Ich war Jack Falcone
hatten 20 Männer und die Albaner nur ein halbes Dutzend. Und die Albaner hatten lange genug mit den Gambinos gearbeitet, um vor der Cosa Nostra Respekt zu haben. Darum blinzelten die Albaner an der Tankstelle zuerst. Irgendwie, erzählte mir Greg, kamen die Albaner zur Vernunf t … oder sie nahmen Squitieris Drohung ernst. An der Tankstelle waren sie in der Minderheit, und offenbar hatten sie endlich kapiert, dass der Gambino-Clan zu mächtig war, als dass man ihm in die Quere kommen durfte.
Greg berichtete, die Albaner seien in ihre Schranken verwiesen worden und hätten sich nie zum sechsten Verbrecher-Clan in New York entwickelt.
Natürlich verbrachte Greg nicht seine ganze Zeit damit, Albanern zu drohen. Einer der Ärzte, die er kannte, leitete eine Stiftung, die jedes Jahr ein Golfturnier veranstaltete, um Geld für herzkranke Kinder zu sammeln. Diese Stiftung nahm viel Geld ein, und ich weiß nicht, wie der Alte ins Spiel kam. Jedenfalls brachte er eine Menge Artikel für Sportfans mit, die während des Turniers versteigert wurden.
Aber Greg brachte nicht nur die Fanartikel mit, sondern auch einen ganzen Tisch voller Mafiosi und mit ihm verbündeter Geschäftsleute, von denen jeder 500 Dollar zahlte. Er nahm mich ein paar Mal mit, und ich muss zugeben, dass dies eine der am besten organisierten und einträglichsten Veranstaltungen war, die ich je gesehen habe.
Sie fand in einem schönen Country-Club im Westchester County statt und begann mit einem fantastischen Frühstück. Dann folgte ein Schießwettbewerb (sehr passend für Mafiosi). Jedes Loch hatte seinen eigenen Sponsor. Wer an einem Par-3-Loch nur einen Schlag brauchte, gewann ein Auto von einem Händler in der Nähe und so weiter. Da ich kein Golfspieler bin, fuhr ich mit meiner Vierergruppe lieber im Golfkarren herum. Danach gab es ein Essen mit Stars, Sportlern und führenden New Yorker Geschäftsleuten, eine stille Auktion für Fanartikel und eine Modenschau, auf der man Pelzmäntel kaufen konnte. Sie hatten einen umwerfenden Komiker, und das Essen war fantastisch. Alles war perfek t … abgesehen von meiner Gesellschaft.
Der Alte hatte sich zum Essen in Schale geworfen. Ich saß neben ihm an unserem Tisch. Den ganzen Abend kamen Gratulanten vorbei – Geschäftsleute, Politiker und viele andere –, um Gregs Ring zu küssen oder ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Sie behandelten ihn nicht wie einen Mann, der sein Leben lang kriminell gewesen war, sondern wie einen Star. Ich konnte es nicht glauben, dass all diese Leute sich öffentlich mit DePalma sehen lassen wollten, und es schockierte mich, dass seriöse Geschäftsleute für einen Platz an unserem Tisch bezahlt hatten. Unter ihnen waren Leute, die von Greg erpresst worden waren oder noch erpresst wurden, und solche, die er als Opfer im Auge hatte. Als Jack Falcone lernte ich, dass es keinen Mangel an Speichelleckern gibt, die gerne mit Mafiosi zusammen sind. Es ist erstaunlich. Die ganze Veranstaltung war für Greg eine »Akquisition«, weil er seine nächsten Opfer um sich versammelte und sich überaus charmant gab.
Ich hoffe, dass dies seine gute Seite war; denn eine andere habe ich nie gesehen. Aber es fällt mir schwer zu glauben, dass Greg von seiner jährlichen Teilnahme an diesem Ereignis nicht auf die eine oder andere Weise finanziell profitierte. Behielt er die 500 Dollar für einen Platz am Tisch ganz oder teilweise für sich? Oder machte er nur Werbung für sich und lernte Leute kennen, die er erpressen konnte? Bekam er einen Teil des Auktionserlöses? Übrigens – wer weiß, woher er die Fanartikel hatte. Sehr wahrscheinlich bekam er sie kostenlos im Austausch für einen freien Tisch und strich dann auch noch 500 Dollar pro Kopf ein. Wie dem auch sei, wir gehörten nicht auf diese Veranstaltung, so nett sie auch war. Wir waren verdammte Mafiosi! Aber das war Greg egal. Jedes Jahr sagte er: »Jackieboy, du musst unbedingt kommen! Wie viele Plätze willst du?«
Nach Monaten voller Besprechungen gelang es Greg endlich, sein Problem mit Nicky LaSorsa zu lösen. Jeder der beiden hatte versucht, den anderen umzubringen, aber Greg hatte Nicky in den Clan aufgenommen. Jetzt waren sie bereit, sich in einem Restaurant in der Bronx zu treffen und mit einem Kuss zu versöhnen. Und dieser Kuss ist in der Mafia wörtlich gemeint. Greg hörte auf, Nicky bei jeder Gelegenheit zu beschimpfen. Seine Lieblingsbezeichnung für Nicky war »Schwanzlutscher«; aber das bedeutete nicht viel,
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