Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
irgendetwas Handschriftliches, das deine Argumentation unterstützt. Hast du in den Tagebüchern etwas gefunden?«
»Nichts, von dem du nichts wüsstest. Ich wollte unsere Gespräche über die Jahre hinweg ins Feld führen.«
Jake betrachtete seine Hände. »Wir brauchen mehr. Und die Zeit läuft uns davon. Lass mich dir beim Lesen helfen.«
Ich hatte nicht vor, Jake einzuweihen, dass Elle oder meine Mutter möglicherweise bei Alice Sterbehilfe geleistet hatten, aber es stand zu befürchten, dass er in den Tagebüchern Hinweise darauf finden könnte. »Ich habe keine Ahnung, wo die Tagebücher hingekommen sind, in denen es um die Babys geht.«
»Matt …«
»Die anderen sind und bleiben Privatangelegenheit, kapiert?« Ich starrte Jake an. »Außerdem glaube ich nicht, dass irgendetwas Nützliches drinsteht.«
»Dein Leben wird inzwischen auf den Titelseiten von Zeitungen in der ganzen Welt breitgetreten. Vielleicht solltest du in Sachen Privatangelegenheit unter diesen Umständen etwas weniger pingelig sein. Lass mich mitlesen.« Er grinste mich an.
Ich schüttelte den Kopf.
Sein Telefon klingelte. Er nahm ab. »Klar. Stell sie durch. Dr. Clarke, wir erwarten Ihre Aussage in dreißig …« Pause. »Verstehe.« Jake gab Blythe die Telefonnummer des Gerichts und bat sie, dort anzurufen, sobald sie Zeit hätte.
»Was ist?«, erkundigte ich mich.
»Sie ist mir irgendeiner schwierigen Entbindung beschäftigt, außerdem wurde gerade eine weitere Patientin mit vorzeitigen Wehen eingeliefert.«
»Dann kann sie also nicht vor Gericht erscheinen?«
»Nein. Aber ich will unbedingt, dass sie vor dir aussagt. Wir müssen alle Möglichkeiten ausschöpfen. Anschließend zeigen wir dem Richter die Ultraschallbilder des Babys und überrumpeln ihn dann damit, wie sehr du deine Frau liebst und wie sehr ihr beide euch ein Kind gewünscht habt.« Während er sprach, legte er Karteikarten in die entsprechende Reihenfolge. »Danach gedenke ich den Antrag auf Vormundschaft für das Ungeborene zur Sprache zu bringen. Das Timing ist ausgesprochen wichtig, damit es nicht nach einer Idee klingt, die der schieren Verzweiflung entspringt. Ich würde es gern als zusätzliches Ass ausspielen.«
»Will heißen?«
»Nach deiner Aussage befrage ich Father Meehan. Die Katholische Kirche lehrt, dass menschliches Leben mit der Empfängnis beginnt. Du und Elle seid beide katholisch. Damit gehört dein Kampf um das Leben des Babys zu deinem Recht auf Religionsausübung. Anschließend stelle ich den Antrag, dir die Vormundschaft über dein ungeborenes Kind zu geben, damit du dieses Leben schützen kannst, indem du Elles Recht auf Religionsausübung vertrittst. Es ist ein bisschen durchsichtig, aber rein rechtlich könnte es hinhauen. Zumindest hätten wir damit eine Möglichkeit, in Revision zu gehen. Wir können auch einen Antrag auf die texanische Auslegung der Patientenverfügung stellen. Normalerweise würde der Richter diese Variante nicht in Betracht ziehen. Wird der Antrag aber abgelehnt, haben wir die Möglichkeit, vor den Obersten Gerichtshof zu gehen, und schinden damit so viel Zeit, dass das Baby vielleicht bis dahin schon da ist.«
»Und wenn der Oberste Gerichtshof unseren Antrag ablehnt?«
Jake lächelte und schüttelte den Kopf. »Hat man dir schon einmal gesagt, dass du dir viel zu viele Sorgen machst? Vertrau mir doch einfach ein bisschen. Ich habe dir doch gesagt, dass ich das Ding schon schaukele. So, und jetzt gehen wir zurück zum Gericht und sehen zu, wie wir mit der Absage von Dr. Clarke umgehen.«
»Ach, noch etwas. Ich habe völlig vergessen, dir zu sagen, dass Carol Wentworth mir geschrieben hat. Erinnerst du dich an sie?«
»Ja, natürlich.«
Ich schob ihm den Brief über den Schreibtisch.
Er nahm und überflog ihn. »Der Generalstaatsanwalt der Vereinigten Staaten?«
44
Fünf Jahre vor dem Unfall
W enn ich je einer Frau Unrecht getan habe, dann war es Carol. Ich hatte nie die Absicht, es zu tun, und damals war ich mir dessen auch nicht bewusst. Ich glaubte felsenfest daran, dass wir eine auf gegenseitigen Respekt gegründete, gute Ehe führen könnten. Wir waren ein gutes Team. Trotzdem erzählte ich meiner Verlobten nicht, dass ich in Maine Elle wiedergetroffen hatte und dass die wenigen Stunden mit ihr zu großen Zweifeln angesichts meiner Entscheidung, Carol zu heiraten, geführt hatten. Carol brauchte das nicht zu wissen. Es würde sie nur verletzen, wenn sie wüsste, dass ich Elle geküsst
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