Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu
irgendwann die Realität nach sich zieht.
Was aus der Ferne so beneidenswert aussah, entpuppte sich als ganz normales Leben, mit Höhen, Tiefen, Sehnsüchten, Glück und Schwierigkeiten. Nach seiner Rückkehr aus Paris war er von seinem Neid auf das Leben von Paul kuriert. Zwar war er noch immer unzufrieden, doch erkannte er nun besser, was ihm missfiel und was er gern ändern wollte, statt auf das zu starren, was ein anderer vermeintlich besaß. Er konzentrierte sich vielmehr darauf, wie er sein eigenes Familienglück realisieren konnte. Und es ist ihm tatsächlich gelungen, seinen Traum zu verwirklichen – nach und nach, jeden Monat ein wenig mehr. Einschneidend war für Paul dabei eine Übung zu Beginn: Er bekam von mir die Aufgabe, ein Wochenende lang penibel Buch darüber zu führen, wie seine Frau reagierte, wenn er sie anlächelte oder etwas Liebevolles sagte. Er war ganz erstaunt über ihre Reaktionen und die Häufigkeit des Lächelns, das sich auf einmal zwischen ihnen zeigte. Die Veränderung wurde dadurch unterstützt, dass er den Vergleich hinter sich ließ und stattdessen darauf sah, worin die guten Seiten seiner Ehe bestanden. Wenn er ab jetzt andere Menschen oder Paare zum Vergleich nahm, dann nur, wenn er sie auch richtig kannte und genau wusste, was er von diesen Menschen lernen wollte.
Liebe und Anerkennung zu wollen ist ein legitimer Wunsch. Durch Vergleiche können wir feststellen, was wir konkret gerne hätten. Aber wie lässt sich das dann erreichen? Dafür ist ein genauer Blick nötig: auf das, was ist und das, was wir gerne hätten. Lassen Sie sich nicht von anderen Menschen einreden, was Glück ist und was Sie genau bräuchten, um glücklicher zu sein. Der Weg in die Veränderung ist ein individueller. Nur Sie können herausfinden, was der Impuls zur Veränderung ist, warum Sie die Veränderung möchten und was die Veränderung in Ihrem Leben bewirken kann. Oder, wie ein Spruch aus Frankreich lautet: »Wandel ist eine Tür, die nur von innen geöffnet werden kann.« Alles andere, äußere Bedingungen, Genörgel und Kommentare sind Hinweise. Nicht mehr. Nicht weniger.
Kapitel 2 – Wenn andere Sie gern anders hätten
O ft genug ist man mit sich selbst ganz zufrieden, aber dummerweise die anderen nicht. Andere Menschen geben dann Rückmeldungen und Kommentare, was sie an einem für seltsam, merkwürdig, störend oder verbesserungswürdig halten. Manchmal kommen die Kommentare erbeten, häufig aber ohne, dass wir um ein Feedback gebeten hätten. Seit wir auf der Welt sind, kommentieren Menschen unser Sein, unser Auftreten, unsere Art (und stellen ihre Bedingungen, unter denen sie uns lieben würden!). Wo man hinschmeckt, jede Menge unerbetener Senf:
»Du bist so leise!«
»Du bist zu laut!«
»Sei doch mal ein bisschen rücksichtsvoller!«
»Hör endlich auf, immer so rücksichtsvoll zu sein.«
»Du bist halt nicht du selbst.«
Ist eine Rückmeldung positiv und charmant, dann sind wir erfreut und fühlen uns erkannt. Hagelt es Kritik, dann sind viele Menschen erst einmal getroffen. »Wie? Was? So sehe ich mich nicht. Das habe ich doch gar nicht gesagt!« Kritik von außen irritiert, ganz besonders dann, wenn wir sie nicht nachvollziehen können oder wenn der Mensch, der uns etwas rückmeldet eine Respektsperson für uns ist. Viele Rückmeldungen, die Menschen beispielsweise einst von ihren Lehrern erhielten, sitzen bis heute tief.
»Du kannst nicht singen.«
»Was, schreiben willst du? Bei den Fehlern, die du machst?«
»Wer deine Eltern kennt, weiß warum du komisch bist.«
»Aus dir wird nichts!«
»Ich könnte heulen, wenn ich seh, wie blöd du bist.«
Die schlimmen Kommentare und Rückmeldungen aus der Kindheit, Jugend und auch im Erwachsenenleben, sie wirken nach und deswegen tun Sie gut daran, diesen Sätzen nachzugehen. Ich habe jenen Rückmeldungen, die bis heute »Lähmungserscheinungen« auslösen, ein ganzes Kapitel gewidmet. Es handelt sich dabei um das große Gebiet der Glaubenssätze, das Sie im Kapitel »Was Sie prägt und steuert« finden.
Kommentare erzählen eine Menge über den Menschen, der sich zu dieser Äußerung bemüßigt. Das ist keine neuzeitliche Psychologie, sondern altes Bibelwissen: »Aber was siehst du den Splitter, der im Auge deines Bruders ist, aber den Balken, der in deinem eigenen Auge ist, nimmst du nicht wahr?« Das gilt natürlich nicht nur für andere, sondern auch für uns. Verfolgen Sie mal Ihre eigenen Gedanken, wie oft Sie zum
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