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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquinn Garcia
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werden, auf Augenhöhe mit den fünf anderen. Natürlich gefiel das den Sizilianern nicht besonders. Die Albaner gingen ins Waldorf-Astoria – das Revier der Familie Lucchese – und stellten Pokermaschinen in Lucchese-Lokalen auf. Sie schlugen Menschen zusammen. Dann drangen sie ins ­Revier der Cosa Nostra ein und erpressten Geschäftsleute.
    Die Albaner waren furchtlos. Im Jahr 1998 gingen sie ins Restaurant Valbella in der eleganten Vorstadt Greenwich in Connecticut. Der Eigen­ tümer dieses Lokals, das viele Stars besuchten, zahlte den Gambinos monat­ lich 5000 Dollar Schutzgeld, und sie durften essen, so viel sie wollten. Die Mafiosi hatten in dieser Goldmine einen reservierten Tisch. Als die Albaner das merkten, sagten sie sich: Warum bekommen wir dieses Geld nicht? Also gingen sie hinein und hängten den Eigentümer an die Decke, bis er einwilligte, nicht mehr an die Gambinos, sondern an sie zu zahlen. Jetzt hatten sie also den Tisch im Rao und das Schutzgeld von Valbella. Und sie unternahmen weitere Vorstöße ins heilige Land der Gambinos.
    Greg war im Gefängnis und konnte das Problem daher nicht selbst lösen. Stattdessen beauftragte er Nicky LaSorsa damit, den er persönlich zum Mitglied gemacht und später auf seine Abschussliste gesetzt hatte. Kaum hatte LaSorsa erfahren, dass die Albaner das Valbella erpressten, sagte er: »Zur Hölle mit diesen Mistkerlen!« Er ging in das Lokal, stellte sich als Gregs Vertreter vor und setzte durch, dass die Albaner kein Geld mehr bekamen. Dafür durften die Gambinos wieder kostenlos und nach Herzenslust essen. Als Greg im Gefängnis davon hörte, ging er an die Decke. Was nützte ihm das kostenlose Essen, solange er im Knast saß? Was war mit dem Geld? Nach seiner Entlassung sorgte er dafür, dass das Schutzgeld an ihn floss und dass er für sein Essen nicht bezahlen musste.
    Die Albaner waren hart und böse und taten, was immer sie wollten. Eben deshalb hatte die Mafia sie für Gewalttaten engagiert. Sie ermordeten Menschen und hackten sie in Stücke. Greg erzählte mir von einigen Mafiosi, die sich in der Bronx mit den Albanern getroffen hatten. Man warf sie splitternackt auf die Straße, und die Mafia unternahm nichts. Greg hielt das für eine Schande.
    Er beschloss, selbst ins Café Dion zu gehen, wo die Albaner meist herumhingen, um einiges klarzustellen.
    »Brauchst du Hilfe?«, fragte ich, beeindruckt von seiner Furchtlosigkeit. »Ich halte dir den Rücken frei.«
    »Nein, nicht nötig«, sagte Greg abschätzig. Er konnte seine Geschäfte auch ohne mich erledigen. Ich muss zugeben, dass er Mumm hatte. Er hielt sich an die Regeln und erwartete, dass diese Typen kuschen würden. Angst hatte er nicht. Greg ging ins Café Dion und löste das Problem mit dem Tisch im Rao und die meisten anderen Streitfälle zwischen den Albanern und der Mafia. Eines muss ich ihm lassen – er hatte den Mut, ins Lager des Feindes zu gehen und die Dinge auf die altmodische Art und Weise zu klären.
    Allerdings konnte er nicht alle Probleme ausräumen, und die Beziehungen zwischen den beiden Lagern verschlechterten sich. Ende September 2005 war die Lage so unerträglich geworden, dass die Gambinos sich zu einer entscheidenden Machtprobe mit den Albanern entschlossen. Arnold Squitieri, der Boss, nahm selbst daran teil. Die Gambinos waren der Meinung, dass man die Albaner zurechtstutzen musste – und zwar kräftig.
    Greg erzählte mir, die Konfrontation sei an der Tankstelle einer Autobahnraststätte in New Jersey ausgetragen worden. Vielleicht hört es sich wie eine Filmszene an; aber es geschah wirklich. Squitieri nahm eine Menge Feuerkraft mit: 20 bewaffnete Männer. In der Zwischenzeit zapften brave Bürger mit Familie bleifreies Benzin ab und fragten sich, was zum Teufel dort vorging. Die Albaner waren ähnlich ausgerüstet. Das Gespräch begann feindselig und eskalierte rasch.
    »Was ihr gestohlen habt, könnt ihr behalten«, erklärte Squitieri. »Aber jetzt ist Schluss. Andernfalls bekommt ihr Ärger. Habt ihr das verstanden?«
    Die Albaner antworteten auf diese Drohung draufgängerisch wie James Cagney. Ihr Anführer wandte sich an einen seiner Männer und sagte: »Wenn sie auf uns schießen, zielst du auf die Zapfsäulen; dann laufen wir alle weg.«
    Es war wie in Hollywood. Im Grunde sagten die Albaner: »Wir sind auch harte Jungs. Ihr wollt euch mit uns anlegen? Dann legen wir uns mit euch an!«
    Die Konfrontation hätte so oder so ausgehen können. Aber die Gam­binos

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