Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
habe ich. Und ich habe keinen Kaffee mehr, dabei geht ziemlich viel Kaffee drauf, ja!«
»Das müssen Sie auf den Preis aufschlagen«, meinte Frau Åsen.
»Aber sie bringen das Gebäck doch selbst mit.«
Frau Åsen beugte sich über den Putzeimer und tunkte den Wischlappen in das dampfende Wasser, wieder und wieder, so heftig, dass der graue Schaum sich auflöste und sie bis zu den Ellbogen nass wurde. Sie trug keinen Schmuck, kein Armband und keine Armbanduhr und keinen anderen Ring als ihren dünnen Trauring. Auch nichts an den Ohren. Und sie schien sich die Haare selbst geschnitten zu haben, die waren im Nacken ganz schief und rechts länger als links. Ja, ja, auch so ließ sich Geld sparen. Åsens hatten als Einzige im Haus eine eigene Hütte, das konnte nicht billig sein, falls sie nicht geerbt hatten.
»Ich wünschte, die Leute putzten sich die Füße an dem Lappen ab, den ich hier vor die Tür lege.«
»Ja, Sie bekommen ja allen Dreck ab, hier unten im Erdgeschoss.«
»Da sagen Sie wirklich etwas Wahres.«
Frau Befring brachte Brötchen und italienischen Salat mit. Sie war mit einem Seemann verheiratet, hatte eine Tochter in Susys Alter, die laut Susy die Klassenbeste und immer mucksmäuschenstill war, und Frau Befring langweilte sich dermaßen, dass sie mit dem Gedanken spielte, wieder arbeiten zu gehen. Was für eine Vorstellung, es so gut zu haben, dass man sich langweilte. Frau Vaage brachte Apfelstrudel vom Bäcker mit.
Sie kochte einen Kessel mit frischgemahlenem Kjeldsberg-Kaffee und stellte ihn auf das Holzbrett auf dem Küchentisch zum Ziehen, während sie anfing, mit den dünnsten Wicklern Frau Vaages Haare aufzurollen. Frau Befring schnitt die Brötchen auf einem Essteller auf und bestrich sie mit Margarine und dem Salat.
»Bitte, greifen Sie zu.«
»Sie sind nicht so für das Süße, nicht wahr?«, sagte Frau Vaage.
»Nein. Wissen Sie, ich kann Kuchen und Süßigkeiten ewig stehen lassen, ohne sie anzurühren, aber ein Rest von einem guten Essen wird im Kühlschrank nicht alt«, sagte Frau Befring.
»Ich könnte ja von Kuchen leben«, sagte Frau Vaage. »Au, das war ein bisschen zu fest, glaube ich!«
Sie zog das Plastikstäbchen aus dem Wickler und legte die Strähne abermals darum, diesmal etwas lockerer. Es waren gute Haare für diese Arbeit, dick und glatt, sie kannte die Haare aller Stammkundinnen, die Haare schienen ihre eigene Persönlichkeit zu haben, und alle waren unterschiedlich. Sie hatte ein engeres Verhältnis zu den Haaren als die Besitzerin, glaubte sie, auch wenn die sie rund um die Uhr mit sich herumtrug. Auf diese Weise gehörten die Haare ihr auch ein wenig, da sie für den Schnitt und den Sitz der Locken zuständig war. Sie konnte ihre Stammkundinnen im Laden treffen und ihnen einfach so in die Haare greifen, ohne dass das seltsam oder zudringlich gewirkt
hätte, während sie sich über einen widerborstigen Wirbel oder die Haarlänge äußerte oder ein Kompliment machte. Sie träumte oft von Haaren, wie sie durch ihre Finger flossen, lebendig und wogend.
»Es regnet«, sagte Frau Vaage.
»Wie gut. Dann werden die Rasenflächen sicher bald grün.«
»Alle mal herhören«, sagte Frau Befring, die vor sich auf dem Tisch die neuste Ausgabe der Hjemmet liegen hatte. Sie hatte ein bisschen italienischen Salat an der Wange und in alle drei Tassen Kaffee eingeschenkt.
»Hier ist ein Leserbrief an Peter Penn: Ich staune schon lange darüber, wie es möglich ist, dass die Hausfrau von heute viel gehetzter lebt als die Hausfrau von vor dreißig, vierzig Jahren oder von noch früher? Damals hatten sie doch nicht die vielen technischen Hilfsmittel von heute, die die Arbeit erleichtern sollen und nicht erschweren?«
»Gute Frage«, sagte Frau Vaage.
»Ich bin überhaupt nicht gehetzt«, erwiderte Frau Befring.
»Sie haben ja auch keinen Mann zu Hause.«
»Ich bin auch nicht gehetzt, wenn er da ist. Dann ist er doch den ganzen Tag zu Hause und hat frei und kann mir bei allem Möglichen helfen.«
»Und was antwortet Peter Penn denn nun?«
»Mal sehen… Ja, das ist wirklich verwunderlich. Liest man z.B. Hanna Winsnes …«
»Peter Penn liest ja wohl nicht Hanna Winsnes!«
»Klar tut er das, wo er doch für eine Frauenzeitschrift schreibt.«
»Vielleicht ist er so ein warmer Bruder.«
»Igitt. Aber jetzt hören Sie doch zu! Liest man zum Beispiel Hanna Winsnes’ Haushaltsbuch, staunt man zweifellos darüber, wie viel die Hausfrau von damals zu tun hatte, wie
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