Ich war nur kurz bei Paul
zu.
Frau Böhmer stoppte die Musik und trat nun in die Mitte des Gruppenraumes. »Alle mal hergehört!«
Das Stimmengemurmel verstummte. Alle Blicke richteten sich auf sie. »Heute ist der letzte Abend unserer Reise und wir wollen doch ein wenig feiern. Ihr habt euch auf dieser Reise bisher gut benommen und das wird auch heute Abend und morgen der Fall sein. Feiern, gemeinsam feiern, stelle ich mir dennoch anders vor, als das, was ich hier sehe, liebe Leute! Dort die Herren der Schöpfung, hier die Damen...« Einige der Mädchen kicherten. »Grüppchen, wie auf dem Schulhof. Ich wette, die Herren dort diskutieren wieder einmal über Fußball und die Damen - na, ich denke, das Thema dürfte Musik sein. Welche Popsongs sind gerade in, habt ihr diese oder jene Gruppe schon gehört? -- Stimmt's?« Sie wartete keine Antwort ab, sondern fuhr sogleich fort: »Was haltet ihr davon, wenn wir jetzt einmal einen kleinen Tanzwettbewerb veranstalten?«
»Ooooh, nö...!«, tönte es von Seiten der Jungen. Frau Böhmer hob die Hand. »Diese Reaktion von euch habe ich erwartet. Ich weiß aber, dass mindestens zwei Drittel aller Mädchen Spaß am Tanzen haben und die Jungs sich nur nicht trauen. Mein Vorschlag ist, dass die Mädchen, als das mutigere Geschlecht, den Anfang machen. Nur wer Lust hat, wir wollen ja niemanden zwingen. Wir machen es so, dass immer eine Staffel von fünf Leuten in die Mitte kommt und dann wird sich einfach ungezwungen im Takt der Musik bewegt. Da ich auch gerne tanze, mache ich natürlich mit vier weiteren Mädels den Anfang. Wer traut sich?«
Die Jungen wurden neugierig. Da es sie noch nicht unmittelbar betraf, wollten sie sich den Spaß nicht entgehen lassen und setzten sich schon einmal in Positur. Die Mädchen steckten die Köpfe zusammen, kicherten vor Aufregung, man sah jedoch, dass viele anscheinend gerne tanzen würden.
Die ersten vier Mädchen fanden sich und stellten sich nun zu Frau Böhmer in die Mitte des Raumes. »Katrin, ich habe da eine CD von Michael Jackson neben den Ghetto-Blaster gelegt. Legst du die bitte auf?« Wenige Augenblicke später erklangen die ersten Takte von Thriller .
Frau Böhmer stellte sich in Pose, wartete ein paar Takte ab und begann dann lässig zu tanzen. Die Mädchen neben ihr sahen ihr bewundernd zu und versuchten es ihr gleich zu tun - unter dem Gejohle der Jungen, das aber rasch verebbte, denn die Fünfer-Gruppe kam überraschend schnell auf Touren. Es sah richtig cool aus.
Entgegen der ursprünglichen Abmachung gesellten sich jetzt weitere Mädchen dazu und nahmen ausgelassen an der Session teil. Frau Böhmer hatte nichts einzuwenden. Lorenz beugte sich zu Ralf. »Typisch Weiber, was? Die meinen auch immer, sie wären die Schönsten.« Ralf schwieg, wiegte nur den Kopf abwägend, denn er sah jetzt, dass sich auch Lea humpelnd zu den Tanzenden gesellte. Wegen ihres verstauchten Fußes blieb sie mit beiden Beinen fest am Boden stehen, setzte nun, nur mit ihrem Oberkörper, den Rhythmus der Musik in anmutige tänzerische Bewegungen um. Es sah trotz ihres Handicaps einfach Klasse aus. Ralf konnte nicht den Blick von ihr wenden.
Zu ihrer aller Erstaunen, stand jetzt Julius auf und stellte sich zu den Mädchen, die ihm anerkennenden Beifall zollten. Geschmeichelt wehrte er ab und begann im Takt der Musik erst in den Knien zu wippen, dann bemächtigte sich der Rhythmus seines ganzen Körpers und ja, Donnerwetter, er machte das nicht übel. »Wo hat der das denn gelernt?« Lorenz schien auch beeindruckt.
»Weiß nicht, aber ich probier es jetzt auch einmal!«
Ralf gesellte sich hinzu und stellte sich Lea gegenüber auf. Die schenkte ihm ihr bezauberndes Lächeln und nickte ihm zu. Unsicher begann er, sich im Takt der Musik zu bewegen. Die Jungen grölten. Egal, die trauten sich nur nicht. Ralf hatte noch nie getanzt, dementsprechend steif wirkten anfangs seine Bewegungen, als er nach ersten tänzerischen Bewegungsmustern suchte. Schon bald bemerkte er jedoch, dass es ihm nicht allzu schwer fiel, sich dem Rhythmus der Musik unterzuordnen; so wurde er mutiger und freier in seinen Bewegungen.
Bewundernd nahm er sich die Leichtigkeit der tanzenden Mädchenkörper zum Vorbild und versuchte einige ihrer Bewegungen nachzuahmen, was auch gelang. Julius und er blieben die einzigen Tänzer des Abends. Die Jungen beruhigten sich bald und steckten wieder ihre Köpfe zusammen, einige spielten lautstark Karten. Die
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