Ich war nur kurz bei Paul
Schwarze Nikes - Klasse! Sie passten, er behielt sie gleich an. Gutes Tragegefühl und dann die schraubbaren Stollen! Das waren genau die, von denen er geträumt hatte. Manchmal verblüffte ihn sein Vater: Der hörte ihm doch sonst nie richtig zu; weshalb er ihm gegenüber ja auch kaum noch etwas von sich erwähnte. Manchmal jedoch, das musste man dem Alten schon lassen, manchmal schien er doch zuzuhören.
Wie Ralf so, mit den neuen Schuhen an den Füßen, durch die Wohnung lief, sah er, dass die groben Stollen ein lustiges Muster an kreisförmigen Eindrücken auf dem Teppich hinterließen. Das machte Spaß! Inspiriert begann er ein Muster zu treten. Als er damit fertig war, zierte unverkennbar ein Fußball die Mitte des Wohnzimmers. Zufrieden betrachtete Ralf sein Kunstwerk. Es störten nur noch die anderen Tretspuren den Gesamteindruck!
Mit einem Frottee-Handtuch richtete er den überflüssig eingedrückten Teppichvelours wieder auf und schloss die Tür zum Wohnzimmer. Glücklich ging er zurück in die Küche, holte aus dem Eisschrank das übrig gebliebene Essen vom Vortag und wärmte es in der Mikrowelle auf. Jetzt erst merkte er, wie hungrig er war.
Als seine Mutter nach Hause kam, wunderte sie sich über die geschlossene Wohnzimmertür. »Was soll das? Hast du etwas kaputt gemacht?«
»Nein, Mama - was du immer gleich denkst! Schau nach und rate, was das sein soll?« Neugierig geworden, öffnete sie vorsichtig die Tür. Verständnislos sah sie auf das Muster im Teppich. »Was soll der Blödsinn, was hast du da gemacht? Sie sah sich um - hinter ihr stand, selig die Fußballschuhe hoch haltend, ihr Junge. Sie verstand augenblicklich. »Na also! Hab ich dir doch gesagt, dass Papa dich nicht vergisst - spät, aber immerhin!« Sie drückte herzlich seine Schultern und freute sich für ihn.
»Vergiss nicht, nachher bei Papa anzurufen, um dich zu bedanken, hörst du?«
»Muss ich das wirklich?«
»Na, das gehört sich doch wohl so! Je eher du daran gehst, desto schneller hast du es hinter dir.«
»Er ist doch sowieso nicht da, wenn man anruft!«
»Versuch macht klug! Mach's am besten gleich, während ich uns etwas zum Abendbrot bereite.«
Ralf ging in sein Zimmer und legte sich mit dem Telefon auf das Bett. Na schön, versuchen konnte er es ja. Barbara war dran. »Dein Vater ist noch nicht da, du weißt ja, dass er abends immer noch Kunden besucht. Kann ich ihm etwas ausrichten?«
»Ja, sag ihm von mir vielen Dank für das Geburtstags-Geschenk!« Einen Augenblick war Stille in der Leitung. »Ach, Ralf, das hatte ich ja ganz vergessen! Entschuldige bitte, zu dumm von mir, dass ich nicht dran gedacht hab! Herzlichen Glückwunsch nachträglich! Dein Vater hatte mir das gar nicht gesagt, aber er hat ja dran gedacht! Ich werd's ihm ausrichten!«
Das war Glück. Zufrieden legte Ralf wieder auf. Es fiel ihm schwer, sich bei seinem Vater zu bedanken; so war das viel besser! Hauptsache, Barbara vergaß es nicht auszurichten. Aber falls doch, war's jedenfalls nicht seine Schuld!«
Die neuen Schuhe brachten ihm Glück. Schon beim ersten Training schoss er zwei Tore, obwohl er eigentlich nicht dem Sturm zugeteilt war, sondern als linker Verteidiger agierte. Christoph hob anerkennend die Brauen und nickte ihm zu. Ralf fühlte sich inspirierter denn je. Zum Abschluss des Trainings gab Christoph dann die Aufstellung für das nächste Punktspiel am kommenden Sonntag gegen die Groß Grönauer bekannt.
Ralfs Name wurde als linker Verteidiger genannt. Er fühlte sich geehrt gleich nominiert worden zu sein, hatte er doch erwartet, auf der Ersatzbank zusehen zu müssen und zu hoffen, jedenfalls für einige Minuten eingewechselt zu werden. Er war glücklich darüber und sah es als ersten Schritt auf seinem Weg zur Aufnahme in die erste Mannschaft an. Vielleicht würde er schon im nächsten Jahr mit Lorenz zusammenspielen und trainieren können.
Lorenz spielte in der Ersten meistens als Mittelstürmer. Wenn er Tore schoss, hielt er mit seinen Erfolgen in der Schulklasse nicht hinter dem Berg. Und er schoss anscheinend oft die Tore für seine Mannschaft. Daheim, in Silberstedt, hatte Ralf im vorangegangenen Jahr in der ersten D-Jugend gespielt und sich mit der erforderlichen Kondition zunächst schwer getan, denn es war die erste Saison, die er auf dem Großfeld spielen musste. Das hatte sich dann aber nach einigen Monaten gebessert, und gerade als er
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