Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
Donaldheft.
»Lasst nicht überall Zucker fallen«, sagte sie. »Und nur einen Teller, damit ihr nachher noch Appetit habt.«
Sie hatte Lungenhaschee und Zwiebeln gekauft, die Zeit reichte nicht für die Pastete. Aber sie hatte die Nieren aus dem Wasser genommen, Häute und Harnröhren entfernt und sie danach sorgfältig abgetrocknet und in den Kühlschrank gelegt. Sie wollte am Abend Teig und Füllung machen, dann wäre für
morgen alles fertig. Petter jedenfalls sollte um fünf Uhr das Essen auf dem Tisch vorfinden. Als die Damen gegangen waren, kochte sie die Kartoffeln und stellte sie warm. Brötchen waren keine mehr da, doch den Rest Apfelstrudel konnten sie zum Nachtisch essen. Keine Kundin nahm die Reste des mitgebrachten Gebäcks wieder mit. Das wäre auch überaus unhöflich gewesen. Sicher sehr norwegisch, aber eben unhöflich.
»Warum trägst du keinen Hut?«, fragte sie, als er nach Hause kam.
»Was soll ich denn damit?«
»Alle außer dir tragen einen Hut.«
»Im Winter nehme ich doch eine Mütze.«
»Das ist etwas anderes. Erwachsene Männer haben einen Hut.«
»Die Haare werden nur schweißnass und klebrig. Ich hatte einen Hut, als wir uns kennengelernt haben.«
»Wirklich?«, fragte sie und sah ihn an. »Das weiß ich nicht mehr.«
»Es ist ja auch lange her. Wir waren jung und verliebt… Lungenhaschee? Keine Pastete?«
»Die gibt es morgen.«
»Alles klar. Riecht gut.«
»Und Apfelstrudel zum Nachtisch.«
Er hätte gern die Arme um sie gelegt, tat es aber nicht. Er dachte daran, wie seltsam es doch sei, hier zu stehen und sich so nach ihr zu sehnen, und dabei war sie nur einen Meter von ihm entfernt. Das Ausgussbecken war gefüllt mit Kartoffelschalen und Resten der Zwiebel, unter dem Tisch lagen Haare herum, und der Aschenbecher war überfüllt.
»Wo sind die Kinder?«
»Oliver ist draußen. Susy ist in ihrem Zimmer. SUSY!«, rief sie.
»Dass der Junge die Uhr nicht lernen kann.«
»Die kann er. Er schaut nur nicht darauf.«
»Es ist nicht richtig, dass die Kleine immer…«
»Er ist ihr Bruder. Das ist schon gut so. SUSY! HOL OLIVER!«
»Dann essen wir, wenn er zu Hause ist.«
»Das tun wir«, sagte sie.
Er setzte sich aufs Klo, nahm die Zeitschrift Alle Menn und drehte das kleine Reiseradio auf, das unter dem Klopapierhalter auf dem Boden stand. An diesem Tag hatte er vierzehn Seiten geschafft und lag vor seinem Zeitplan. Im Radio kam eine Unterhaltungssendung, sie spielten »500 miles away from home«. Er schlug die Zeitschrift bei der Fortsetzungsgeschichte von Edward S. Aarons auf, es war eine Schande, dass die Illustrierten nie die Namen der Übersetzer abdruckten.
Er las, bis seine Beine einschliefen und die Nachrichten anfingen und er Lust auf ein Bier hatte. Der Mörder in der Geschichte trank nach dem Mord »mehrere große Gläser Export« , das waren so visuelle Wörter, er sah den dunklen Schaum im Glas vor sich, hatte den Geschmack im Mund. Er klappte die Zeitschrift zu und ließ sie auf den Boden fallen. Barbara mochte keinen Alkohol, und sie waren ja auch nie allein, nur sie beide. Allein zu trinken war nicht dasselbe. Er schaute zur Deckenlampe hoch, während er Toilettenpapier abriss, er könnte eine neue Deckenlampe herstellen, diese hier hatte er satt. Er hatte noch dunkelrote und gelbe Plastikstreifen und er könnte denselben Metallrahmen benutzen, denn die Form an sich sah gut aus.
Er drehte das Radio aus, nun hörte er die Stimmen beider Kinder. Er wusch sich gründlich die Hände und ging in die Küche,
nahm sich eine leere Plastiktüte und füllte sie mit dem Abfall aus dem Abgussbecken, nahm den Schlüssel zum Müllschacht vom Nagel an der Wand neben der Wohnungstür und ging hinaus ins Treppenhaus. Herr Berg kam die Treppe hoch, sein Gesicht war rot und verbissen, aus welchem Grund, konnte man nur ahnen. Er nickte kurz, Herr Berg nickte zurück, ohne seinen Blick zu erwidern, dann machte er sich an die letzten beiden kleinen Treppen.
Die Haare auf dem Boden unter dem Küchentisch waren noch immer nicht weggefegt, als sie sich zum Essen hinsetzten, er versuchte, sie nicht mit den Füßen zu berühren.
»Ich hab es so satt, dich suchen zu müssen«, sagte Susy. »Das kannst du dir überhaupt nicht vorstellen. Du bist doch ein Baby, wenn du nicht von selbst rechtzeitig nach Hause kommen kannst.«
Oliver gab keine Antwort.
»Greift jetzt zu«, sagte Barbara. »Streitet euch nicht.«
»Ich streite mich nicht, ich hab es nur so satt«, sagte
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