Ich weiss, wie du tickst: Wie man Menschen durchschaut (German Edition)
Ihre Gefühle «überzogen» sind und in einen anderen Lebensabschnitt oder Zusammenhang gehören. Viele Konflikte und Streitereien beruhen auf Übertragungen und Projektionen.
Der Psychologe Robert Rosenthal führte ein interessantes Experiment durch: Eine Schulklasse wurde den Lehrern als überdurchschnittlich intelligent vorgestellt, andere Klassen hingegen als «durchschnittlich». Die angeblich überdurchschnittliche Klasse war in Wahrheit auch nur durchschnittlich. Nach einem Monat Unterricht verglich man die Leistungen der «überdurchschnittlichen» Schüler mit den übrigen Klassen. Das Ergebnis war verblüffend: Die angeblich überdurchschnittlich intelligenten Schüler verzeichneten einen Lernzuwachs von ca. 50 Prozent! Die Lehrer, die diese Schüler unterrichtet hatten, lobten viel mehr als sonst üblich. Das Loben war für die Kinder ein Erfolgserlebnis und steigerte ihre Leistung .
Wir sehen daran, wie sehr eine positive Erwartung an andere Menschen deren Verhalten tatsächlich positiv beeinflusst. Wenn man von anderen das Beste annimmt, dann entwickeln sie sich auch zu ihrem (und unserem) Besten!
Authentisch ticken
Das Thema Authentizität hat uns bereits in den vorigen Kapiteln am Rande beschäftigt. Authentisch sein heißt glaubwürdig sein. Gehen Sie in Gedanken Ihren Freundes-, Bekannten- und Kollegenkreis durch: Gibt es Menschen, die umsetzen können, was sie wollen, und es funktioniert? Wirken diese Menschen überzeugend? Besitzen sie vielleicht sogar eine gewinnende Ausstrahlung? Trifft all dies zu, so kennen Sie Menschen, die ihre Glaubwürdigkeit daraus beziehen, dass ihr Verhalten ihrem Wesen und ihrer Persönlichkeitsstruktur entspricht. Sie sind stimmig und geben nicht vor, jemand anderes zu sein, als sie sind. Darum gibt es keine Widersprüche in ihren Verhaltensweisen oder zwischen ihrem Verhalten und ihren Äußerungen. Sie wirken einfach «echt» — eben authentisch.
Authentisch zu sein wirkt immer positiv auf andere. Wer authentisch ist, ist vertrauenswürdig, überzeugend, sympathisch und glaubwürdig.
Bei anderen Menschen werden Sie dagegen feststellen, dass irgendetwas an ihnen nicht stimmt, ohne dass Sie wissen, warum das so ist. Ihre unbewusste Wahrnehmung bekommt bei diesen Menschen widersprüchliche Signale: Meint oder tut der Betreffende, was er sagt, oder nicht? Solche Menschen wirken nicht überzeugend. Oft sind sie auch im Leben nicht oder nur mäßig erfolgreich.
Wenn Sie es mit Menschen zu tun haben, bei denen Sie das Gefühl haben, dass sie nicht authentisch sind, dann achten Sie darauf, ob das Verhalten und die äußeren Merkmale übereinstimmen. Die innere Stimme sagt uns, ob etwas unecht wirkt, klingt oder sich schlecht anfühlt. Möglicherweise bemerken Sie an sich sogar körperliche Reaktionen, wenn Sie mit solchen Menschen zu tun haben, z. B. ein schlechtes «Bauch-Gefühl». Es gibt «giftige» Menschen, die lügen, um das zu bekommen, was sie haben wollen, es gibt Schurken, Fälscher, Bösewichte usw. Sie mögen fantastisch aussehen und sind oft auch sehr redegewandt – und doch gibt es Zeichen, an denen Sie die Wahrheit erkennen können. Sehen und hören Sie nicht das, was Sie sehen und hören wollen (siehe Beurteilungsfehler!), sondern das, was Ihr Gegenüber tatsächlich ausdrückt. Wenn Sie Unstimmigkeiten bemerken, dann sollten bei Ihnen die Alarmglocken klingeln. Schauen Sie genauer hin!
Wie kommt es nun, dass manche Menschen nicht authentisch sind? Meist liegt dies daran, dass sie sich auf Verhaltensmuster haben «konditionieren» lassen, die ihrem wahren Naturell nicht entsprechen. Wir haben bereits die Rolle, die die Erziehung und die Schule dabei spielen, im letzten Kapitel besprochen. Wenn Menschen emotional «geohrfeigt» werden, sind sie oft durch die Grobheiten und Erniedrigungen anderer so getroffen, dass sie sich zunächst in einem Schockzustand befinden. Häufig wird das Erlebte verdrängt und das eigene Verhalten anschließend so «verbogen», dass man es anderen recht macht. Zwar ist man damit nicht mehr authentisch – denn schließlich sollte man es in erster Linie sich selbst recht machen –, aber man vermeidet es, den Schmerz fühlen zu müssen und sich immer wieder für angeblich «falsches Verhalten» maßregeln zu lassen. Wer sich dauerhaft verbiegt, ist ständig im Stress, der wie eine Dauerfrustration wirkt. Dies kann auch dazu führen, dass jemand Drogen oder Alkohol nimmt, um sich zu betäuben und nichts fühlen zu müssen.
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