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Ich war nur kurz bei Paul

Ich war nur kurz bei Paul

Titel: Ich war nur kurz bei Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Loose
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verschwand. »Es ist besser, wenn wir jetzt gehen, sonst erregen wir noch mehr Aufsehen.« Regine ergriff als erste wieder das Wort, nachdem die Verkäuferin nun mit einer Kundin sprach und sich um deren Wünsche kümmerte.
       »Ralf, wir nehmen die Lea einfach in unsere Mitte und gehen langsam zum Bussammelpunkt. Vielleicht finden wir dort ein Cafe, in dem wir uns die Zeit bis der Bus kommt, vertreiben können.« So kam es, dass Ralf unverhofft in atemberaubende Nähe zu seiner heimlich schon lange Angebeteten kam. Lea konnte den Fuß nur sehr vorsichtig aufsetzten, stützte sich deshalb links und rechts auf ihre beiden Begleiter.
       Ralf war befangen. Zu blöd, dass ihm gerade jetzt nichts einfiel, worüber  sie sich unterhalten konnten. Er wusste einfach nicht, welche Themen die Mädchen interessierten. Blieb nur Raum für Allgemeinplätze, wie etwa, über Dresden zu sprechen und über die Lehrer.
       Sie hatten Glück, denn bis zum Treffpunkt am Zwinger war es nicht sehr weit. Schräg gegenüber war ein ansprechendes Lokal. Als sie an einem der Tische Platz nahmen, lockerte sich die Atmosphäre. Ralf saß Lea gegenüber, die ihn jetzt über den Tisch hinweg anlächelte. »Kann ich euch zu einem Eis einladen, meine Retter?«
       Regine und Ralf nickten. »Eis geht immer!« So füllten sie die anderthalb Stunden bis zum Eintreffen des Busses mühelos mit zwangloser Konversation. Ralf wurde von den Mädchen nach seinen Hobbys gefragt. Fußball interessierte sie leider nicht, als aber die Rede auf sein Kanu kam, da wurden sie hellhörig und zeigten sich interessiert.
       So kam es, dass Ralf Lea versprach, sie einmal zum Paddeln mitzunehmen, sobald das Wetter wieder wärmer würde. Lea erzählte von ihrer Reiterei und als Regine an die Reihe kam, erstaunte sie ihre beiden Zuhörer mit der Mitteilung, dass ihr Hobby das Lesen sei. Angefangen habe das, nachdem sie die ersten Harry-Potter-Bücher in die Hände bekommen hatte und danach habe sie auch gerne Thriller gelesen. Besonders Der Schwarm von Frank Schätzing habe es ihr angetan. Sie las jede freie Minute. Im Moment sei sie dabei, etwas Witziges zu schmökern: Baustelle Mann sei urkomisch geschrieben und berichte in humorvoller Weise über die Unzulänglichkeiten der Männer - im Allgemeinen und im Besonderen.
       Dabei hielten sich die beiden Mädchen an den Händen und kicherten. Ralf wurde wieder verlegen. Lea bemerkte es und setzte plötzlich mit ernster Miene hinzu. »Du bist eigentlich der einzige Junge aus unserer Klasse, mit dem man reden kann - ehrlich! Die anderen sind doch alle doof.« Ralf lief es heiß und kalt den Rücken hinunter, so glücklich machte ihn die Feststellung - und das von Lea Büchner, die doch sonst jeden Jungen mit Verachtung strafte.
       »Ja, findest du wirklich? Mit dir kann man sich aber auch gut unterhalten, ehrlich!« Regine prustete schon wieder los, Lea ließ sich jedoch nicht anstecken und schenkte Ralf einen tiefen Blick. Er musste wegsehen, weil er verlegen wurde.
     
    Lorenz und Julius trafen als letzte am Bus ein. »Zehn Minuten zu spät!«, wie Frau Böhmer mit vorwurfsvollem Blick bemerkte. »Noch zwei Minuten länger und der Bus wäre ohne euch abgefahren, dann hättet ihr sehen können, wie ihr zur Herberge kommt! Es können doch nicht alle auf euch warten, bis ihr euch endlich bequemt, auch zu erscheinen! Dafür übernehmt ihr beide heute Abend den Küchendienst, klar?« Lorenz und Julius nickten schuldbewusst und nahmen ihre Plätze ein.
       Wieder in der Jugendherberge angekommen, trafen die Schülerinnen und Schüler Vorbereitungen für diesen letzten Abend. Es sollte eine Abschiedsfeier organisiert werden. Ralf war wie im Rausch - sein Hirn vernebelt durch diesen Supernachmittag mit den beiden Mädchen. Lea hatte gesagt, dass er der einzige Junge aus der Klasse sei, mit dem man reden könne. Wow! Wenn das kein Anfang war?
       Zu seinen Kumpels, die ihn noch eine Weile gesucht hatten, verlor er über den wahren Grund seines Verschwindens kein Wort. Während der abendlichen Feier bei Saft und Cola lief der Ghetto-Blaster von Melanie. Auf den Tischen standen Teelichte auf Untertellern und lagen Tüten mit Chips. Jungen und Mädchen saßen in getrennten Grüppchen herum.
       Ralf versuchte in die Nähe von Lea zu kommen. Die aber saß inmitten von anderen Mädchen. Im Augenblick sah er keine Chance an sie heranzukommen. Ihre Blicke trafen sich dennoch mehrere Male und sie lächelten sich

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