Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu
der Erfüllung oder Nichterfüllung abhängt. Es kann ein Ansporn sein, eine Motivation, einer Beachtung hinterherzurennen. Doch noch mal ein Aber … das Rennen muss Ihnen Freude machen. Das ist so ähnlich wie mit dem Applaus. Wenn ein Künstler auf die Bühne geht, weil er ohne Applaus nicht leben kann, dann ist das ein sehr schwieriges Leben. Wenn er auf die Bühne geht und Applaus dafür bekommt, was er selbst liebt, dann ist der Applaus ein zusätzlicher Gewinn.
Ich selbst habe erlebt, dass der Antrieb für eine Veränderung durchaus von außen angestoßen werden kann. Ich war 28 Jahre alt, frisch geschieden und verliebte mich in Manuel, den schönen Anwalt aus der Nachbarschaft. Alles wollte ich dafür tun, damit er mich bemerkt. Nach verschiedenen Rechtsstreitigkeiten, die ich vom Zaun brach, war mir klar, dass Manuel sich nie für mich interessieren würde, weil er gebildet und ich ungebildet war. Er war Anwalt und ich ja nuuuur Erzieherin. Ich sah darin ein sehr, sehr unterschiedliches Niveau. Also beschloss ich zu studieren. Das Studium eröffnete mir eine neue große Welt. Manuel lernte ich dann während meines Studiums auf privater Ebene kennen. Wir fanden uns toll und haben uns angefreundet – aber eben ein paar Jahre später. Bei einem Glas Wein erzählte er mir, dass er mich von Anfang an sympathisch fand, er sich nur vorgenommen hatte, nicht mit einer Klientin auszugehen. Das war also der Grund gewesen und nicht, weil ich ungebildet war. Ich bin froh, dass meine Annahme nicht stimmte, und ich bin mir sicher, dass ich, egal mit Manuel oder ohne, irgendwann sowieso studiert hätte, weil mir Bildung und Wissen sehr wichtig sind. Er war mir jedoch ein hübscher Impuls, eine Anregung, um die Veränderung zu wagen. Eine Bedingung hätte bei mir übrigens nicht funktioniert, da Bedingungen mich bockig machen.
Sie bestimmen Ihre Veränderung. Diese kann von außen angeregt werden. Der Motor der Veränderung aber sind Sie selbst.
Unser Gegenüber, unser ganzes Umfeld bestimmt, ob wir uns als passend oder nicht passend empfinden. Das kann mit sich bringen, dass wir gar nicht besser sein wollen als andere, sondern wie die. Endlich nicht mehr auffallen. Nicht mehr so schlau sein, so dumm, so schön, so merkwürdig – die Wünsche sind individuell oft sehr verschieden:
»Ich war immer die Schönste, das war nicht lustig, wissen Sie?«
»Ich war immer die Hässlichste, das ist erst mal unlustig, wissen Sie?«
Gemeinsam ist jedoch allen der große Wille, dazuzugehören. Die rosa Ente möchte gelb sein, um zur Gruppe zu passen. Wenn ich wie die anderen bin, denkt sie, dann bin ich genauso gut.
Auch dieser Wunsch hat einen Hintergrund. Menschen, die zu einer Gruppe gehören, waren in der Urzeit durch die Gruppe geschützt. (»Ich will so sein wie ihr, damit ich mir eurer Liebe und/oder Anerkennung sicher bin. Bin ich geliebt und/oder anerkannt, bin ich geschützt.«) Wer anders war, wurde ausgegrenzt und dadurch auch schutzlos. Vereine, Verbände, Clubs und Netzwerke können mehr bewirken als Einzelkämpfer. Dass das so ist, das haben wir sozusagen in den Genen. Deswegen wollen schon Kinder dazugehören und wenn möglich das gleiche Pausenbrot wie die Banknachbarin im Ranzen haben. Nicht Schinken und Ei, sondern Ei mit Schinken.
Wir möchten auf gar keinen Fall anders sein oder aus dem vorgegebenen Rahmen fallen. Viele Menschen verharren in diesem Wunsch. Sie streben danach dazuzugehören und nicht aufzufallen, schon gar nicht negativ. Die unaufdringliche, gefällige Mitte wird anvisiert. In Japan gibt es sogar eine Steigerung davon: Die »Mitte der Mitte« heißt das erstrebenswerte Ziel dort. Denn im Gefühl dazuzugehören, stecken Anerkennung und Geborgenheit.
Ziehen Sie die richtigen Vergleiche?
Meine mütterliche Freundin Helga ist 75 Jahre alt. Sie ist eine muntere, selbstbewusste Frau, die für ihr Leben gern wandert. Ihren Urlaub verbringt sie oft mit Wandergruppen in den bergigen Landstrichen dieser Welt. Sie genießt das. Doch beim letzten Mal verlief ihr Urlaub alles andere als angenehm. Sie wurde von einem frühpensionierten Erdkundelehrer (50 Jahre) wandertechnisch fast zur Strecke gebracht. Statt in frischem Tempo die Landschaft zu genießen, machte der diesjährige Wanderleiter aus der Wander- eine Rennstrecke. Ihm ging es darum, möglichst viele Gipfel in möglichst kurzer Zeit zu erreichen. Das Unterwegssein, das Wandern an sich, war ihm weniger wichtig, sein Hauptaugenmerk lag auf dem
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