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Ich war Hitlerjunge Salomon

Ich war Hitlerjunge Salomon

Titel: Ich war Hitlerjunge Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Perel
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in der Nachbarstadt Hannover, die häufig bombardiert
    wurde, an solchen Hilfsaktionen teilgenommen hatten. Ich
    zögerte nicht, mit meinen Kameraden hinauszugehen und
    meine Pflicht zu erfüllen. Zumeist machten wir Kaffee und
    belegte Brote und verteilen beides an den Straßenecken.
    Ich bot aber auch all meine Kräfte und meinen ganzen
    Mut auf, wenn es sich darum handelte, ein Menschleben zu
    retten. Dies entsprach den Grundsätzen, nach denen mich
    meine Eltern erzogen hatten. Für mich war ein Mensch ein
    Mensch, gleichgültig, welchen Geschlechts, Alters oder welcher
    Herkunft er war. Insofern geriet ich nicht in Gewissenskon-
    flikte. Jeder unter den Trümmern seines Hauses begrabene
    Verletzte hatte ein Recht auf meine Hilfe. Ich dachte weder
    an sein vorheriges Verhalten, noch daran, was er mir zugefügt
    hätte, wenn er erfahren hätte, wer ich war. Im übrigen muß
    ich sagen, daß ich in diesen Momenten ganz Jupp war. Meine
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    äußere Erscheinung hatte die Herrschaft übernommen, ließ
    mich umherhasten und bei den Rettungsarbeiten mit anpacken,
    so wie es alle in meiner Umgebung taten.
    In den drei Jahren, die ich in der nationalsozialistischen
    Schule verbrachte, war ich unablässig bestrebt, in allen Fä-
    chern zu den besten Schülern zu gehören, und es gelang mir
    mühelos. Eine ungeheure Kraft trieb mich an. Ich ging ganz
    im Lernen auf. Andererseits wußte ich mich allem fern zu
    halten, was mich hätte deprimieren oder in emotionaler Hin-
    sicht erschüttern können. So muß ich also zugeben, daß ich
    bisweilen meine Vergangenheit vergaß.
    Mein Leben ähnelte einer Uhr, deren Pendel an zwei Ex-
    treme schlug; auf der einen Seite befand sich das vorläufige,
    falsche und auferzwungene Leben, auf der anderen das echte,
    tief verwurzelte, doch verborgene.
    Mein Pendel schlug unregelmäßig. Meist blieb es an Jupps
    Welt hängen. Dann schlug es für eine bestimmte Zeit zum
    anderen Ende aus. Kam es von Salomon zurück, unterzog
    es sich zuerst einer Gehirnwäsche, bevor es wieder zu Jupp
    zurückschwang.
    Ich hatte manchmal Mühe zu erkennen, in welcher Persön-
    lichkeit ich mich gerade aufhielt. Mein Doppelleben brachte
    mich selber durcheinander, und oft hätte ich nicht zu sagen
    vermocht, welche Rol e ich lieber spielte. So war auch ich über
    die Siege »unseres Vaterlandes, unseres großen Deutschlands«
    hellauf begeistert. Ich hielt mich sogar meinen Kameraden
    gegenüber mit Freudenbezeugungen nicht zurück, wenn be-
    eindruckende Heldentaten bekanntgegeben wurden. Sieges-
    meldungen nahm man begierig auf. Handelte es sich um
    einen großen Erfolg, brach Jubel aus, und al e umarmten sich.
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    Auch mich ließ dieses überströmende Glück nicht kalt. Ich
    strahlte mit ihnen über jeden Schritt, der uns dem »Endsieg«
    näherbrachte. Ich verschwendete keinen Gedanken an mein
    Hauptziel oder an meine Zukunft nach der »Endniederlage«
    und geriet nicht in innere Konflikte. Es war keine wil entliche
    oder aufgezwungene Resignation, es war ein verhältnismäßig
    sicheres Mittel zu überleben oder über das nazistische Mör-
    derregime zu triumphieren.
    Oft wurde Luftgefahr 15 gemeldet, was hieß, daß feind-
    liche Flugzeuge fünfzehn Flugminuten von Braunschweig
    entfernt waren. Laut Vorschrift mußten wir sofort unsere
    Beschäftigung abbrechen und in die Luftschutzkeller ei-
    len. Wir gewöhnten uns schließlich an den Luftalarm, und
    mehrmals wurden wir überflogen, ohne bombardiert zu
    werden. Die Wachsamkeit ließ also nach. Gleichgültigkeit
    und Nachlässigkeit machten sich breit. Es gab »Mutige«, die
    beschlossen hatten, die Gefahr einfach zu ignorieren und in
    ihren Wohnungen zu bleiben. Doch was geschehen mußte,
    geschah. An einem schönen sonnigen Morgen kündigte der
    Rundfunk einmal mehr Luftgefahr 15 an, und diesmal ex-
    plodierten die Bomben und trafen unsere Wohnanlage. Alles
    rannte wie von Sinnen zu den Luftschutzkellern. Während
    dieser überstürzten Flucht kam einer meiner besten Freunde,
    Björn Folvik, der zu der jungen Garde der norwegischen
    Quislinge gehörte, ums Leben. Ich hatte gerade noch Zeit
    gehabt, mich in Sicherheit zu bringen, und war über den
    Tod meines Kameraden tief betrübt. Ich nahm ein Blatt
    Papier und verfaßte spontan ein Gedicht zu Ehren meines
    toten Freundes, das so anfing:
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    Nun liegt er tot auf dem Rasen
    mit dem Gesicht nach oben
    als wol t er sagen:
    Für’s heilige Vaterland
    vorwärts Kameraden!
    Ich verhielt mich und

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