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Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu

Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu

Titel: Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Weiner
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Beispiel über einen Kollegen denken, dass er »nicht normal« und »komplett bescheuert« ist. Denken Sie nur an den Verkehr in unseren Straßen. Wie oft findet man, dass einem anderen Autofahrer »der Lappen entzogen« werden sollte oder fragt sich, warum jemand so langsam oder so schnell fährt. Regionen stehen dafür, ob man ein guter oder schlechter Autofahrer ist: »Natürlich … ein Heppenheimer!« Man selbst weiß es in diesem Moment selbstverständlich besser.
    Oft ärgern wir uns über etwas bei anderen, das wir selbst in uns tragen, oder das wir gerne hätten. Wahrscheinlich kennen Sie Situationen wie auf einer Party, auf der eine Frau laut und leicht überdreht, wild gestikulierend eine Geschichte erzählt. Automatisch richten sich alle Blicke auf sie und sie wird zum Mittelpunkt des Partygeschehenes, ohne Rücksicht, ob andere davon genervt sind und sich an den Rand gedrückt fühlen. Bevor Sie sich das nächste Mal nur maßlos ärgern, hilft es ungemein, sich unmittelbar und neutral zu fragen: »Will ich das auch haben?« oder »Habe ich es bereits?« So merken Sie schnell, ob Sie sich ärgern, weil Sie auch gerne mal im Mittelpunkt stehen würden oder weil Sie feststellen, wie ungut sich solch ein Verhalten für andere anfühlen kann. Eine solche Situation kann also, statt einfach nur zu verärgern, eine Menge dazu beitragen, dass man sich selbst besser kennenlernt. Indem wir uns selbst mit freundlicher Neugierde beobachten, können wir viel über uns lernen, was uns weiterbringt und Inspirationen für Veränderungen gibt.
    Ähnliche Situationen kommen täglich in allen möglichen Kontexten vor: Sie beobachten eine Kollegin und stellen fest, dass sie etwas in ihrem Wesen hat, das Sie auf die Palme bringt. »Will ich das auch haben?« oder »Habe ich es bereits?« Sie blättern eine Zeitschrift durch und denken sich dabei: Also wie diese Models sich zeigen, das ist ja skandalös! »Will ich das auch haben?« oder »Habe ich es bereits?«
    Es ist leicht, aus einem anderen Verhalten einen Gewinn zu ziehen, wenn wir Selbstbeobachtung, Humor und Freude zulassen.
    Negative Rückmeldungen
    Unangenehme Rückmeldungen, die man empfängt, können sehr verunsichernd sein. Besonders dann, wenn man sie schluckt, ohne vorher gut zu kauen. Sehr oft sind Menschen nämlich von negativen Rückmeldungen derart beeindruckt, dass es ihnen gar nicht in den Sinn kommt, diese Rückmeldung erst einmal auf ihre Richtigkeit hin zu überprüfen. Auf einmal steht ein Veränderungswunsch im Raum, der nur darauf abzielt, dass die schmerzvollen Kommentare endlich verstummen.
    Gab es unangenehme Bemerkungen, die Ihnen jetzt einfallen? Wenn ja, dann geben Sie diese gleich hier in den Kompost: Deckel auf, Kommentar rein, Deckel zu. Mal sehen, was im Verlauf der Lektüre daraus wird.
    Negative Rückmeldungen haben viele Gesichter. Sie kommen als Vorwurf, Bitte, Vorschlag, Diskussion und Flehen daher. Manchmal sogar als Bitte um einen Liebesbeweis: »Wenn du mich wirklich lieben würdest, dann würdest du das für mich tun!« Hinter allen Worten steht jedoch ein indirekter Vorwurf: Man ist in einem Punkt nicht gut so, wie man ist. Die meisten Menschen bleiben bei den Erwartungshaltungen des anderen hängen und fühlen sich unzulänglich, nicht passend, statt die Erwartungshaltung des anderen zu überprüfen. Sie erinnern sich an das erste Kapitel: Wir wünschen uns von anderen Menschen vor allem Anerkennung und Liebe. Kommentare – mögen sie noch so schmerzvoll sein – erscheinen erst einmal wie ein Weg. »Wenn ich es so mache, dann liebt sie mich!« Oder wir gehen davon aus, dass es ein anderer gut mit uns meint, weil er es vielleicht sogar noch betont. »Ich will dir mal was sagen, denn ich meine es gut mit dir. Hör mal auf, dich so in den Vordergrund zu drängeln, und lass dem Volker dieses Projekt. Du brauchst das doch gar nicht für deine Karriere!« Manche Menschen meinen es »gut« mit uns, die uns häufig gar nicht wirklich kennen. Wenn Sie im Angestelltenverhältnis berufstätig sind, dann ereilt Sie diese Rückmeldung regelmäßig im sogenannten »Mitarbeitergespräch«. Natürlich soll es in diesem Gespräch nicht nur um Kritikpunkte, sondern vor allem auch um Förderung gehen, aber ich bin mir nicht sicher, ob alle Führungskräfte das auch wissen. Sehr häufig bekommen Menschen in diesen Gesprächen gesagt, wie sie anders und damit besser sein sollen. Aber geht es wirklich um den Menschen, oder um den Profit einer

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