Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
Rudolf lehnten sich zwei überdimensionale Aspidistren ans Glas, während die englische Frau Larsen gar keine Topfblumen hatte, jedenfalls nicht auf der Fensterbank.
Frau Salvesen von gegenüber verschob und veränderte ihre Pflanzen immer wieder, sie hatte offenbar keinen grünen Daumen, denn es war ja wohl allgemein bekannt, dass Topfblumen im Herbst und Winter ihre Ruhe haben wollen, um das Licht immer aus demselben Winkel aufzufangen und auf diese Weise Kraft zu sammeln. Herr Karlsen aus dem Dritten hatte ebenfalls leere Fensterbänke, aber das war kein Wunder, er war schließlich Witwer, Männer hatten keine Ahnung von Pflanzen. Die Fensterbänke von Peggy-Anita Foss waren voll von irgendwelchen Statuen, dazwischen standen kleine grüne Pflanzen, die sie nicht identifizieren konnte. Vielleicht war es Efeu, den sie nicht aufgebunden hatte und der jetzt über den Heizkörper unter dem Fenster hing und eintrocknete. Es war unmöglich, sich vorzustellen, dass sich hinter einem dieser Fenster ein Zimmerspringbrunnen befand.
Doch sie selbst hatte jedenfalls das allerschönste Pflanzenfenster im ganzen Block, und alle, die das sahen, mussten sich doch ein solches Zuhause wünschen, ob nun mit Zimmerspringbrunnen oder ohne.
Am spannendsten jetzt im April war, ob die Gartenhyazinthe Knospen bekommen würde und wie viele. Es gab nichts Schöneres als die Blüten einer Gartenhyazinthe, wenn sie als kleine rosa Sträuße da hingen, sie betrachtete sie mit dem Vergrößerungsglas, bis ihr die Tränen in die Augen traten, sie waren perfekt. Dass Gott etwas so Schönes geschaffen hatte und dass sie sich fast jedes Jahr in ihrem Wohnzimmer zeigten, war ein Geschenk. Das Einzige, was sich mit den Blüten der Gartenhyazinthe messen konnte, war die Passionsblume. Und sie hatte jetzt Sehnsucht nach blühenden Pflanzen, Weihnachten schien so lange her zu sein, als der Weihnachtskaktus vor rosa Sternen fast übergelaufen war und als der Christstern sich unter den Blüten gekrümmt hatte und die Amaryllis als weinrote Sonne aufging.
Jetzt stand der Weihnachtskaktus im kalten Schlafzimmer, wo Fartein Mittagsschlaf hielt, er stand auf der Fensterbank mit seinen matten, hellgrünen, runzligen Blättern und ruhte sich aus. Zusammen mit Fartein, dachte sie.
Sie trat einen Schritt zurück und bewunderte das ganze Fenster mit Primeln und Zimmerpelargonie, Gloxinie und Gerbera. Sie hatte schon mehrere der Pflanzen, die das brauchten, umgetopft, und bald würde die Sonne stärker und wärmer werden, und sie würde sie für einige Stunden auf den Balkon stellen können, was die Pflanzen wirklich zu schätzen wussten und durch kräftigeren Wuchs und plötzliches, unerwartetes Blühen zeigten. Wie damals, als ihre Aspidistra mitten im Juli plötzlich geblüht hatte mit unscheinbaren weißen Ähren, die einfach nicht schöner hätten sein können. Sie hatte diese Pflanze in diesem Moment so geliebt, als sie nur diese kleinen Ähren vorzuweisen hatte, um sich in ihrer ganzen Pracht zu zeigen.
Und dann wurde an der Tür geklingelt.
Zum Glück hatte sie das Milchglas auf die Fensterbank gestellt, aber das Leintuch hielt sie noch in der Hand, als es klingelte, und es landete hinter ihr an der Wand auf der Tapete, so dass die Milch sicher einen Fettfleck im Muster hinterlassen würde. Das konnte sie gerade noch denken, ehe sie wieder zu Atem kam und in die Diele stürzte, ohne darauf zu achten, dass sie doch schleichen müsste.
Es war ein Mädchen von vielleicht zehn Jahren, das sie noch nie gesehen hatte.
»Möchten Sie Maiblumen kaufen?«, fragte das Mädchen.
»Nein, tausend Dank, heute nicht«, sagte sie und konnte die Wohnungstür wieder schließen.
Hinter sich hörte sie, wie die Tür des Kinderzimmers vorsichtig geöffnet wurde.
»Mama ….?«
»VERDAMMT NOCH MAL, Astrid!«
Er kam aus dem Schlafzimmer gestürzt, schlug sich mit flachen Händen auf die Wangen und schloss die Tür durch einen Fußtritt.
»Verdammt noch mal, ich gehe hier doch mental zugrunde, zusammen mit Idioten ! Darf man denn nicht mal mehr Mittagsschlaf halten?«
»Das war ein kleines Mädchen, das Maiblumen verkaufen wollte. Es ist doch nicht meine Schuld, dass …«
»Kaffee. Kaffee her.«
»Natürlich.«
Im Grunde war es ja nur eine Erleichterung, dass er wach war, endlich konnte sie spülen und die Küche wieder in Ordnung bringen. Sie hatte schon vorher Waffeln gebacken und sie warmgestellt, als er sich hingelegt hatte. Auf diese Weise wurden sie fast
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