Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu
lange, bis ich dem Geschehen einen anderen Rahmen und damit eine neue Bedeutung gab. Fortan begann ich in dem »Ich mach mal eben …« den Wunsch anderer Menschen zu entdecken, mich zu berühren, mir nahe sein zu wollen. Warum auch immer, sagte ich mir, sie fassen mich gerne an. Dafür braucht es aber einen Grund. Mein Gegenüber muss also das »Haar auf meinem Pullover finden«, sonst ist die Berührung für ihn nicht möglich. Mit einem Mal wendete sich das Blatt, und das, was ich vorher beschämt als Zurechtweisung empfunden hatte, entpuppte sich als zärtliche Geste. Seitdem gönne ich den Menschen um mich herum meine Krümel und erfreue mich, wenn sie sagen: »Ich muss mal eben grad!« Aber gerne, natürlich, bitte greifen Sie zu!
Dieses Beispiel aber nur mal als Spaß am Rande oder als kleine Anregung für Sie. Das Umdichten klappt übrigens auch bei unbeeinflussbaren Prozessen. Etwa, wenn es einen auf die Palme bringt, dass manche Menschen häufig niesen. Das ist ein weitverbreitetes Phänomen.
Kleiner Tipp, sollten auch Sie dazu gehören: Deuten Sie die Nieserei um – etwa in: »Mit jedem Niesen wünscht mir jemand Glück!« Ich denke dabei noch die Worte »Fortuna! Fortuna!«, und schon geht es mir gut. Das Glück ist Ihnen da hold, wo Sie es sehen. Im Herbst, Winter und zur Pollenzeit ist für dieses Glück übrigens eine besonders gute Zeit.
Oder: Ein Kollege geht regelmäßig grußlos auf dem Flur an Ihnen vorbei und Sie finden das unmöglich? Denken Sie: »Oooh, er mag mich so, dass er sich nicht traut, mich anzusprechen.«
Oder: Ihre Mutter nörgelt wiederholt an Ihnen herum. Dichten Sie es um in ein »Aahh, das ist die Opernszene aus der Königin der Nacht.«
Oder: Ihr Partner ist verstockt und es bahnt sich ein Streit an? Setzen Sie sich beide eine rote Clownsnase dabei auf und mal sehen, was diese mit dem Streit und dem Verstockten macht.
Sie können Rückmeldungen annehmen oder ablehnen. Sie bewerten die Aussage einer Rückmeldung. Sie steuern deren Energie. Und Sie ziehen einen besonderen Gewinn daraus, wenn Sie möchten.
Sie sind die Herrin, der Herr über eine Rahmengroßhandlung. Was immer Ihnen gesagt wird und Sie über sich selber denken, Sie können es barock einrahmen, streng in Metall oder Sie wählen den Rahmen mit der Blümchenwiese. Es gibt übrigens auch Klapprahmen beziehungsweise einen Haken. Wenn Ihnen das Bild gar nicht gefällt, dann drehen Sie es um!
Im Übrigen könnten Sie sich auch selbst einmal eine wohlwollende Rückmeldung geben. Es ist erstaunlich, wie wenig Positives wir zu uns selber sagen. Da man dies nicht genug üben kann, finden Sie für Ihre eigene Lobeshymne hier ein wenig Platz (mit dem Gedanken im Kopf, dies großflächig auf Tafeln, Tapeten und Schildern fortzuführen).
Allein darüber nachzudenken, wie man sich selbst optimal aufbauen und bestärken könnte, oder mit welchen Worten das die beste Freundin, der beste Freund wohl täten, ist ein bisschen wie Kreise um sich selbst ziehen und sich dabei immer ein wenig näher kommen, bis man schließlich ganz nah am Kern ist. Aber Vorsicht: Wickeln Sie sich dabei selbst nicht ein!
Umgang mit miesem Senf
Ich habe es ja schon angesprochen: Jeder Kommentar, den ein anderer über uns abgibt, sagt weitaus mehr über den Sprecher aus als über uns. Deshalb: Glauben Sie erst einmal gar nichts von dem, was jemand ungebeten über Sie sagt. Stellen Sie es rundweg infrage. Und das meine ich wortwörtlich: Menschen, die zu allem und jedem ihren Senf abgeben, rechnen nämlich nicht damit, dass man diesen prüft. Erinnern Sie sich an Zoé: Ihr Chef ließ ein paar Sätze vom Stapel und gab Zoé damit was zu Kauen. Er beschäftigte sie damit. Zoé war leider viel zu perplex und eingeschüchtert, sodass sie gar nicht dazu kam nachzufragen. Fragen, Notizen oder gar schriftliche Rückmeldungen stören diesen Effekt. Meine Empfehlung: Fragen Sie nach, wie Ihr Gegenüber das meint. Bitten Sie um Beispiele, in welcher konkreten Situation Sie zu leise, zu laut, zu zurückhaltend, zu exaltiert – oder was auch immer Ihr Gesprächspartner behauptet – gewesen sein sollen.
Wenn Ihr Gegenüber zurückrudert und meint: »Ach, so war das ja nun auch nicht gemeint«, dann wissen Sie, dass Ihr Gesprächspartner mehr von sich als von Ihnen gesprochen hat und die Vorwürfe werden entkräftet. Kann er tatsächlich Beispiele vorlegen, können Sie anhand derer prüfen, ob Sie ihm zustimmen – oder auch nicht.
Hinterfragen Sie
Weitere Kostenlose Bücher