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Ich war nur kurz bei Paul

Ich war nur kurz bei Paul

Titel: Ich war nur kurz bei Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Loose
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ja?«
       Ralf rutschte verlegen auf dem Stuhl hin und her. Blödes Thema. Was sollte er darauf auch antworten? »Hey Ralf, schau mich an, es ist mir ernst! Mit Romantik eroberst du das Herz jedes Mädchens, nicht mit eurer so genannten Coolness . Nimm es als kleinen Tipp von mir!«
       Er nickte nur, konnte dazu nichts sagen und stand dann auch auf, um in sein Zimmer zu gehen.
     
    Wenige Tage später, am Donnerstag, brachte er Karlchen zurück. Es war Teezeit, und sie zelebrierten wieder ihr kleines Ritual. Paul hatte den Tisch mit Rosinenbrot, Butter und Konfitüren gedeckt und für Ralf Tee gekocht. Er selbst trank diesmal ein Gläschen Rotwein. Der Erfolg seiner erneuten Londonreise war ihm anzusehen. Stolz berichtete er vom Verkauf weiterer fünf Bilder und davon, dass er nun bereits Angebote und Anfragen anderer Aktionshäuser erhalte.
       Wenn das so weiterginge, bräuchte er bald einen Agenten. Paul hatte sich in London neu eingekleidet. Very british sah er nun aus in seinem Tweed-Jacket, den Cordhosen und dem modischen Pullunder mit dem Jersey-Hemd. Auch zierte seinen Hals jetzt ein farbiges Tuch. Paul sprühte vor Optimismus. So aufgekratzt hatte Ralf ihn noch nie erlebt.
       Paul redete ohne Unterlass von seinen Erlebnissen und von dem noblen Hotel, in dem er logierte. Ralf hörte staunend zu. Sein Freund wurde anscheinend noch richtig berühmt. Während er noch erzählte, brannte Paul sich eine teuer aussehende Zigarre an, und das in seinem Atelier (!) und schenkte sich noch ein Glas Rotwein nach.
       »Rauchst du jetzt eine neue Zigarrenmarke? Die riecht anders.«
       »Ja, stimmt haargenau! Das ist eine kubanische Havanna, handgerollt - eine kleine Kostbarkeit. Erfolge muss man feiern, wie sie fallen! So oft passieren sie einem ja schließlich nicht.« Nachdem Paul mit seinem Bericht am Ende war, fragte er wie gewohnt nach Karlchens Betragen.
       »Keine Probleme, der fühlt sich ganz wohl bei uns. Frau Hoffmann ist kurz davor, ihn zu adoptieren.«
        »Kommt nicht in Frage, Karlchen, du Schlitzohr! Immer die Mädels betören, hihihi!«
       »Ja darin ist er wirklich Karl der Große . So ein Hund öffnet einem wirklich alle Herzen bei den Frauen. Bei Lea hat er sich auch gleich eingeschmeichelt.« Hoppla, das war ihm jetzt unbedacht herausgerutscht und peinlich; wollte er doch von Lea überhaupt nichts erzählt haben, aber jetzt war es raus, und Paul hakte sofort nach:  »Was für eine Lea? Den Namen hab ich von dir noch nie gehört. Wer ist das?«
       »Eine Klassenkameradin«
       »Ach...«
       »Ja, ich hab sie zum Paddeln nach Rothenhusen mitgenommen, und Karlchen war natürlich mit. Sie war ganz begeistert von ihm.«
       »Und sie von dir auch?« Wieder wurde Ralf verlegen und er glaubte zu fühlen, wie ihm das Blut zu Kopfe stieg. Er sah seinen Freund an und griente, da stahl sich auch in Pauls Gesicht ein freudiges Leuchten. Er fragte jedoch nicht weiter, sondern wechselte rücksichtsvoll das Thema.
       »Ach, da fällt mir ja wieder ein, Ralf, ich habe dir etwas aus London mitgebracht.« Paul stand schwerfällig von seinem Platz auf und kramte aus der Atelierecke einen kleinen Karton hervor, den er Ralf übergab. »Hab mir sagen lassen, dass so etwas euch Jungs besonders gut gefällt. Ralf riss das Einschlagpapier des Kartons auf und hielt im selben Augenblick ein funkelnagelneues Smartphone in der Hand.
    Seine Augen wurden immer größer und seine Worte: verhaspelten sich. »Wow, Paul! Das ist für mich? Aber das ist doch unerschwinglich! Weißt du überhaupt, was das kostet?« Im selben Moment bemerkte er die Unsinnigkeit seiner Frage, denn Paul hatte es ja selbst gekauft und kannte folglich den Preis. »Ich, äh... ich meine, das geht doch nicht, das ist viel zu teuer!«
       »Nu lass mal gut sein, Junge. Ich hab's in England billiger bekommen und durch den Zoll geschmuggelt, hihihi! Außerdem war es heruntergesetzt, weil in Kürze wohl ein neueres Modell auf den Markt kommt. Aber dies tut es ja auch, oder? Schließlich bringst du mir Glück, und du hattest noch kein Geburtstags-Geschenk von mir, und du kümmerst dich um Karlchen - und, das wollte ich dir schon immer einmal sagen: Ich möchte dich unter keinen Umständen mehr missen, mein Junge. Unter Freunden kann man sich doch auch einmal eine kleine Freude bereiten, nicht?«
       »Das ist ja Waaahnsinn - danke!« Ralf sprang auf, um seinen Freund zu umarmen. Das brachte augenblicklich auch Karlchen auf

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