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Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono

Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono

Titel: Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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gebeten, um eine erneute Zulassung als Psychologin anzusuchen und ihn anschließend als Patienten in Behandlung zu nehmen. Dadurch hätte er seine Pflicht, das Geheimnis zu bewahren, auf mich übertragen können. Aber er hatte dabei wohl auch die leise Hoffnung, dass ich, gewiss eine größere Sünderin als er, an seiner Stelle den eigentlichen, den notwendigen Fehler begangen hätte.« Während sie sprach, geschah etwas Merkwürdiges mit ihr: Nach und nach wurden ihr die Zusammenhänge immer klarer.
    Der Polizeibeamte hatte ihr nicht wirklich zugehört, für ihn standen die Dinge bereits fest. »Aber ein Priester, der das Schweigegelübde bricht, das ist doch ein großes Vergehen. Die Kirche hätte ihn dafür verurteilt«, insistierte er.
    »Ja, aber seien wir ehrlich: Der Anwalt greift auch nicht dem Ausgang des Prozesses vor. Das, was Don Paolo getan hat, könnte vom kirchenrechtlichen Standpunkt her verurteilt werden. Aber ganz anders sieht es aus vor dem Gesetz der Menschen.« Das entsprach zwar ihrer Meinung, aber hundertprozentig davon überzeugt war sie nicht. Doch vor allem sprach sie nicht alles aus, was ihr gerade durch den Kopf ging.
    »Sie denken also, er hat Selbstmord begangen, weil er seinen Verrat gegenüber dem Sakrament der Beichte nicht ertragen konnte?«
    »Keineswegs. Unser Telefonat wurde ganz plötzlich unterbrochen, und in seinem Brief bittet mich Don Paolo, das Gesagte, als null und nichtig zu betrachten. Kommt Ihnen das nicht merkwürdig vor?«
    »Phantasien eines alten einsamen Mannes?«
    »Und was wäre, wenn man ihn dazu gezwungen hätte, sich umzubringen und den Brief zu schreiben? Oder viel einfacher, wenn er umgebracht worden war, weil der Täter Angst bekommen hatte, entdeckt zu werden?«
    »Dann müssten wir also eine Untersuchung einleiten.«
    »Oder die Ermittlungen über den Pädophilen, den Sie bereits suchen, einfach ausweiten.«
    »Uns liegen keine Anzeigen wegen Missbrauchs vor, nur einige vermisste Kinder, die kurze Zeit später wieder auftauchten und wohl eher den nachlässigen Eltern zuzuschreiben sind als einem Werwolf.« Der Polizist sah auf die Uhr.
    »Aber Sie wissen doch, dass das nicht stimmt.«
    »Ich weiß auch, dass Ihr Freund, der Priester, alles dafür tat, dass die Eltern keine Anzeige erstatteten. Das allein zählt für mich.«
    »Wollen Sie bei einem Vergehen wie Kindesmissbrauch tatsächlich erst darauf warten, dass jemand Anzeige erstattet, bis Sie eingreifen?«, beharrte Maria Dolores starrköpfig.
    »Zu wissen, dass etwas passiert, und zu wissen, wer in die Sache verwickelt ist, sind zwei ganz unterschiedliche Dinge. Zunächst einmal handelt es sich um nichts weiter als Gerede, und niemand weiß wirklich etwas Genaueres darüber. Haben Sie mir sonst noch etwas zu sagen?«
    »Nein, im Moment nicht«, schloss Maria Dolores, ohne auf seine letzten Worte einzugehen. »Haben Sie eigentlich bereits die Ergebnisse der Autopsie?« Eher ungewollt rutschte ihr diese Frage heraus, die außerhalb ihres Kompetenzbereichs lag.
    »Nichts von besonderem Interesse. Er hatte ein Beruhigungsmittel genommen, bevor er sich erhängte. Unseren Unterlagen zufolge muss er das allerdings regelmäßig geschluckt haben.«
    »Würden Sie mich bitte weiter auf dem Laufenden halten?«, fragte sie höflich.
    »Im Rahmen meiner Möglichkeiten, gerne; Sie können nun nach Mailand zurückfahren.« Für die Kommissarin hörte es sich eher an wie: Hauen Sie endlich ab, und mischen Sie sich bloß nicht in meine Arbeit ein.

55
    »Also, erinnern Sie sich nun an die kleine Dunkle oder nicht?«, fragte Maria Dolores den Mann, der vor ihrem Schreibtisch Platz genommen hatte.
    »Na sicher, an die kleine Möse erinnere ich mich sogar sehr gut«,kicherte er vor sich hin.
    »Antworten Sie bitte, wie es sich gehört«, schaltete sich Funi ein, der dem Verhör ebenfalls beiwohnte.
    »Was kann ich dafür, wenn Sie so blöd fragen.«Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, als habe er Durst. »Sie hießen Bernarda, Bernardina, hatten alle irgendwie den gleichen Namen.«
    Maria Dolores blickte den Polizisten an und gab ihm ein Zeichen, besser nicht weiter darauf einzugehen. Dann nahm sie das Wort wieder an sich: »Erzählen Sie weiter. Was ist passiert, nachdem sie irgendwann nicht mehr aufgetaucht waren?«
    »Nichts. Die Italienerinnen waren froh darüber, auch die frischen Negerinnen aus Afrika. Weil die kleinen Albanerinnen die ganze Arbeit gemacht haben. Und auch noch mehr dafür

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