Ich war nur kurz bei Paul
Thüringen. Der tut dir nichts mehr!«
»Woher weißt du das?«
»Das hat mir ein Spatz von den Dächern gezwitschert! Allein, ohne ihren Boss, sind Tim und Ata ungefährlich wie ein Hahn ohne Kopf - sei ganz beruhigt.«
»Na, ich weiß nicht. Und wenn die trotzdem noch Kontakt haben? Schließlich gibt es ja Handy und Internet?«
»Die wissen doch nicht, dass du sie entlarvt und fotografiert hast.«
»Wer weiß? Vielleicht können die sich das jetzt zusammenreimen?«
»Nu wart mal beruhigt ab! Das Thema ist für uns erledigt, glaub mir!«
Anfang Februar unternahmen sie eine knapp einwöchige Klassenreise nach Dresden. Frau Böhmer und Herr Broderkamp fuhren mit. Die Jugendherberge, in der sie untergebracht wurden, lag im Süden der Stadt und verfügte über hochmoderne Standards.
Es gab viel zu sehen. Zu dieser Jahreszeit war es bitterkalt und der Wind blies ihnen bei ihren ermüdenden Märschen zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt grimmig ins Gesicht und rötete ihre Wangen. So waren sie denn auch immer froh, wenn sie wieder im beheizten Bus Platz nehmen konnten. Besonders die Jungen waren fasziniert von den altertümlichen Waffensammlungen der Museen, während die Mädchen lieber den alten Schmuck und die Kronjuwelen bewunderten. Mit offenen Mündern standen sie vor den Vitrinen, lasen, welchen enormen Wert die Kostbarkeiten da vor ihnen hatten, und malten sich im Geiste aus, wie es wohl wäre, ein solches Geschmeide um den eigenen Hals tragen zu können. Dabei kamen Ralf wieder unwillkürlich die Worte seines Vaters in den Sinn. Irgendwie schien der Alte mit seinen merkwürdigen Ansichten doch manchmal recht zu haben...
Am vorletzten Tag der Reise durften die Schüler die Stadt auf eigene Faust erkunden, und so entließ der Busfahrer sie im Zentrum der Stadt, wo er sie vier Stunden später auch wieder abholen wollte. In Grüppchen machten sich die Jungen und Mädchen laut schwatzend und lachend auf den Weg.
Die meisten zog es denn auch wegen der Kälte nach kurzer Zeit in die hell erleuchteten und vor allem gut beheizten Kaufhäuser. Ralf war mit Julius und Lorenz unterwegs. Sie streiften durch die Technikabteilungen verschiedener Kaufhäuser, dabei verloren sie sich aus den Augen, denn Lorenz interessierte sich für die neuesten Handy-Modelle, Julius hingegen für die Neuheiten in den Computerabteilungen. Ralf wiederum, beschäftigte sich lieber mit den neuen Spielkonsolen.
In die Betrachtung einer Spieleverpackung vertieft, hörte Ralf hinter sich plötzlich eine Mädchenstimme seinen Namen rufen: »Ralf?« Er drehte sich irritiert um und erkannte Regine, seine Sitznachbarin. »Könntest du uns einmal helfen? Lea ist umgeknickt.« Sofort tat sein Herz einen Sprung. Lea Büchner? »Wo ist sie denn?«
»Dort entlang! Ich kann sie nicht allein stützen. Könntest du uns helfen?«
»Klar!«
Regine eilte durch die Gänge, Ralf hinterher. Lea saß auf der Couch neben einer der Kassen und massierte sich den rechten Knöchel. Als sie Regine mit Ralf zurückkehren sah, wurde sie rot und ein wenig verlegen.
»Ich blöde Kuh bin umgeknickt, einfach so.«
Regine und Ralf setzen sich zu ihr, nahmen Lea in ihre Mitte. Ralf war mächtig aufgeregt und meinte, ein jeder müsse das laute Klopfen seines Herzen hören, welches wie wild stampfte und hämmerte. Er roch den Duft ihres Haares. Wunderbar! Sie hatte ihre rosafarbene, wattierte Jacke geöffnet, weil ihr wohl heiß war.
Aus seinem seitlichen Betrachtungswinkel heraus, nahm er ihre kleinen, dennoch gut sichtbaren Brüste war, die ihren grauen Pulli aufregend ausbeulten.
»Lass doch mal sehen!« Lea streifte ihre Socke herunter. Man sah eine kleine Verdickung am Knöchel.
»So ein Pech aber auch.«
Eine Verkäuferin wurde aufmerksam und wandte sich fragend an die kleine Gruppe Jugendlicher.
»Ist etwas passiert? Kann ich euch helfen?«
Lea blickte auf. »Ich bin nur umgeknickt, das tut noch so weh.«
Die Verkäuferin stand unentschlossen da. »Brauchst du einen Krankenwagen oder soll ich deine Mutter anrufen?«
»Nein, das ist sehr nett von Ihnen. Wir sind auf Klassenreise hier und fahren morgen ohnehin mit dem Bus wieder heim. Meine Klassenkameraden werden mir schon helfen. Es geht schon, vielen Dank.«
»Ist gut. Wenn ihr doch Hilfe braucht, sagt einfach Bescheid, in Ordnung?« Die Jugendlichen nickten und die Angestellte
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