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Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Priscille Sibley
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hatte.
    Außerdem hatten wir nichts wirklich Verwerfliches getan, und ein paar Zweifel waren doch ganz normal. Rein von der Logik her hätte ich mehrere Dutzend Gründe aufzählen können, die für eine Heirat mit Carol sprachen. Meine Gefühle für Elle hätten jedoch einen nach dem anderen ad absurdum geführt. Trotzdem versuchte ich mich zu überzeugen, dass dieser emotionale Ausrutscher lediglich ein Relikt aus unserer Kindheit war – abgesehen von der, wie Elle sagte, Sinnlichkeit.
    Ja, in Ordnung: Ich liebte sie.
    Während der folgenden Monate entfernte sich Elle immer weiter von mir. Wenn wir telefonierten, sprach sie kaum je von sich, stellte aber auch keine Fragen, die mich betrafen. Wir sprachen eigentlich nur über unsere Arbeit, und sobald ich Carol erwähnte, fand Elle schnell einen Grund, das Gespräch zu beenden. Ich glaubte, dass wir uns allmählich voneinanderlösten und dass es auch gut so war, denn immerhin wollte ich bald heiraten. Der Gedanke jedoch, dass eine Ehe bedeutete, Elle aus meinem Leben zu verstoßen, störte mich nach wie vor. Umso mehr, als es danach aussah, als würde sie sich selbst von mir entfernen.
    Im Dezember rief mich Phil Grey, der gerade in Manhattan war, im Krankenhaus an und bat um ein Treffen. Ich hatte an diesem Wochenende Bereitschaftsdienst. Montagmorgen kam Phil zu mir ins Krankenhaus. Er schüttelte mir herzlich die Hand. »Du hast mir nie gesagt, dass der Winter in Maine schon am 1. November anfängt.«
    »Warte ab«, grinste ich, »so richtig winterlich wird es erst im Februar oder März.«
    »Im März? Da kommt der Frühling!«
    »In Maine kommt der Frühling im Mai.«
    »Dann hast du also keine Lust, bei mir in der Praxis anzufangen?« Er deutete mit dem Kopf in Richtung Tür. »Komm, lass uns frühstücken gehen und ein paar Takte reden. Ich lade dich ein.«
    In einem Diner in der Nähe des Krankenhauses zählte mir Phil eine ganze Reihe von Gründen auf, die es geradezu unerlässlich machten, dass ich gleich nach Beendigung meiner Facharztausbildung bei ihm anfinge. Erstens: Einer der Teilhaber war drei Monate nach Phils Eintritt in die Praxis gestorben. Zweitens: Der eingestellte Ersatzmann litt seit einiger Zeit an Parkinson und konnte bereits seit vier Monaten nicht mehr operieren. Phil musste alle OPs übernehmen und arbeitete im Grunde allein. Eine Zeit lang würde er das noch durchhalten können, aber nicht für immer. Trotz seiner Meckerei über das Wetter liebten Phil und seine Frau die Gegend. Sie erwarteten ihr erstes Baby und wollten endlich richtig sesshaft werden.
    Ich erklärte ihm, dass Carol nicht mit sich reden ließe, wennes darum ginge, New York zu verlassen. Phil sagte, dass er das verstünde, aber ich solle es doch noch einmal versuchen. Ich sei seine erste Wahl, und er ließe mir eine Woche, mich zu entscheiden.
    Sieben Stunden später kam Carol ins Schlafzimmer und knipste das Licht an. »Du hast den ganzen Tag nicht geschlafen, oder?«, fragte sie.
    Ich umschlang ihre Taille, zog sie auf das Bett und küsste sie begehrlich. »Ich habe den größten Teil des Tages damit verbracht, durch den Central Park zu laufen und nachzudenken. Phil Grey war heute Morgen da.«
    »Phil? Wie geht es ihm? Warte, lass mich raten. Er hat das verschlafene Nest da oben endlich satt und ist in der Stadt, um sich nach einem anderen Job umzusehen.« Sie machte sich los und ging zum Schrank. »Hier«, sagte sie und warf mir ein gebügeltes Hemd zu. »Wir essen heute Abend mit meinen Eltern. Schon vergessen?«
    Ich blieb liegen und beobachtete, wie sie ihren Rock auszog. »Komm ins Bett. Lass uns ein bisschen spielen.«
    Sie lächelte und sah mich an. »Das ist zwar ein sehr verführerischer Vorschlag«, sagte sie, »aber der Bürgermeister kommt ebenfalls.«
    Ich rieb mir die Augen und gähnte. Wir hatten den Bürgermeister schön öfter getroffen. Beim ersten Mal war es für mich noch etwas ganz Besonderes gewesen, beim zweiten Mal hatte ich mich mit ihm gestritten und ihm ein paar Dinge gesagt, die Carol und ihr Vater ganz und gar nicht guthießen. Der Bürgermeister war ein regelmäßiger Gast bei den Wentworths, aber trotz seiner Stellung und seiner Macht empfand ich ihn nicht als interessanter als einige meiner Patienten samt ihren Familien. Dass Carol es nötig hatte, die Mächtigen des Landes zu hofieren, störte mich ungemein.
    Ich stand auf und stieg in eine Jogginghose. »Ich habe heute Abend keine Lust, auszugehen. Ich möchte etwas mit dir

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