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Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition)

Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition)

Titel: Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bas Kast
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uns ab und zu für sie ins Zeug legen, was mitunter lästig ist, es kostet manchmal Mühe, ähnlich, wie es Mühe kostet, eine Runde joggen zu gehen. Geld ist ein Mittel, das uns diese Mühe erspart und uns in eine Sackgasse kurzfristiger Befriedigung lockt (in dieser Hinsicht ähnelt es tatsächlich einer Droge), langfristig jedoch ein gewisses Gefühl der Leere und Sinnlosigkeit hinterlässt, da unklar bleibt, ob es irgendjemand da draußen gibt, dem wir wirklich etwas bedeuten.
    Um es zusammenzufassen: Reichtum macht uns weniger abhängig von anderen Menschen, im positiven Sinne heißt das, dass wir nicht nach ihrer Pfeife tanzen müssen, mit Geld können wir uns Leute vom Leib halten, die uns lästig sind und mit denen wir nichts zu tun haben wollen. Im negativen Sinne untergräbt Reichtum die Gelegenheit für Freundschaftsbeweise, was zu weniger Geborgenheit führt, und das hinterlässt uns teils unzufrieden, teils schlägt es uns – vor allem dann, wenn irgendetwas in unserem Leben schiefläuft – regelrecht auf die Psyche. Indem wir unsere Intimwelt zunehmend durch die Geldwelt ersetzbar machen, kommt uns mehr und mehr etwas abhanden, was für unser psychisches Wohlbefinden als Wesen, die ihrer Natur nach wirklich gemocht und geliebt werden wollen, entscheidend ist: authentische Zuwendung, was vielleicht nur eine andere Umschreibung für das ist, was wir Liebe nennen. Die Zuwendungen und simulierte Liebe, die wir aus der Geldwelt erfahren, werden, so komfortabel oder glamourös sie auch sein mögen, nie die Befriedung jener echten Liebe der Intimwelt erreichen, da wir in unserem Innern immer wissen werden, dass die wie auch immer gearteten Gefälligkeiten letztlich doch nicht uns gelten, sondern lediglich und ausschließlich unserem Portemonnaie.
    Um ausnahmsweise mal ein ganz plattes Beispiel zu bringen: Der Sex, die Liebkosungen und Aufmerksamkeit einer Prostituierten sagen uns in der Regel nicht allzu viel darüber, wie attraktiv, liebenswert oder nett wir sind. Eine zuverlässige Auskunft geben sie uns allerdings über unsere Zahlungsfähigkeit, über etwas also, worüber wir ohnehin schon Bescheid wussten.
    Ein anderes, subtileres Beispiel mag das folgende verlockende Angebot darstellen, das ein bekanntes Kreditunternehmen ihren besonders gutbetuchten Kunden feilbietet, und das man fast mit echter Zuwendung, die uns gilt und nach der wir uns so sehnen, verwechseln könnte:

    »Haben Sie jemanden, der Ihr Leben einfach einfacher macht? Jemanden, der Ihnen kurzfristig heißbegehrte Eintrittskarten besorgt? Jemanden, der sich 24 Stunden um Ihre privaten Wünsche kümmert und für Sie einen professionellen Sekretariats- oder Geschenkeservice organisiert? Jemanden, der Ihnen bei der Suche nach der angesagtesten Bar in einer Metropole Ihrer Wahl oder der Ihnen bei der Suche nach einem Babysitter oder Handwerker hilfreich zur Seite steht? Und das rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr? Nein? Dann haben Sie auf die richtige Karte gesetzt. Ihre American Express Platinum Card öffnet Ihnen die Türen zum Platinum Card Lifestyle Service.« [95]  

    Herrlich! Egal, was für ein Mensch wir sind, egal, wie wir uns verhalten, wenn wir nur genügend Geld haben, steht uns jener widerstands- und kritiklose Freund namens American Express 24 Stunden am Tag zur Seite. Selbstverständlich nur bis zu jenem Tag, an dem uns das Geld ausgeht. Dann wird uns Mr. Express seine servile »Freundschaft« auf der Stelle entziehen, und wir müssen uns fortan wieder um jene komplizierten Freunde und Familienmitglieder aus Fleisch und Blut bemühen, die die irritierende Neigung haben, an uns herumzunörgeln, und sich nicht alles von uns gefallen lassen, von denen wir aber unter Umständen auch echte Anerkennung und Liebe, die uns gilt, bekommen.

4.
    Familie vs. Welt
    Wie die zwei zentralen Glücksquellen
zu Rivalen wurden
Die Wahl zwischen der Familie und der weiten
Welt da draußen stellt die hervorstechendste und
hartnäckigste Herausforderung dar, vor die Wohlstand
die fortgeschrittenen Industrieländer gestellt hat.
Avner Offer, Wirtschaftshistoriker, Universität Oxford [96]  
    Unsere Großeltern und die Generationen vor ihnen hatten keine Wahl: Während die Frau sich um den Haushalt und das soziale Leben rund um die Ehe zu kümmern hatte, musste sich der Mann in der Geldwelt da draußen behaupten. Damit war man als Frau nicht nur von der Berufswelt abgeschnitten, sondern auch finanziell vom Ehemann abhängig, was die

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