Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
besprechen.«
»Ist es wichtig? Wir haben zugesagt.«
»Wie viele Gäste haben deine Eltern eingeladen? Ein Dutzend? Vielleicht zwei Dutzend? Kein Mensch wird uns vermissen.« Ich stellte mich unmittelbar hinter sie und küsste ihren Nacken, wo sie ausgesprochen sensibel war. »Hör zu, Phil hat mir einen Job oben in Portland angeboten. Ich würde gern zusagen und habe mich auch schon einmal umgehört. Es gibt nur zwei Fachärzte für Kinderchirurgie in der Gegend. Du könntest also …«
»Matt, das haben wir doch alles schon besprochen. Ich gehe nicht nach Maine.«
»Können wir nicht noch einmal darüber reden? Bist du nicht einmal bereit, Portland überhaupt in Erwägung zu ziehen? Die Stadt ist wirklich wunderschön. Es gibt ein Kunstmuseum …«
»Das kann einfach nicht dein Ernst sein. Ich bin New Yorkerin. Und schön? Klar, für ein Wochenende ist Maine sicher schön. Vor allem für Touristen. Aber ich will da auf keinen Fall leben. Wir können gern ab und zu hinfahren oder meinetwegen unsere Ferien dort verbringen, aber ich werde sicher nicht als Ärztin in Portland praktizieren.«
»Ich wünsche mir nur, dass du wenigstens einmal ernsthaft darüber nachdenkst. Alles, was du in New York hast, kannst du dort ebenfalls bekommen.«
»Ich weiß, es ist dir ernst, aber das ist es mir auch. Ich liebe die Energie, die New York ausstrahlt. Ich liebe die Leute hier. Die Vielfalt. Und alles das unmittelbar vor meiner Haustür. Nie und nimmer kann ich in einer Kleinstadt leben. Ich kann es einfach nicht. Die Leute sind alle so borniert.«
»Ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen, und meine Familie lebt immer noch dort.«
Sie seufzte und setzte sich auf den Bettrand. »Ich wollte nicht verallgemeinern. Deine Familie habe ich nicht gemeint, und dich schon gar nicht. Außerdem bist du in der Welt herumgekommen, hochintelligent und siehst wirklich gut aus.« Sie konnte ganz schön elitär sein, und sie beleidigte Menschen und Orte, an denen mir viel lag. Als sie mich küssen wollte, wich ich zurück.
Sie schob ihr Kinn vor. »Zieh dich bitte an. Ich möchte nicht zu spät kommen. Und danach werde ich dich bei Bedarf gern daran erinnern, wie unentbehrlich ich dir bin.«
Unentbehrlich. Das Wort hallte in meinem Kopf nach. Wer war mir unentbehrlich? Meine Familie. Carol. Elle. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Aber ganz sicher nicht Carols Eltern oder dieses Dinner mit ihren reichen, hochgestellten Freunden. Carols Eltern waren freundlich und höflich, aber noch nie hatte ich bei ihnen die geringste Wärme empfunden. Gegenüber Carol vielleicht, aber mir gegenüber nie. Sicher waren sie stolz auf ihre Tochter. Carol machte ihnen Ehre, und als Absolvent einer Eliteuniversität und Neurochirurg war ich ein in sozialer Hinsicht durchaus akzeptabler Partner für sie. Aber wirklich dicke Freunde würden ihre Eltern und ich wohl nie werden.
»Ich komme heute Abend nicht mit«, sagte ich. »Sag ihnen, ich wäre überarbeitet. Oder dass ich Bereitschaft habe. Sag ihnen irgendetwas, von dem du meinst, dass es dein Gesicht wahrt. Aber wenn du nicht einmal in Erwägung ziehst, mit mir nach Maine zu gehen, glaube ich nicht, dass ich auf Befehl schauspielern kann.« Ich zog ein Hemd und eine Kapuzenjacke an und verließ ihr Loft.
Die nächsten paar Tage herrschte Funkstille zwischen Carol und mir. Sie sprach nicht mit mir, weil ich sie hatte auflaufen lassen, ich hingegen hatte angefangen, mich zu fragen, was mir wichtiger war: sie oder der Job in Maine.
Ich rief Elle an, erreichte aber nur ihren Anrufbeantworter. Ich rief meinen Bruder Mike an, der mir riet, keine voreiligen Entschlüsse zu fassen. Ich rief Phil an und bat um mehr Bedenkzeit.
Er sagte, dass ich mich spätestens bis zum ersten Januar entscheiden müsse.
Carol und ich wollten Weihnachten in Maine verbringen. Genaugenommen lag mir daran, nach Hause zu fahren, Carol hingegen freute sich nur auf den anschließenden Skiurlaub. Mir wurde klar, dass es wahrscheinlich immer so sein würde. Für Carol war Maine allenfalls ganz interessant, aber sie würde es nie lieben. In New York hingegen würden wir das Leben führen, das sie gewöhnt war. Damit konnte ich mich abfinden, und es würde mir nicht einmal schwerfallen.
Wenn ich aber tatsächlich etwas verändern wollte, musste ich es bald tun. Kurz nach unserer Ankunft in Maine überließ ich Carol und Mom ihren Weihnachtseinkäufen und besuchte Phil in seiner Praxis. Ich lernte Welsh kennen, den ich auf
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