch ein wahrer Fakt: Rachel … will nicht … dass du durchfällst.«
    »Ja«, sagte ich.
    Ehrlich gesagt war ich stinksauer. Einerseits, weil Mr. McCarthy und ich immer ein entspanntes Lehrer-Schüler-Verhältnis gehabt hatten, in dem es kein einziges ernsthaftes, nerviges Gespräch dieser Art gegeben hatte – ein großartiges Verhältnis. Doch damit war es jetzt anscheinend vorbei. Andererseits war ich angepisst, weil ich wusste, dass er recht hatte. Ich machte eindeutig nicht alle meine Hausaufgaben. Schon etliche Lehrer hatten mich darauf hingewiesen. Ich hatte sie ignoriert, aber Mr. McCarthy zu ignorieren fiel mir schwerer, denn er war zwar ein unsäglicher Kiffer, aber auch der einzige vernünftige Lehrer an der ganzen Benson.
    »Kumpel, das ist jetzt die Stunde der Wahrheit«, sagte Mr. McCarthy. »Es ist dein Abschlussjahr, und danach bist du weg. Lass dir eins sagen: Nach der Highschool wird das Leben immer nur besser. Im Moment steckst du in einem Tunnel. Da hinten am Ende flimmert ein Licht. Zu diesem Licht musst du es schaffen. Die Highschool ist ein Alptraum , Kumpel. Möglicherweise sind es die schlimmsten Jahre deines Lebens.«
    Ich wusste nicht recht, was ich dazu sagen sollte. Der Augenkontakt bereitete mir Kopfschmerzen.
    »Also musst du es hier rausschaffen. Du darfst nicht durchfallen. Du hättest zwar im Moment dafür die beste Ausrede der Welt, aber du darfst sie nicht bringen. In Ordnung?«
    »Ja.«
    »Ich werde alles für dich tun, was in meiner Macht steht, weil du ein großartiger Kerl bist. Fuck, Greg, du bist sogar ein verdammt großartiger Kerl.«
    Ich hatte Mr. McCarthy noch nie das F-W ort sagen hören, darum war wenigstens das ein bisschen aufregend. Mein Exzessiver-Bescheidenheits-Reflex ließ sich diese Gelegenheit dennoch nicht entgehen.
    »So toll bin ich gar nicht.«
    »Du bist ein absoluter Hammer«, sagte Mr. McCarthy. »Nicht mehr, nicht weniger. Und jetzt geh in deinen Kurs. Hier ist deine Entschuldigung. Wir finden alle, dass du der totale … unglaubliche … Hammer bist.«
    Auf dem Zettel stand: »Ich musste eine wichtige fünfminütige Unterredung mit Greg Gaines führen. Bitte entschuldigen Sie sein Fehlen. Er ist der Hammer. – Mr. McCarthy, 11:12 Uhr.«
    Zu Hause durchlebte Gretchen unterdessen eine Phase, die es ihr unmöglich machte, eine einzige Mahlzeit bis zum Schluss durchzuhalten, wenn Dad

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