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Ich war Hitlerjunge Salomon

Ich war Hitlerjunge Salomon

Titel: Ich war Hitlerjunge Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Perel
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Brust prangte das Eiserne Kreuz. Er war die
    Verkörperung des Junkers, Sohn konservativer preußischer
    Adliger. Für mich war er der Inbegriff des Nazis. Befand ich
    mich in seiner Nähe, verkrampfte ich mich unwillkürlich.
    Ich fürchtete, daß er Verdacht schöpfen und mich aushor-
    chen könnte, oder Ermittlungen anstellen ließ und dann aus
    meinen stammelnden Antworten die Wahrheit heraushören
    würde. Er hatte schon wiederholt Interesse für meine Person
    bekundet und fragte regelmäßig nach mir. Stets antwortete
    ich lächelnd, daß es mir gut ginge, doch verbarg das Lächeln
    schlecht die Röte, die mir ins Gesicht stieg.
    Jetzt sollte ich in seinem Zelt vorstellig werden. Würde es
    diesmal auf ein strenges Verhör hinauslaufen, dem ich nicht
    gewachsen war und unter dem ich zusammenbrechen würde?
    Ich flehte Gott um Beistand an.
    Mit der Zeit hatte ich mir eine einfache, überzeugende
    Geschichte zurechtgelegt, die ihr Mißtrauen zerstreuen und
    mir lästige Fragen ersparen sollte. Ich hatte vor zu erzählen,
    ich sei sehr früh Waise geworden, weshalb man mich ins Wai-
    senhaus von Grodno gebracht habe. An meine Eltern könne
    ich mich kaum erinnern und wisse auch nicht viel von meiner
    nächsten Verwandtschaft. Kurz: Ich sei allein auf der Welt.
    Um glaubwürdiger zu wirken, hatte ich mir noch eine Tante
    ausgedacht. Die habe mich früher hin und wieder besucht,
    und mit der hätte ich auch deutsch gesprochen. Wohin sie
    das Schicksal verschlagen habe, wisse ich nicht.
    Ich schritt zügig aus wie ein Soldat, der zum Appell
    beim Kommandanten antreten muß. Ich war in höchstem
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    Alarmzustand. Im Zelteingang standen Wachen. Ich trat
    heran und salutierte zackig. Innen hörte man wohl, wie ich
    die Hacken zusammenschlug. Das gefiel, und ich wurde mit
    einem Lächeln empfangen. Hauptmann von Münchow bot
    mir einen Platz an, und der Gefreite Gerlach mußte Wein
    und Gebäck auftragen. Plötzlich kamen mir Zweifel. War dies
    ein Traum oder Wirklichkeit? »Hast du schon einmal Wein
    getrunken?« fragte mich der Hauptmann. Ich verneinte. Ich
    hatte meine Lektion gelernt. Ich war in der Lage, die Wahrheit
    zu denken, während, ohne daß ich mit der Wimper zuckte,
    genau das Gegenteil aus meinem Munde kam.
    War der Herr Hauptmann naiv? Er hätte sich doch sagen
    müssen, daß ich zumindest am Seder abend vier Gläser Wein
    getrunken habe. Diese Mizwot , diese angenehmen Pflichten
    eines gläubigen Juden, mochte ich besonders gerne. Ich ent-
    sinne mich, daß mein Vater einmal an einem Sabbat vor dem
    traditionel en Essen ein Stück süße Hala , das weiße Zopfbrot,
    in ein stark alkoholisches Getränk getaucht und es mir zu
    kosten gegeben hatte. Ich wäre fast erstickt, Tränen traten mir
    in die Augen, und die Umsitzenden brachen in schallendes
    Gelächter aus.
    Während ich an diese glücklichen Augenblicke in meinem
    Vaterhaus dachte, antwortete ich, daß das Essen im Waisen-
    haus ungenießbar gewesen sei und selbstverständlich nie ein
    Tropfen Wein meine Lippen benetzt habe.
    »Wenn das so ist, kannst du ja mal einen guten Wein, ei-
    nen deutschen Mosel probieren.« Der Wein rann angenehm
    die Kehle hinab, das Gebäck war mürbe und köstlich. Was
    für ein schöner Krieg für den Herrn Hauptmann, dachte ich.
    Es entspann sich eine lockere Unterhaltung. Hauptmann von
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    Münchow äußerte nicht den leisesten Zweifel oder Verdacht,
    als ich ihm mein Leben so erzählte, wie ich es mir vorgenom-
    men hatte. Ich war beinahe erstaunt darüber. Ich meine sogar,
    diese Geschichte machte mich ihm sympathischer. Er lobte
    meinen Mut, mein tadelloses Betragen, meine ausgezeichnete
    Disziplin. Dann machte er mir einen verblüffenden Vorschlag.
    Er besaß ein großes Gut in Stettin in Pommern, war sehr
    reich, hatte aber keine Kinder. Und da ich ihm so gefiel,
    wollte er mich adoptieren … »Du wirst dann kein Waisen-
    kind mehr sein und in deinem neuen Vaterland ein schönes
    Zuhause bekommen.«
    Ich fiel aus allen Wolken. Etwas in mir flüsterte: »Wie
    kannst du dem zustimmen, du hast doch Eltern! Wäre das
    nicht ein Verbrechen an ihnen?«
    Mein Gewissen rebellierte, und ich zögerte mehrere Se-
    kunden lang. Die widersprüchlichsten Gedanken schossen
    mir durch den Kopf. Dann sagte ich: »Ich möchte gern.« Es
    gelang mir sogar, glücklich auszusehen und zu lächeln. Er
    bemerkte nicht, konnte gar nicht bemerken, was in diesen
    Augenblicken wirklich in mir vorging. Äußerlich schien ich
    ruhig und

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