Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquinn Garcia
Vom Netzwerk:
vor Louis das Gesicht zu verlieren, dem er bereits unaufgefordert seine Hilfe angeboten hatte.
    »Geh zu diesem Schwanzlutscher«, befahl mir Greg, »und zieh ihm mit einem Baseballschläger eins über die Rübe!«
    »Alles klar, Greg«, sagte ich, und schluckte schwer. »Was immer du willst.«
    Ich kannte Tommy. Er war ein netter Kerl, und er wusste, wer ich war. Da wir gemeinsame Freunde hatten, durfte ich mich vor ihm nicht blicken lassen. Der Fall wäre sofort zu Ende gewesen, wenn er jemandem erzählt hätte, dass ich verdeckter Ermittler war. Ich ging ihm aus dem Weg, obwohl ich Greg immer wieder versicherte, ich sei ihm hart auf den Fersen.
    Greg hatte viele Männer, die für ihn Gewaltakte verübten, doch selbst in den 1970ern scheute er sich nicht, jemanden persönlich zu ohrfeigen. Der Eigentümer eines Bauunternehmens haute DePalma einmal übers Ohr, und Greg tobte vor Wut. Eines Abends sah er ihn bei einem Essen. Greg ging zu ihm und schlug ihm voll ins Gesicht. Der Mann schrie regelrecht: »Greg, bitte tu mir nicht mehr weh!«
    An dieser Geschichte weidete Greg sich monatelang.
    »Dem habe ich eine gescheuert«, grollte er. »Dieser Kerl respektierte mich nicht. Ich hab ihm gesagt: Dafür wirst du bezahlen!«
    Wir kannten auch einen ehemaligen Bodybuilder, der jeden das Fürchten lehrte, wenn er ihn nur schief ansah. Greg ließ sich nicht im Geringsten von ihm beeindrucken. Der Mann wollte in einem Stripclub Ärger machen; aber Greg brachte ihn sofort zum Schweigen.
    So hart Greg auch war, er respektierte sein Leben lang die Traditionen der Mafia. Eine davon verlangt, dass der Boss alles bekommt, was er haben will. Greg erzählte mir oft die Geschichte von seinem schönen Jaguar XJ12. Eines Tages waren er und John Gotti zusammen in Pennsylvania, und John sah das Auto. Gotti war damals der Boss der Gambino-Familie, Greg nur ein Capo. Der Wagen gefalle ihm sehr, sagte Gotti.
    »O nein!«, pflegte Greg zu sagen, wenn er davon erzählte. »Was sollte ich tun? Ich gab ihm die Schlüssel.«
    Nach Gregs Erinnerung sagte John Gotti: »Was soll das?«
    »Ich schenke ihn dir«, erwiderte DePalma, der die Tränen nur mühsam unterdrückte. Sein geliebtes Auto war verloren.
    »Nein, das kann ich nicht annehmen«, erklärte Gotti; aber er meinte es nicht ernst. Greg hatte recht: »Was soll man machen – dem Boss eine Rechnung schicken?«
    Dennoch kannten Gregs Finanzen nur einen Weg: aufwärts. Er achtete immer darauf, an die Bosse abzudrücken, vor allem Geld, das nicht ihm ge­ hörte. Ich war sehr oft dabei, wenn Leute Greg einen Umschlag überreichten, der prall mit Bargeld gefüllt war. Es handelte sich um Schutzgeld oder um seinen Anteil an einem Coup, einem Kreditwucher oder einem Glücksspiel. Greg nahm nie Geld heraus und sagte: »He, Jackieboy, das ist für dich.« Er steckte alles, was er bekam, selbst ein, abgesehen vom Anteil der Bosse.
    Es ist ganz einfach: Je mehr Geld ein Mitglied abdrückt, desto wertvoller ist es für die Mafia. Ein lukrativer Mafioso muss nur bei schweren Verstößen gegen die Regeln der Organisation mit Strafe rechnen. Da er viel Geld einbringt, sitzt er näher am Thron. Sein Capo oder Boss arbeitet enger mit ihm zusammen und macht ihn zu seinem Vertrauten. Die beste Analogie, die mir einfällt, ist der College-Football. Die Spieler des Ohio State College haben kleine Kastaniensymbole an den Helmen. Warum? Weil ein Helm voller Aufkleber Respekt einflößt. Nun, Capos wie DePalma bemühen sich, so viel Geld wie möglich einzunehmen und an die Bosse zu zahlen; denn eines Tages sind sie vielleicht selbst ganz oben und wollen Geld verdienen. Sie wollen Macht und Respekt.
    Greg DePalma zu kennen war sehr einträglich. Die meisten Leute denken dabei an Schutzgeld. Aber die Opfer bekamen auch etwas für ihr Geld. Erstens hatten sie keine Wahl. Was hätten sie tun sollen? Sie konnten die Zahlung verweigern und die Polizei einschalten; aber sie waren nicht dumm. Sie arrangierten sich lieber mit der Mafia und nutzten dann ihre neue Verbindung, um das Geschäft anzukurbeln.
    »Siehst du den Typen dort drüben?«, hieß es dann, wenn das »Opfer« ­irgendwo auftauchte. »Der arbeitet mit den Gambinos zusammen! Am besten geben wir den Auftrag ihm – wer weiß, was sonst passiert!«
    Geschäftsleute, die Greg DePalma bezahlten, profitierten im Grunde sehr von ihm. Viele Firmen waren sehr gerne bereit, zwei Prozent »Mafiasteuer« zu zahlen; denn die Mafia vermittelte ihnen als Gegenleistung

Weitere Kostenlose Bücher