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Ich war seine kleine Prinzessin

Ich war seine kleine Prinzessin

Titel: Ich war seine kleine Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelly
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die Hand in meinen Slip. Er streichelte
mich und versuchte mit den Fingern in mich einzudringen. Da hat es endlich
klick gemacht bei mir... Es tat weh, und ich saß vor Entsetzen da wie vom
Donner gerührt. Es war widerlich. Ich hätte am liebsten geschrien, geheult, um
Hilfe gerufen. Aber ich hatte Angst. Ich sagte nichts. Und so machte er weiter.
    Die schrecklichen Dinge, die er mit mir
gemacht hat, ich meine all die grauenhaften Einzelheiten, habe ich noch keinem
Menschen anvertraut. Weder den Polizeibeamten noch dem Richter oder den
Psychiatern, nicht einmal meiner Mutter. Es ist so demütigend. Ich bin mir
nicht wie ein Mädchen vorgekommen, sondern wie ein Gegenstand, den man benutzt.
Meine Meinung hat nicht interessiert, ich bin nicht gefragt worden. Ein Kind
kann sich einfach nicht vorstellen, daß der eigene Vater ihm so etwas antut.
Und so sind all die Scheußlichkeiten in mir dringeblieben, wie ein dicker
Klumpen in meinem Bauch. Bestimmt sieht man es mir an, die Scham, die Angst,
eine Narbe. Er hatte gedroht, uns beide umzubringen, wenn ich den Mund
aufmachte: »Entweder werden wir einen Autounfall haben, oder ich jage uns eine
Kugel in den Kopf.« Und er zeigte auf die Jagdgewehre an der Wand.
    Irgendwann werde ich diesen Klumpen aus
mir herausbefördern, mich von dieser Last befreien müssen, vollständig und für
immer. Ich werde mir alles von der Seele reden, ich werde anfangen und nicht
mehr aufhören, bis ich fertig bin, so als wäre es jemand anderem passiert, aber
nicht mir, nicht der zwölfjährigen kleinen Nelly, die ihren Vater abgöttisch
liebte, bevor er ihr so entsetzlich weh tat.

Ein
unerwünschter Akt
     
     
     
    Ich brauche immer eine Überschrift,
sonst kann ich nicht anfangen zu schreiben. Das gilt auch für Aufsätze. Ohne
Überschrift geht es nicht. Ich habe lange über diese hier nachgedacht, aber
keine bessere gefunden. Ich hätte das Kapitel auch »Die Vergewaltigung«
überschreiben können, denn darum handelte es sich ja. Aber ich habe »Ein
unerwünschter Akt« vorgezogen, weil es genau das war: ein Akt, der nie hätte
vollzogen werden dürfen, ein Akt, den ich mit meinen zwölf Jahren wirklich
nicht gewollt habe und der alles kaputtgemacht, alles verdorben hat.
    Normalerweise sagt man »sich lieben«
dazu, und es muß etwas Schönes sein, weil beide es wollen und Lust dazu haben.
Beim erstenmal sagt man »deflorieren«, und das hört sich für mich an wie eine
Blüte, die man zu zweit öffnet. Für mich traf keins von beiden zu. Ich werde
dieses Glück nie erleben dürfen. Mein Vater hat es mir gestohlen, er hat mich
um den Augenblick gebracht, der für ein Mädchen soviel bedeutet. Ich erlebte
diesen Moment als Vergewaltigung, als etwas Brutales und Zerstörerisches.
    Ich weiß nicht, vielleicht sage ich das
jetzt nur, um den Augenblick hinauszuzögern, wo ich alles erzählen muß. Es ist
unheimlich schwer, darüber zu sprechen. Ich schäme mich so. Aber ich habe keine
andere Wahl. Es muß sein, um meiner selbst willen, um mich davon zu befreien,
den Schmutz von mir abzuwaschen. Die Leute sollen wissen, daß es nicht meine
Schuld war. Ich möchte nicht nur mir damit helfen, sondern auch anderen
Kindern.
     
    Es war an einem Samstagvormittag, als
es zum erstenmal passierte. Meine Mutter war mit meinen Geschwistern zum Einkaufen
ins Dorf gefahren. Ich war in meinem Zimmer. Mein Vater kam herein. Er war
schon vor diesem Tag zärtlich geworden. Abends, beim Fernsehen, streichelte er
meine Brust und berührte mich auch an anderen Stellen meines Körpers. Ich war
also in meinem Zimmer, und er kam herein und fing an mich abzuknutschen. Er
nahm mich in die Arme und drückte mich aufs Bett, auf mein kleines Kinderbett,
auf dem ich, unter der Mickymaus an der Wand, meine Puppen aufgereiht hatte.
Und dann legte er sich auf mich mit seinen neunzig Kilo und seinen
einsdreiundachtzig. Er war furchtbar schwer, ich bekam fast keine Luft mehr.
    Ich sagte nichts. Ich hatte keine
Ahnung, was er mit mir vorhatte, ich lag einfach da und ließ ihn machen. Er zog
mir meine Sachen aus, und dann streichelte er mich und küßte mich überall. Das,
was er im Sinn hatte, war eine Angelegenheit für zwei Erwachsene, nicht für ein
Mädchen und seinen Vater. Trotzdem schwieg ich. Ich hatte Tränen in den Augen.
Es tat weh. Ich verstand gar nicht, was genau eigentlich passierte... Er
spielte an mir herum, er berührte sich selber, er machte irgendwelche Sachen,
Bewegungen... ich weiß nicht, wie ich es

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