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Ich war nur kurz bei Paul

Ich war nur kurz bei Paul

Titel: Ich war nur kurz bei Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Loose
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schien hingegen schon fast so alt wie seine Mutter zu sein.
       Als Frank seine Ausführungen beendete, schwieg Herr Luckner eine Weile und sann vor sich hin, ohne sie dabei anzusehen. Dann schien er sich aber doch Franks Frage nach dem Verbleib seiner Gattin zu erinnern.
     
    Er hüstelte, griff zum Funktelefon, das vor ihm auf der Tischplatte lag, drückte eine kurze Tastenfolge und sagte nur: »Margit, könntest du bitte einmal zu uns in das Büro kommen? Unser Besuch, Herr Dr. Heise und sein jugendlicher Begleiter, Ralf Jensen, machen sich Sorgen um Herrn Schmitt.«
       Er legte das Telefon zurück auf den Tisch und schien ihre überraschten Gesichter zu studieren. »Einen Moment bitte, meine Frau wird gleich hier sein und kann Ihnen ihre Frage dann persönlich beantworten.«
       »Ich, ich dachte, sie sei noch in London?« Frank war überrascht, genau wie Ralf. »Wir hatten in der Galerie angerufen und bekamen diese Auskunft?«
        »Geduld, Herr Heise! Sie werden gleich mehr erfahren.«
       Ralf wurde es warm, dabei setzte jäh seine Angst um Paul wieder ein. Was ging hier vor? Sie war zurück, Paul aber nicht?
       Nervös riss er sich ein Stück seines Fingernagels ab, an dem er schon die ganze Zeit pulte. Die Tür ging auf, und eine elegante Dame in grauem Kostüm trat ein. Frank und der Senator standen auf. Ralf beeilte sich, es ihnen gleich zu tun. Nach der Vorstellung nahm Frau Luckner auf dem einzigen noch freien Sessel Platz. Ihr Mann informierte sie in Kurzform über den Verlauf des Gesprächs. 
       Danach begann Frau Luckner ihre Ausführungen mit einer Überraschung: »Nun ja, Herr Schmitt ist noch nicht aus London zurück...«, sie machte eine dramatische Pause, » ...weil er von der britischen Polizei verhaftet wurde!«
       Ralf sah entsetzt zu Frank. Der drückte beruhigend seine Hand und wollte wissen, was genau passiert sei. »Ich weiß nicht, ob ich darüber zu Ihnen sprechen sollte. In welchem Verhältnis stehen sie beide eigentlich zu Herrn Schmitt?«
       Nun hielt es Ralf nicht länger stumm auf seinem Platz. Er sprang auf und sprudelte heraus: »Paul ist mein Freund, und ich passe immer auf seinen Hund auf, wenn er verreist. Diesmal ging es nicht, weil wir im Urlaub waren. Deshalb hat unsere Nachbarin ihn solange in Pflege genommen. Nun sollte der Hund aber bereits vor drei Tagen abgeholt werden, aber Paul meldet sich nicht. Auch seine Nachbarin, die bei ihm die Blumen gießt, hat keine Nachricht bekommen. Wir machen uns Sorgen. Was soll er denn getan haben, dass er verhaftet wurde?« Frank bedeutete ihm, sich wieder zu setzen.
       »Nun, mein Junge, ich fürchte, er wird so schnell nicht zurückkehren können. Bis zum Prozesstermin werden wohl noch einige Monate vergehen.«
       Frank mischte sich ein. »Was wird ihm denn vorgeworfen, bitte sagen Sie es uns!«
       »Drogenschmuggel, Herr Doktor!«
       »Waas!« Ralf konnte es nicht glauben. »Paul und Drogen schmuggeln?«
       »Ja, leider! Ich bin zutiefst entsetzt und enttäuscht, weil er versuchte, auch mich in die Geschichte mit hineinzuziehen.«
       »Wie das, Frau Luckner?« Frank saß nun kerzengerade auf der Vorderkante des Sofas und schaute sie gebannt an.
       »Er hat der Polizei gegenüber behauptet, dass er das fragliche Päckchen von mir bekommen hat und ich ihn in einem Schreiben angeblich um diesen Gefallen gebeten hätte. Er behauptete, dass er das Päckchen in meinem Auftrag einem Boten des Auktionshauses übergeben sollte. Es enthielte wichtige Testate. So ein Quatsch! Sie müssen wissen, dass wir nicht gemeinsam geflogen sind. Ich traf erst drei Tage später in London ein und bin seit heute Mittag wieder zurück, Gott sei Dank! Ich befürchtete schon, dass man mich ebenfalls in Untersuchungshaft stecken würde, kam dann aber frei. Nur mein Handy wurde beschlagnahmt, was für mich schon schlimm genug ist. Das war ein Schrecken, kann ich Ihnen versichern, den ich nicht noch einmal erleben möchte; vor allem, weil ich häufig geschäftlich dort zu tun habe. Ich kann es mir nicht erlauben, meine Reputation zu verlieren. Das wäre tödlich für mein Geschäft. Von Herrn Schmitt bin ich auf das Tiefste enttäuscht - solche Lügen vorzubringen.«
        »Aber, hat die Polizei sich denn nicht das angebliche Schreiben zeigen lassen?«
       »Er sagte, er hätte es nicht dabei, glaube sich aber zu erinnern, dass er es nach dem Empfang zerrissen und weggeworfen hätte. Das ist natürlich nur eine

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