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Ich weiss, dass du luegst

Ich weiss, dass du luegst

Titel: Ich weiss, dass du luegst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Ekman
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nicht in jeder Situation ihren Verdacht verheimlichen. Selbst wenn es möglich wäre, würde nicht jeder, der glaubt, das Opfer einer Lüge zu sein, seine Verdächtigung verheimlichen - also lügen -wollen, um den Lügner zu überführen. Noch hat jeder Lügenermittler das Talent eines Lügners, jemanden erfolgreich zu täuschen.
    Das zweite Problem ist ernster. Wenn der Lügenermittier versucht, seine Verdächtigungen zu verheimlichen, riskiert er zu scheitern, ohne dies zu erkennen. Er kann ja zweifellos nicht damit rechnen, dass der Lügner sich ehrlich über die Angelegenheit äußert! Manche Lügner treten ihrer Zielperson vielleicht kühn entgegen, sobald sie bemerken, dass diese einen Verdacht hegt, vor allem, wenn sie die Verheimlichungsversuche ihres Vernehmers aufdecken können. Vielleicht führt sich der Lügner selbstgerecht, entrüstet und gekränkt auf, dass die Zielperson nicht offen ihren Verdacht geäußert und ihm somit unfairerweise die Chance verweigert hat, sich zu rehabilitieren. Selbst wenn diese Masche nicht funktionieren sollte, könnte sie das Opfer zumindest eine Zeitlang einschüchtern. Nicht jeder Lügner verhält sich derart schamlos. Mancher verheimlicht seine Entdeckung, dass die Zielperson misstrauisch geworden ist, um etwas Zeit zu gewinnen, um seine Spuren zu verwischen, seine Ausflüchte vorzubereiten und so weiter. Unglücklicherweise verbirgt nicht nur der Lügner eine solche Entdeckung. Auch ehrliche Menschen verheimlichen ihre Erkenntnis, dass sie unter Verdacht geraten sind. Ihre Gründe könnten unterschiedlicher kaum sein: Sie verschweigen ihr Wissen, dass man sie verdächtigt, um eine Szene zu vermeiden oder um Zeit zu gewinnen, in der sie hoffen, Beweise zu ihren Gunsten sammeln zu können, oder sie verhalten sich so, dass diejenigen, die sie verdächtigen, sie besser beurteilen. Denn die glauben ja noch, die Verdächtigen seien sich der Anschuldigung nicht bewusst.
    Die Offenbarung der Verdächtigungen hat einen Vorteil: Ungewissheiten werden vermieden. Zumindest die Zielperson weiß, dass der Verdächtige von dem Misstrauen weiß. Selbst dann könnte die ehrliche Person ebenso wie der Lügner versuchen, ihre Gefühle über die Verdächtigung zu verbergen. Ist der Verdacht erst eingestanden, müsste der Lügner die Furcht vor Entlarvung verheimlichen wollen, die glaubwürdige Person aber könnte ebenfalls versuchen, die Angst zu verheimlichen, dass ihr nicht geglaubt würde. Wut und Kummer, unter Verdacht geraten zu sein, müssten ebenfalls wegen der Befürchtung verheimlicht werden, dass diese Gefühle einem fälschlicherweise als Beweis für die Lüge ausgelegt werden könnten. Wenn nur die Lügner versuchten, ihre Gefühle zu verheimlichen, wäre es einfacher, eine Täuschung aufzudecken. Aber selbst wenn es so wäre, wären manche Lügner schlau genug, ebenfalls ihre Gefühle zu zeigen.
    Aus der Ehrlichkeit des Opfers, misstrauisch zu sein, ergibt sich ein weiterer Vorteil. Der Vernehmer könnte dann den sogenannten Tatwissenstest - Guilty Knowledge Technique -anwenden. David Lykken, physiologischer Psychologe und Kritiker des Lügendetektors, glaubt, dass der Tatwissenstest die Genauigkeit des Lügendetektors verbessern kann. Der Vernehmer fragt den Verdächtigen nicht, ob er das Verbrechen begangen habe, sondern stellt ihm Fragen, bei dem Wissen ins Spiel kommt, über das nur der Schuldige verfügt. Nehmen wir an, jemand wird des Mordes verdächtigt, der Verdächtige hat ein Motiv, wurde in der Nähe des Tatorts gesehen und so weiter. Beim Tatwissenstest wird dem Verdächtigen eine Reihe von Fragen im Multiple-Choice-Verfahren gestellt. Bei jeder Frage beschreibt eine der Auswahlmöglichkeiten, was tatsächlich geschah, während es in den anderen, die gleichermaßen plausibel klingen, um Dinge geht, die nicht geschehen sind. Nur der schuldige Verdächtige kann - im Gegensatz zum unschuldig Verdächtigen - wissen, was richtig und was falsch ist. So könnte eine Frage an den Verdächtigen etwa lauten: «Lag die ermordete Person mit dem Gesicht nach unten oder nach oben, lag sie auf der Seite, oder saß sie aufrecht?» Der Verdächtige soll entweder «Nein» sagen oder «Ich weiß es nicht», nachdem jede Alternativantwort vorgelesen worden ist. Nur die Person, die den Mord begangen hat, weiß, dass das Opfer mit dem Gesicht nach oben dalag. In Laborexperimenten fand Lykken heraus, dass sich in der Person, die das Tatwissen hat, die Aktivität des vegetativen

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