Ich war nur kurz bei Paul
es meisterhaft mit Pinsel und Öl gemalt war. Karl schien ihn direkt anzublicken. Ralfs Herz krampfte sich zusammen; es galt, keine Zeit zu verlieren!
»Paul, du rufst bei der Polizeistation und beim Tierheim an und fragst, ob die etwas wissen! Ich mache jetzt zuhause die Plakate.«
»Aber Junge, ich habe doch gar kein Telefon! Zur Polizei könnt ich mit dem Rad fahren; ist ja nicht so weit. Vielleicht fragen die von dort beim Tierheim nach. Das ist eine gute Idee!«
Ralf hatte die Plakate im Handumdrehen fertig. Zum Glück besaß er einen Scanner, mit dem er das Ölbildnis von Karl als Fahndungs-Foto auf dem Plakat einfügte. Mit dem dritten Probeausdruck war er endlich zufrieden. Stolz besah er es. Hatte er noch etwas vergessen? Unter dem Bild stand:
KARLCHEN IST WEG!
Vermisst seit 22. Juli.
Hinweise erwünscht!
Natürlich fehlte etwas:Die Telefonnummer!
Ralf entschloss sich, seine eigene Handy-Nummer anzugeben. Als dies geschehen war, füllte er einen Stapel Papier in den Schacht des Druckers und begann, einhundert Exemplare auszudrucken. Wegen des Bildes dauerte es eine Weile, und vom ungewohnten Geräusch des unermüdlich arbeitenden Druckers angelockt, kam seine Mutter ins Zimmer. »Was machst du denn hier?« Verlegen versuchte Ralf sich vor den Drucker zu stellen, aber seine Mutter schob ihn beiseite und nahm ein fertiges Plakat zur Hand.
»Aber du hast doch gar keinen Hund? Was soll denn das?«
»Das ist Karlchen, der Hund vom Paul. Er ist seit gestern Abend verschwunden. Wir haben schon alles abgesucht. Nun wollen wir es mit Plakaten versuchen, die wir im Stadtteil verteilen.«
»Und warum steht dann deine Handy-Nummer drauf?«
»Weil... weil, weil Pauls Telefon gerade 'ne Macke hat und es ist einfach zu wichtig, wenn man sich in so einer Situation nicht auf die Technik verlassen kann.«
»Hm, naja, vielleicht hilft es ja. Ist er denn schon einmal weggelaufen, euer Karlchen?«
»Nein, noch nie! Das ist es ja gerade. Wir können uns das nicht erklären.«
Seine Mutter gab sich damit zufrieden.
Für hundert Exemplare hatte die Tinte des Druckers nicht ganz gereicht, so dass er die letzten Exemplare vernichten musste.
Am nächsten Tag konnte Ralf den Schulschluss kaum abwarten. Er hatte sich mit Reißzwecken und Klebefilm bewaffnet und fuhr mit dem Fahrrad gleich nach der Schule los, um die Suchzettel anzupinnen und in den Geschäften auszulegen. Man zeigte sich seiner Bitte gegenüber sehr freundlich und aufgeschlossen, kaum eine Verkäuferin verwehrte ihm den Gefallen. Nur der fette Alte vom Eckkiosk winkte ab, weil er angeblich keinen Platz mehr frei hatte.
Ralf dekorierte auf dessen Absage hin, die in der Nähe stehenden Straßenbäume. Als er alle Zettel verteilt hatte, fuhr er zu Paul. Der hatte auch keine Neuigkeiten für ihn. Die Polizei wusste nichts - auch ein Anruf beim Tierheim war ergebnislos geblieben. Sie hätten zwar in den letzten beiden Tagen mehrere Hunde hereinbekommen , aber keine Beschreibung passte auf Karlchen.
Paul schenkte den Tee ein und, entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, paffte er in seinem Atelier einen Stumpen. »Ralf, mein Junge, hoffentlich bringt die Plakataktion etwas. Ich persönlich glaub's ja eher nicht. Der wär' längst von allein heimgekommen - wenn er gekonnt hätte. Aber warum kann er nicht? Vielleicht ist er angefahren worden und hat sich verletzt verkrochen? Das tun Hunde und Katzen für gewöhnlich, und dann findet sie kein Mensch in ihrem Versteck; da kannst du zwei Meter entfernt daran vorbei gehen, und die geben keinen Muckser von sich - verenden lieber.«
»Wollen wir denn doch noch einmal suchen gehen, Paul? Wer weiß? Vielleicht finden wir doch einen Hinweis!«
»Na, schön! Das ist allemal besser als hier Trübsal zu blasen. Dann komm, wir gehen noch einmal los!«
Bis zum späten Abend waren sie unterwegs. Ralf informierte seine Mutter über Handy, dass sie noch auf Hundesuche waren. Seine Mutter zeigte Verständnis, ermahnte ihn jedoch, spätestens vor dem Dunkelwerden daheim zu sein. Er versprach es.
Als sie schließlich erschöpft die Suche abbrachen und in Pauls Atelier zurückkehrten, briet Paul noch rasch ein paar Eier für einen so genannten strammen Max : Schinken auf Schwarzbrot mit Gurke und Spiegeleiern darüber. Trotz ihrer Traurigkeit machten sie sich mit Appetit darüber her. Dann musste Ralf heim.
Ralf schlief schlecht in
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