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Ich war Hitlerjunge Salomon

Ich war Hitlerjunge Salomon

Titel: Ich war Hitlerjunge Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Perel
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kämpfende Hitlerjungen mit
    der Tapferkeitsmedaille auszeichnete. Die junge Wikinger-
    Generation konnte doch nicht zulassen, daß Fremde in ihr
    geliebtes Vaterland eindrangen. Auf dem Weg zur Front hatten
    wir starke Truppenbewegungen in der Gegenrichtung festge-
    stellt. Da hörte ich zum ersten Mal die pikante Bemerkung
    einiger »Waffenbrüder«: »Die da hauen ab und gehen nach
    Hause. Für die ist der Krieg vorbei.«
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    Aber warum kroch ich nicht aus meiner Schale heraus bei
    dem neuen Wind, der wehte? Trübsinnig blieb ich hocken,
    verwirrt und ohnmächtig. Ich weiß nicht, welche seelische
    Verfassung mich damals gehindert hat, aufzustehen und das
    Weite zu suchen. Die Front war ziemlich weit entfernt, aber
    man hörte deutlich den Kampflärm. Meine Stunde der Wahr-
    heit hatte geschlagen.
    Trotz meiner Verblendung hatte ich nicht vor, auch nur
    eine einzige Granate auf einen »feindlichen« Panzer zu werfen.
    Ich hatte nicht vergessen, daß nicht sie meine Feinde waren.
    Endlich wollte ich sie sehen, um ihnen zu bedeuten, daß
    sie willkommen seien. Tief aus meinem Innern stieg die so
    lange betäubte Hoffnung wieder auf, zwar leuchtete sie noch
    schwach, war aber stark genug, um allmählich die Nebel der
    letzten Jahre aufzulösen, dieselben Nebel, die mit unerschüt-
    terlicher Zuverlässigkeit meine wahre Herkunft eingehül t und
    geschützt hatten.
    Mein Erwachen erfolgte nicht blitzartig. Die ständige An-
    spannung des Kampfes um mein Leben, unter der ich seit
    Jahren stand, ließ nicht auf einen Schlag nach, sie dauerte an,
    verminderte sich indes nach und nach. Ich konnte die Haut
    des Feindes, in der ich überlebt hatte und die meine eigene
    geworden war, nicht so ohne weiteres wieder abstreifen.
    Der 21. April 1945 war der erste Tag meines zwanzigsten
    Lebensjahres. Einer der mit mir in Stellung liegenden Kame-
    raden gratulierte mir zum Geburtstag.
    Sechs Jahre waren seit meinem Aufbruch in dieses aber-
    witzige Leben vergangen, in vieren davon war ich meines Ichs
    beraubt und ein anderer geworden.
    Am Tag zuvor hatte der Führer Geburtstag. Wir hörten
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    Joseph Goebbels’ alljährlich wiederkehrende Ansprache an
    das deutsche Volk, in der, wie immer an diesem Tag, Hitler
    und ganz Deutschland gefeiert wurden. Ich erinnere mich gut
    seiner letzten Sätze. Mit deutlich veränderter Stimme hatte
    Goebbels erklärt: »Wenn wir Deutschen den Krieg verlieren
    sollten, ist die Göttin der Gerechtigkeit eine Hure des Geldes,
    und dann sind wir Deutschen nicht mehr würdig, auf dieser
    Welt weiterzuleben.«
    In derselben Nacht, zwischen dem Geburtstag des geschla-
    genen Führers undmeinem zwanzigsten Geburtstag, ereigneten
    sich große Dinge. Das Kriegsende kündigte sich an!
    Der Vorhang fiel. Ich hatte die Rol e, die mich das Schicksal
    auf der Bühne meines Lebens erfolgreich zu spielen gezwungen
    hatte, ausgespielt! Ein anderer Vorhang wurde hochgezogen:
    Die Selbstverleugnung und Isolation des jungen Juden Salo-
    mon, Sohn des Israel, war zu Ende.
    Ich erhielt das schönste Geburtstagsgeschenk, das ich mir
    und das sich wohl die ganze Welt vorstellen konnte!
    In dieser entscheidenden Nacht wurde mein leichter Schlaf
    durch gebrüllte Befehle in einer fremden Sprache und von
    schmerzhaften Schlägen mit einem Gewehrkolben unterbrochen.
    Meine schweren Lider konnten nur mit Mühe der gewalttä-
    tigen Aufforderung nachkommen. Ich wurde nicht gewahr,
    daß dies ein Erwachen nach einer ewigen Nacht war, in der
    meine Seele in der Verbannung gelebt hatte, und daß sich
    meine Augen nun dem Licht der Wahrheit und der Freiheit
    öffnen würden.
    Die amerikanische Armee nahm unser Lager im Sturm
    ein, ohne auf den geringsten Widerstand zu treffen. Dann
    erschien plötzlich eine kleine Einheit und befahl uns, uns an
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    der Wand aufzustellen. Die Männer beschlagnahmten alle
    Waffen und die gesamte Ausrüstung, die wir noch besaßen,
    und schichteten sie im Freien zu einem großen Haufen auf.
    Ich sah, wie mein Fotoapparat aus meinem Beutel gerissen
    wurde und in den Besitz eines amerikanischen Soldaten
    überging. Ich wagte nicht zu protestieren oder eine andere
    Reaktion zu zeigen.
    »Nazis an die Wand!« brüllten sie, bis auch noch der
    letzte von uns mit über dem Kopf gekreuzten Armen in
    der Reihe stand. Ich stellte mich mit den anderen mit dem
    Rücken an die Wand und sah einer neuen, unbekannten
    Realität entgegen. Es war wie eine Sinnestäuschung. Neben
    mir hörte ich es flüstern,

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