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Ich war Hitlerjunge Salomon

Ich war Hitlerjunge Salomon

Titel: Ich war Hitlerjunge Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Perel
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Straßenrand, erzähl-
    te er mir von seiner Familie, seiner Heimatstadt Köln und
    Deutschland im allgemeinen. Er brachte mir ein paar kölsche
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    Volkslieder bei, und ich schloß mich ihm eng an. Er war groß,
    hatte ein feines Gesicht und helles, sorgfältig gekämmtes, in
    der Mitte gescheiteltes Haar. Er gab mir als erster den netten
    Spitznamen »Jupp«, den die anderen rasch übernahmen. Bald
    nannte mich keiner mehr Josef, sondern ich war Jupp, der
    kleine Dolmetscher.
    Wir rückten rasch vor, besonders am Tage. Bei Einbruch
    der Nacht machte unsere Einheit auf einem günstigen Gelände
    Quartier, und wir legten die Wachablösungen fest. Die ande-
    ren trafen die Vorbereitungen für die Nacht. Der schlechten
    hygienischen Bedingungen wegen kam eine Unterbringung
    bei der Bevölkerung nicht in Frage. Wir zogen die Strohbal en
    in den Scheunen vor, aus denen wir unsere Betten bauten.
    Eines Nachts, ich schlief tief auf meinem Strohlager, fühlte
    ich, wie mir eine Hand über den Unterleib strich. Ich riß die
    Augen auf und sah Heinz’ vertrautes Gesicht neben mir. Ich
    war verblüfft über diese sonderbare Berührung. Ich schob
    mich schnell zur Seite, während er versuchte, mir näher zu
    kommen und dabei flüsterte: »Sei still, Jupp, ich will nur ein
    bißchen mit dir spielen.« Ich verstand nicht, was für ein Spiel
    er meinte, doch widersetzte sich meine natürliche Naivität
    diesem unbekannten Zeitvertreib. Ich packte meine Decke
    und verzog mich in eine andere Ecke.
    Am folgenden Tag taten wir beide so, als wäre nachts
    nichts geschehen, und verhielten uns wie immer. Es verstand
    sich von selbst, daß ich mir nicht erlauben konnte, einen von
    ihnen zu verärgern. Mit jemandem einen Streit vom Zaun zu
    brechen, wäre Wahnsinn gewesen!
    Eines Tages gingen wir in einem großen Schulgebäude
    in Stellung. An den Wänden hingen noch kommunistische
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    Parolen und Farbphotos von Stalin mit seiner geliebten Toch-
    ter Swetlana auf dem Arm. Auf ihrer weißen Bluse flatterte
    lustig ihre rote Krawatte, und das ganze breit lächelnde Ge-
    sicht strahlte Stolz und Glück aus. Sie salutierte nach Art der
    Pioniere: »Stets bereit!«
    Ich erinnerte mich, wie mein Vater mich einst auf den
    Arm genommen und sich mit mir im Kreise gedreht hatte.
    Ich hörte vergangenes Gelächter aufbranden. Nun war ich
    ein verlassenes Kind, umgeben von Handlangern des Teufels.
    Ich blieb allein in einem der Klassenzimmer. Das Heim-
    weh übermannte mich, trotzdem schlief ich irgendwann ein.
    Plötzlich spürte ich einen feuchten Lappen auf dem Gesicht.
    Der scharfe Geruch von Äther stach mir in die Nase. Heftig
    stieß ich den Lappen weg, bevor mich der Äther bewußtlos
    machte. Ich stand mit einem Satz auf den Beinen und sah
    Heinz vor mir, der murmelte: »So schlimm ist das doch gar
    nicht …«
    Mittlerweile hatte ich gezwungenerweise gelernt, mich in
    meiner neuen Identität wie in einer zweiten Haut zu bewegen.
    Schreck und Heimweh ließen nach und quälten mich weniger.
    Der starke Überlebenswille überlagerte alles und machte den
    Rest zweitrangig.
    Wir blieben ein paar Tage bei Smolensk. Und hier hatte
    ich Gelegenheit, an einem aufregenden historischen Ereignis
    mitzuwirken. Ich wurde in das Hauptlager der Kompanie
    gerufen, um das Verhör eines hohen russischen Offiziers zu
    dolmetschen, der soeben gefangengenommen worden war. Sol-
    che Begegnungen erfül ten mich mit heimlicher Freude, da all
    meine Sympathie und mein Mitgefühl den Gefangenen galt.
    Ich konnte ein wenig den inneren Aufruhr beschwichtigen,
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    indem ich verstohlen eine Freundschaft pflegte oder den Ge-
    fangenen etwas Nahrung zusteckte. Dies war mein armseliger
    Beitrag zum gemeinsamen Kampf, der darin bestand, unter
    solchen Bedingungen durchzuhalten. Meine neue Identität
    hatte mein Bewußtsein noch nicht deformiert. Meine neue
    Persönlichkeit begann sich eben erst herauszubilden.
    Ein Motorrad holte mich ab. Nach einigen Kilometern
    erreichten wir die Stelle, wo die russischen Offiziere festge-
    halten wurden. Es war ein strohgedecktes Häuschen, dessen
    Bewohner geflüchtet waren. Auf den Gesichtern der dort ein-
    gesperrten unteren Chargen und einfachen Soldaten malten
    sich die der Gefangennahme vorausgegangenen Schrecken ab.
    Ich spürte ihre Angst und ihre Sorge um die unmittelbare
    Zukunft. Die Wachposten zeigten auf einen Chargierten, und
    die deutschen Offiziere – mit Oberleutnant Henmann von der
    2. Kompanie der

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