Ich war nur kurz bei Paul
drückten sich zu dritt, die kleine Rest-Familie Jensen. »Nur ich hab niemanden!« Das klang traurig.
»Das wird nicht lange so bleiben, Nadine, wart's nur ab! Und dann treffen wir uns alle drei nur noch sporadisch zwischen unseren Verabredungen, hier in unserem Hauptquartier.« Karlchen kläffte fröhlich - wie zur Bestätigung. Daraufhin bekam er von Ralf sein Fressen.
Die Frauen waren nun gemeinsam dabei, die richtigen Klamotten für den heutigen Konzertbesuch auszusuchen. Nach vielen Anproben entschieden sie sich für das anthrazitfarbene Kleid mit der dunkelroten Blumen-Bordüre an der Seite.
Punkt neunzehn Uhr, ihre Mutter war gerade fertig geworden, klingelte es zweimal nacheinander. »Das ist Frank! Kinder, ich muss los!« Sie hatte die Worte nicht gesprochen, sondern mit glockenklarem Sopran förmlich gesungen. Nadine wünschte ihr viel Glück.
»Und du? Was wünscht du mir, mein verliebter Sohn?«
»Einen klaren Kopf, Mama!«
»Bäääh!« Yvonne Jensen streckte ausgelassen ihre Zunge aus und wehte zur Tür hinaus. Die Geschwister liefen auf den Balkon, um zu sehen, wie sie von diesem Doktor Frank Heise abgeholt wurde. Unten am Straßenrand stand ein Jeep. Ein schlaksiger Mensch mit dunklem Haar begrüßte ihre Mutter. Mit beiden Händen hielt er die ihre und raunte ihr etwas ins Ohr, das sie beide auf dem Balkon nicht verstanden, dann lachten sie und er hielt beschützend seine Hand an ihren Rücken, um sie zum Auto zu geleiten. Nadine und Ralf sahen ihnen nach.
Am Bordstein angekommen, öffnete Dr. Heise galant die Autotür. Ihre Mutter winkte ihnen beim Einsteigen zu, sie winkten zurück. Nun drehte sich auch ihr Kavalier zu ihnen um und winkte mit jungenhaftem Lächeln, in einem offenen sympathischen Gesicht. Dann stieg auch er ein. Der bullige Motor dröhnte auf und mit heftigem Ruck sprang der Geländewagen förmlich davon.
»Unsere Mutter geht auf die Piste, cool oder?«
»Na ja, Hauptsache der Typ ist nett und nicht so ein Weiberheld wie unser Erzeuger.«
»Ich wünsch ihr jedenfalls viel Spaß!«
»Ich ihr auch!« Sie ließen sich auf die Balkonstühle plumpsen.
»Mama sagt, du bist verliebt?«
»So'n Quatsch, ich bin nicht verliebt!« Nadine sah ihn spöttisch an. »Bist du doch!«
»Bin ich nicht!«
»Doch!«
»Nicht«
»Na gut, du bist also nicht verliebt! Wie heißt sie denn, die, in die du nicht verliebt bist?« Ralf verdrehte die Augen. »Oh Mann, was ihr immer habt. Ich bin nicht verliebt und damit basta!« Er stand wieder auf und ging in sein Zimmer. Warum mochte er es nicht zugeben? Karlchen sprang auf seinen Schoß und schloss knurrend die Augen. Verliebt zu sein ist eben unmännlich! Männer müssen cool sein. Genau! Keep cool!
Es blieb nicht lange bei diesem Vorsatz: In der Nacht lag Ralf wach und dachte an Lea. Je länger er an sie dachte, desto aufgeregter und wacher wurde er. Sie hatten sich nicht verabredet. Würde es eine Wiederholung geben? Karlchen grunzte. Er lag bei Ralf im Bett, allerdings am Fußende, auf einem extra großen Handtuch als Unterlage. Das war die Idee: Er würde Lea morgen anrufen und fragen, ob sie mit ihnen auf Hundespaziergang wolle? Schließlich hatte sie Karlchen sofort in ihr Herz geschlossen. Bei diesem betörenden Gedanken hörte er auch Karlchens leise Schnarcher nicht mehr, sondern schlummerte selig ein.
Der Sonntag ließ sich zunächst gut an. Es gab ein reichhaltiges Frühstück. Ralf ging mit Karlchen zum Bäcker und holte Brötchen. Inzwischen bereitete seine Mutter ein herzhaftes Frühstück für sie alle vor. Als er die Wohnung wieder betrat, duftete es herrlich nach Rührei mit Speck.
Nadine saß im Nachthemd am Tisch und schien noch nicht ganz wach zu sein. Ihre Mutter strahlte übers ganze Gesicht. »Ach Kinder, es war richtig schön gestern! Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wie lange ich nicht mehr in einem Konzert war. Euren Vater hat so etwas leider nie interessiert. Frank hat richtig Ahnung von klassischer Musik. Er weiß über ganz viele Dinge Bescheid und ist ein prima Gesprächspartner.«
Ralf und Nadine kauten stumm, ließen sich auch durch auffordernde Blicke ihrer Mutter zu keinem Kommentar bewegen. »Was ist? Freut ihr euch nicht mit eurer alten Mutter?«
»So sind die Kerle am Anfang immer: Aufmerksam, kommunikativ und ganz gentlemanlike. Warte nur ab, erst nach ein paar Wochen zeigen sie ihr wahres
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