Ich war nur kurz bei Paul
sich soweit glaubte, auch das Großfeld sicher im Griff zu haben, hatte dann die Trennung seiner Eltern und der anschließende Umzug seinen Träumen von der großen Fußballerkarriere zunächst ein Ende gesetzt. Nun ließ es sich aber in diesem neuen Verein, doch schon wieder hoffnungsvoll an.
Als Ralf am Samstag mit Paul die Paddeltour zum Ratzeburger See machte, erzählte er ihm stolz von seinem bevorstehenden ersten Punktspiel. Paul hörte ihm aufmerksam zu und freute sich, dass sich seine Prophezeiung hinsichtlich des Geburtstagsgeschenks seines Vaters als richtig erwiesen hatte.
Manchmal musste Ralf während der Tour husten, weil der Tabaksqualm aus Pauls Stumpen ihm immer wieder um die Nase wehte. Paul hatte mit Kanadier-Kanus noch keinerlei Erfahrung, deshalb saß Ralf als Steuermann auf dem hinteren Sitz, Paul vor ihm. Rhythmisch tauchten sie ihre Stechpaddel abwechselnd mal links, mal rechts ein, und Paul erwies sich als gelehriger Schüler.
Am alten Fährhaus Rothenhusen, am Nordrand des Ratzeburger Sees, legten sie an und sahen sich ein wenig um. Anschließend lud Paul ihn zum Eisessen ein. Das war richtig schön erfrischend. Zum Angeln waren sie an diesem Tag bisher nicht gekommen. Am frühen Nachmittag traten sie den Heimweg an. Ralf zeigte seinem Freund, wie man auf dem hinteren Sitz, auf der Steuermannsposition, die Paddel richtig führte. Erst klappte es nicht gleich, und sie fuhren eine ganze Weile im Zick-Zack, so dass Ralf anfing zu nörgeln: »Wenn wir so weiterfahren, wird der Rückweg doppelt so lang!«
Paul strengte sich an, und nach dem ersten Kilometer wurde die Fahrt merklich gerader. »Hätt' ich nicht gedacht, dass das Steuern so kompliziert ist. Aber ich hoffe, du bist jetzt zufriedener mit meinem Kurs?«
»Ist schon besser geworden. Das kann man nicht auf Anhieb, ist ein bisschen tricky ! Außerdem finde ich es schön, dass ich dir einmal etwas beibringen kann, sonst geht das ja eher umgekehrt.«
»Nein, nein, so ist das nicht! Ich lerne bei jedem unserer Treffen eine Menge dazu, das kannst du mir gerne glauben.«
»So?« Ralf war erstaunt. »Was denn?«
»Ich lerne durch die Gespräche mit dir, wie ihr jungen Leute heute denkt und womit ihr euch beschäftigt. Einiges weicht gar nicht so sehr ab von meiner eigenen Jugend. Vieles hat sich natürlich auch geändert, und das ist zum Teil auch gut so - zum Teil aber auch nicht! Ich beobachte das mit sehr großem Interesse! Ich glaub, dass viele Probleme zwischen den Generationen geringer wären, wenn sich beide Seiten mehr Mühe miteinander geben würden und einander besser zuhörten. Es lernen immer beide Seiten dazu. Ohne dich hätte ich zum Beispiel auch nicht das Kanufahren gelernt. Ich hätte es ganz sicher nicht allein unternommen, denn in meinem Alter findet man niemanden mehr, der bereit wäre, noch solch eine Tour zu unternehmen. Mir macht das große Freude, Junge, und ich danke dir, dass du mich mitgenommen hast!«
Sie mussten ausweichen, weil einer der regelmäßig verkehrenden Wakenitz-Dampfer kam und sie seitlich passierte. Durch dessen Heckwelle schaukelte ihr Boot lebhaft. Die kleine Gruppe von Haubentauchern, die mit ruckartigen Kopfbewegungen zielstrebig ihren Kurs steuerten, nahm davon wenig Notiz. Immer wieder fehlten plötzlich ein, zwei aus der Gruppe - sie tauchten urplötzlich weg und waren manchmal eine ganze Minute nicht zu sehen, erst dann ploppten sie plötzlich auf der Wasseroberfläche wieder auf, als seien sie dort aus dem Nichts materialisiert.
Vor ihnen tauchte das Restaurant Absalonshorst auf, das bedeutete, dass sie bald ihre Einsetzstelle erreichen würden, wo auch ihre Fahrräder und der Trailer standen.
Beim Abschied wünschte Paul ihm für den nächsten Tag viel Erfolg für das Fußballspiel. Heute war ein prima Tag gewesen und als Ralf an diesem Abend in sein Bett stieg, konnte er lange Zeit nicht einschlafen. Immer wieder gingen ihm die Bilder der heutigen Kanufahrt durch den Sinn. Diese Wakenitz war wirklich toll. Er nahm sich vor, demnächst auch einmal die abzweigenden Neben-Arme zu erkunden, die er heute gesehen hatte. Er dachte auch an Paul. Er war ein richtig guter Freund, auch wenn er schon so alt war. Darüber schlief er ein.
Das Spiel begann schleppend. Die erste Halbzeit blieb torlos, obwohl der Gegner anfangs kaum Durchsetzungskraft entwickelte. Das eigene Zusammenspiel klappte leider auch nicht so wie erhofft. In der
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