Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu
Abteilung, den Zugewinn für das Unternehmen? Dann, so finde ich, sollte das auch so gesagt werden. Es macht einen Unterschied, ob man in einem Bewertungsgespräch gesagt bekommt: »Also, ich finde Sie können mehr und ich möchte das in der Vorlage so festhalten, dass Sie hier zusichern, mit allen Ressourcen den angestrebten Umsatz zu erreichen.« Oder ob man hört: »Wir müssen mehr Umsatz generieren, davon sind auch Sie betroffen. Was Sie bis jetzt abgeliefert haben, reicht der Unternehmensleitung nicht. Wie sieht’s aus, wollen Sie noch mitspielen und wenn ja, wie hoch? Wir müssen eine Zahl notieren.«
Ich möchte Sie auch mit einer ganz besonderen Tücke bekannt machen, die ich aus Zielvereinbarungsgesprächen immer wieder zugetragen bekomme, und Ihnen dafür die Geschichte von Zoé erzählen. Zoé ist 25 Jahre alt und eine hochbegabte und sehr engagierte junge Frau. Ich kenne sie aus einem Mentoringprogramm. Obwohl sie noch sehr jung ist, betreut sie bereits ein kleines Team in ihrem Unternehmen. Nun wird das Unternehmen umstrukturiert und Zoé soll mit ihrem Chef und ihrer Aufgabe in ein anderes Fachgebiet, Controlling, umziehen. Das will sie nicht, also hat sie in einem Mitarbeitergespräch darauf hingewiesen und um eine Tätigkeit in einem anderen Bereich gebeten. Ihr Chef wurde sehr schnell mürrisch. »So wird aus Ihnen nichts!«, meinte er. »Sie sind ja viel zu emotional und dadurch richtig unflexibel! Arbeiten Sie an sich, damit Sie sich nicht Ihre beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten verbauen.« Zoé kam zu mir, bat um ein Coaching. Sie wollte anders werden, an sich arbeiten, weil sie die Rückmeldung ihres Chefs, da Respektsperson, sehr ernst nahm. »Ich bin zu emotional!«, meinte sie. »Zu unflexibel!« Zoé glaubte ihrem Chef und ging davon aus, dass er es, da wesentlich älter als sie und irgendwie auch väterlich, gut mit ihr meinen würde. Das stimmt so aber nicht. Viele Rückmeldungen kommen aus einer sehr egoistischen Ecke und dienen weniger dazu, einen Mitarbeiter zu fördern, als es sich selbst leichter zu machen. Lange sprachen Zoé und ich über ihre Situation und sehr schnell wurde ihr klar, dass sie als so begabte Frau gut daran tat, nach einem beruflichen Umfeld zu schauen, in dem sie alle ihre Talente zeigen darf. Sie ist nicht zu emotional und nicht unflexibel, sondern sie übernimmt Verantwortung für ihr Leben und das ist genau richtig. »Aber warum sagt mein Chef dann so etwas?«, fragte sie mich ratlos. Vielleicht, weil es eine erfolgreiche Strategie ist, Menschen zu kritisieren, da sie sich dann erst einmal mit sich selbst beschäftigen, sich fehlerhaft, unreif und klein fühlen und sich mit dieser inneren Haltung sicher nicht woanders bewerben. »Dein Chef will dich vermutlich behalten! Und für die Zeit eines Coachings hat er das ganz sicher geschafft. Würde er auf dein Talent und deine Bedürfnisse eingehen, dann müsste er dich weiterempfehlen. So bleibst du ihm und seinem Team erhalten und er weiß, dass er mit deinem vollen Einsatz rechnen kann.«
Wenn andere Menschen Ihnen also eine Rückmeldung geben, ihren Senf auf den Teller drücken, dann heißt das nicht immer, dass Sie wirklich in einem Punkt falsch gepolt sind oder der Impuls zu Ihrem Wohle ist, auch wenn Letzteres oft betont wird. Wie gesagt: Oft genug geht es einem Gegenüber mehr um sich selbst, mal bewusst, mal unbewusst. Sie können nicht in andere Köpfe schauen, aber Sie können lernen, Aussagen anderer Menschen auf ihren Wert hin zu überprüfen. Erkundigen Sie sich nach Beispielen, fragen Sie, wann und wo das Verhalten bemerkt wurde und wie eine Lösungsidee aussehen könnte. Vielleicht mögen Sie die Idee ja nicht und dann kommt diese Form der Lösung nicht infrage. Gibt es Alternativen? Benötigen Sie eine Form von Begleitung oder Unterstützung? Rückmeldungen sollten verantwortungsbewusst formuliert und aufgenommen werden. Das bedeutet, dass nicht nur der, der die Rückmeldung gibt, die Verantwortung trägt, sondern auch Sie ein Teil von dieser Schleife sind. Sie müssen prüfen und entscheiden, ob die Rückmeldung Ihnen etwas bringt und was Sie benötigen, damit der Output noch wertvoller wird. Wenn Rückmeldungen durchdacht und wohlwollend sind, haben sie nämlich eine überaus große Kraft und einen Gewinn. Menschen wissen nach einer reflektierten und ernst gemeinten Feedbackrunde, wo ihre Potenziale liegen und wie sie diese noch besser leben können – zum eigenen Nutzen und dem eines
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