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Ich war Hitlerjunge Salomon

Ich war Hitlerjunge Salomon

Titel: Ich war Hitlerjunge Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Perel
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einigen gefangenen Offizieren dolmetschen. In dem
    riesigen Lager drängten sich die von bewaffneten Soldaten
    bewachten Männer zu Tausenden. Sie waren kahlgeschoren
    und saßen im Schneidersitz ohne Wasser und Nahrung in
    der sengenden Sonne.
    Als ich eintrat, fiel mir sogleich ein Verletzter auf, der am
    Boden lag und nur mit einem russischen Militärrock bekleidet
    war. Der ganze Unterleib war nackt, anstelle des Geschlechts
    klaffte eine tiefe Wunde. Er stöhnte und flehte um Wasser.
    Ich dachte an den russischen Soldaten, der mich vor dem
    Ertrinken gerettet hatte. Aber ich hatte weder die Mittel noch
    die Möglichkeit, ihm zu helfen. Ich flüsterte ihm ein paar
    tröstende Worte zu und folgte schweren Herzens den zwei
    deutschen Offizieren.
    Wir erreichten die von hohen Bäumen umzäunte Baracke
    der gefangenen Offiziere. Im Gegensatz zu den unzähligen
    einfachen Soldaten wurden die Offiziere bevorzugt behan-
    delt und sahen noch menschlich aus. Man befahl mir, ihnen
    das Reglement zu übersetzen, das auch Bestimmungen zur
    Aufrechterhaltung der Ordnung und die Strafen im Falle der
    Zuwiderhandlung enthielt.
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    Meine Dolmetschertätigkeit war nicht besonders schwierig,
    und ich staunte, wie schnell ich mich in meiner neuen Funk-
    tion zurechtfand. Bei jeder Begegnung mit meinen natürlichen
    Verbündeten, den russischen Gefangenen, mußte ich meinen
    Schmerz über ihre Niederlage und Demütigung unterdrük-
    ken. Allmählich trug mir mein tadelloses Verhalten bei den
    Verhören und Ermittlungen das Vertrauen und den Respekt
    meiner »Kameraden« ein. Sie fanden mich komisch in meiner
    zu großen Uniform und den riesigen Stiefeln, die mir das
    Aussehen eines gestiefelten Katers verliehen. Ich galt als der
    »jüngste Soldat der Wehrmacht«, was die Sympathie erhöhte,
    die ich genoß. Ständig stopften sie mich mit Süßigkeiten
    voll, fragten mich nach meinem Befinden und sorgten dafür,
    daß mir tags nicht zu heiß und nachts nicht zu kalt war. Sie
    begannen, mich ihren »Kumpel« zu nennen. Ich wurde für
    sie das Maskottchen ihrer Einheit, und sie teilten zuerst mit
    mir die Pakete, die sie von ihren Eltern erhielten.
    Meine potentiel en Mörder, die Feinde meiner Familie und
    meines Volkes, sahen in mir den Talisman für ihre Unversehrt-
    heit und ihren Sieg, während ich innerlich darum betete, sie
    mögen rasch sterben und den Krieg verlieren. Welch bittere
    Ironie des Schicksals!
    »Vorwärts, nach Osten!« hieß es bei jedem Schritt, und so
    rückten wir jeden Tag mehrere Kilometer vor, bis der Stadt-
    gürtel von Smolensk in Reichweite lag.
    In der Einheit herrschte allgemein eiserne Disziplin. Be-
    sonders gefürchtet war Hauptfeldwebel Haas. Hauptmann
    von Münchow trat selten in Erscheinung. Bei jedem Stel-
    lungswechsel wurde ein mit Wein- und Champagnerflaschen
    vol beladener Wagen mitgeführt. In diesem Wagen verbrachte
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    er den Großteil seiner freien Zeit in Gesellschaft von Offizie-
    ren der Nachbareinheiten. War ich zufällig allein in seinem
    Bunker, nutzte ich öfter die Gelegenheit, von seinem Schreib-
    tisch eine Zigarette zu stibitzen. Und die rauchte ich dann
    mit Vergnügen!
    Folgende Geschichte gibt ein Bild von der strengen Diszi-
    plin: Die Einheit rückte in unabhängiger Formation vor. Sie
    bestand aus einigen Dutzend Fahrzeugen, an deren Spitze
    sich der Wagen des Hauptmanns befand. Von Zeit zu Zeit
    fuhren der Offizier vom Dienst oder der Feldwebel mit ihren
    Motorrädern den Konvoi ab, um zu kontrollieren, ob alle
    Mann ihre Ausrüstung komplett dabeihatten, die Hände an
    der Waffe lagen und der Helm korrekt saß. Unsere Kampf-
    anzüge mußten bis zum letzten Knopf geschlossen sein. Nur
    in den heißen Nachmittagsstunden, wenn die Sonne stach,
    geruhte Herr Hauptmann sich unserer zu erinnern und gab
    den Befehl: »Obersten Knopf öffnen!« Die Weisung ging von
    Fahrzeug zu Fahrzeug. Ich saß hinten auf dem zweiten Wagen
    und durfte die erfreuliche Meldung weiter durchgeben. Lange
    Minuten verfolgte ich, was im Rest des Konvois geschah. Wie
    in einem Trickfilm drehte sich ein Kopf nach dem anderen,
    um die Anordnung weiterzusagen, und hob sich eine Hand
    nach der anderen zum obersten Knopf.
    Während meines Aufenthalts in dieser Einheit entwickelte
    sich eine freundschaftliche Beziehung zwischen mir und dem
    Sanitätsoffizier Heinz Kelzenberg. Mein ständiger Platz im
    Konvoi war in seinem Wagen. Wir nahmen unsere Mahlzeiten
    gemeinsam ein, und rasteten wir am

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