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Ich war ein Glückskind - mein Weg aus Nazideutschland mit dem Kindertransport

Ich war ein Glückskind - mein Weg aus Nazideutschland mit dem Kindertransport

Titel: Ich war ein Glückskind - mein Weg aus Nazideutschland mit dem Kindertransport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Internat kamen, hatte Mrs Rix mir eingeschärft: »Ich erwarte, dass du meinen Sohn mit Master Billy und meine Tochter mit Mistress Elizabeth anredest, verstanden?«
    Das tat ich natürlich.
    Und immer wenn ich das tat, sahen mich sowohl Billy als auch Elizabeth an, als käme ich von einem fremden Planeten, und liefen dann weg, um miteinander Tennis zu spielen.
    Mrs Rix hätte keinen besseren Weg finden können, um dafür zu sorgen, dass ihre Kinder mich von Anfang an ablehnten!
    Und im Laufe der Zeit stellte ich fest, dass meine Essensportionen immer kleiner und kleiner wurden, ebenso wie die Wassermenge, die Mrs Rix mir zum Baden zugestand.
    Ihr Sohn und ihre Tochter ließen sich im Esszimmer die leckersten Gerichte schmecken und nicht selten musste ich dann hinter ihnen aufräumen.
    Ab und zu unternahm Mrs Rix aber doch einen Versuch, nett zu mir zu sein, wie du hier in meinem Brief sehen kannst.
    Liebste Eltern,
    verzeiht, dass ich diesmal nur eine Postkarte schreibe, aber ich muss Euch unbedingt etwas erzählen.
    Mrs Rix hat mich heute ins Kino eingeladen, in den Film »The Four Feathers«.
    Ich habe aber nur einzelne Wörter verstanden, nicht den ganzen Inhalt.
    Wenn das Publikum hier in England zufrieden ist, klatscht es Beifall.
    Schade, dass Ihr nicht hier seid. Ich hätte den Film so gern mit Euch zusammen angeschaut.
    Wenn wir uns wiedersehen, werde ich Euch eine Stunde lang nur küssen!
    Wann und wo werden wir wieder zusammen sein?
    Wir müssen uns wohl noch gedulden.
    Schade, dass die Zeit bis zu unserem Wiedersehen nicht wie im Flug vergeht.
    Eure Euch liebende Tochter
    Marion
    Ich war froh, dass ich meinen Eltern etwas Positives berichten konnte. Denn ich wollte auf gar keinen Fall, dass sie sich Sorgen um mich machten oder dass sie von der Pfarrerswitwe enttäuscht wären, die ihnen so liebenswürdig geschrieben hatte, bevor sie mich nach England schickten.
    Im Laufe der Zeit verlor Mrs Rix zum Glück jedes Interesse an meinen Briefen. Wie verlangt legte ich sie ihr zwar jedes Mal vor, aber sie warf meist nur einen kurzen Blick darauf und gab sie mir dann zurück.
    Und irgendwann winkte sie nur gelangweilt ab, als ich ihr wieder einmal einen Brief zeigen wollte, und daraufhin hörte ich auf, sie ihr zu zeigen. Darüber war ich sehr froh.
    26. Juli 1939
    Meine herzallerliebsten und allerbesten Eltern der Welt,
    tausend Dank für die wunderhübschen Adressaufkleber und die Briefe. Was für eine Freude!
    Aber vor allem vielen Dank für Euren lieben Brief, den ich mit großer Freude gelesen habe.
    Da habt Ihr ja leckere Sachen gegessen!
    Hier gibt es nie so tolle Mahlzeiten, also schreibt mir bitte nicht mehr so viel über das Essen, besonders nicht über Obst, denn das haben wir hier gar nicht.
    Am Nachmittag kamen sehr reiche Leute zu Besuch. Und es gab herrliche Kuchen und Tee.
    Wir haben Krocket und andere Rasenspiele gemacht. Dazwischen gab es Eis. Hmmm, das war lecker!
    Ist mein neuer Regenmantel schon fertig, meine süße Mami? Bitte vergiss die Schärpe nicht. Und das blaue Kleid.
    Lernt Ihr schon Englisch, damit Ihr mit den Leuten reden könnt, wenn Ihr hier seid?
    Dann zeige ich Euch mein Englischbuch. Wann schickt Ihr mir Fotos? Leider kann ich Euch keine schicken, denn das würde mehr Porto kosten.
    Jetzt erzähle ich Euch noch ein bisschen mehr über mein Leben hier in England. Ich habe einige praktische Dinge gelernt, das wird Euch sicher freuen.
    Jeden Morgen mache ich mein Bett und manchmal staube ich auch ab.
    Um 9.45 Uhr Englischunterricht – das ist sehr nützlich.
    13 Uhr Mittagessen. Tisch abräumen und abtrocknen.
    Hausaufgaben.
    Bitte schickt mir Gesichtscreme und bunte Strümpfe, damit ich die teuren Seidenstrümpfe schonen kann.
    Vielleicht könnt Ihr mir auch noch ein paar Haarbänder schicken?
    Die englischen Mädchen haben schulterlange Haare und tragen ein Haarband. Niemand hat Zöpfe hier, aber alle schmücken ihre Haare mit Haarbändern, und das möchte ich auch.
    Die Wochenenden sind meistens sehr schön.
    Am Montag ist in ganz England Waschtag. Ich hänge die Wäsche zum Trocknen im Freien auf und danach bügle ich sie.
    Mrs Rix und ihre Kinder und ich sind zu einem Fest in einem wunderschönen riesigen Garten eingeladen worden – ich glaube, es ist der schönste Garten von ganz England.
    Es ist schön, so viele Einladungen zu bekommen, aber es wäre noch tausendmal schöner, wenn ich dort Deutsch sprechen könnte oder wenn mein Englisch besser wäre.
    Es ist nicht

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