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Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Titel: Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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Susy. »Ich ziehe hier aus, sowie ich groß genug bin.«
    »Ich auch«, sagte Oliver.
    »Wenn du ausziehst, brauch ich das doch nicht mehr«, erwiderte Susy.
    »Stop it«, sagte Barbara.
    Sie war eine gute Köchin, wenn sie nur genug Zeit dafür freischaufeln konnte. Aber die Kartoffeln waren lauwarm. Das Lungenhaschee war in Scheiben mit ganz vielen Zwiebeln gebraten, und sie hatte Kapern und Senf auf den Tisch gestellt zusammen mit einem kleinen Topf zerlassener Butter. Er war hungrig und er war zufrieden mit seiner Tagesschicht im Büro, er könnte am nächsten Morgen ein wenig später aufbrechen, länger schlafen. Das war eine erhebende Vorstellung.
    »Haben wir Bier, Barb? Oder hast du das den Leuten in die Haare gegossen?«, fragte er.
    »Ich glaube, eine Flasche haben wir noch.«
    »Brauchst du die vielleicht morgen früh?«
    »Nimm sie nur.«
    »Du hast also nicht schon ganz früh Kundschaft?«
    »Doch, Frau Sivertsen um zehn. Sie will sich die Haare bleichen lassen. Aber sie trägt die Haare immer offen oder hochgesteckt, und da müssen sie nicht gelegt werden. Deshalb brauche ich auch das Bier nicht.«
    »Verflixt. Ich dachte, ich könnte es morgen langsam angehen lassen.«
    »Du kannst doch hierbleiben, wir machen einfach die Schiebetür zu, dann hörst du uns nicht.«
    »Doch, tu ich wohl. Ach, verflixt. Das weißt du genau«, sagte er und goss sich lieber dünnen Apfelsinensaft ins Glas.

Gespreizter Blattphilodendron
    Frau Berg saß ganz still am Rand des einen der beiden Empiresessel, die sie von seinen Eltern geerbt hatten, und presste die Hände zwischen ihre zusammengeklemmten Knie, während sie sich langsam hin und her wiegte und in Gedanken sang. Fartein hielt im Schlafzimmer Mittagsschlaf, angezogen, auf der Bettdecke und bei offenem Fenster. Das musste er das ganze Jahr hindurch. Wenn es sehr weit unter Null war, freute er sich, denn das härtete ab, sagte er.
    Großer Gott, wir loben dich, Herr, wir preisen deine Stärke…
    Die Jungen saßen mucksmäuschenstill in ihrem Zimmer und legten ein Puzzlespiel. Sie waren es gewöhnt, leise zu sein. Das derzeitige Puzzlespiel zeigte ein Bild vom Big Ben in London in fünfzehnhundert Teilen. Sie hatten es schon zweimal gelegt, sie ließ jedes Puzzlespiel immer einige Monate im Schrank verschwinden, nachdem sie es wieder in seine Teile zerlegt hatte.
    Vor dir neigt die Erde sich, und bewundert deine Werke, wie du warst vor aller Zeit, so bleibst du in Ewigkeit. Cherubim und Seraphim …
    Sie sang in Gedanken den Choral mit und starrte die ganze Zeit die Kaskaden von Grünpflanzen im grünen Wohnzimmerfenster an, das auf den Balkon blickte, während sie leise und vorsichtig atmete, ganz oben im Hals. Die Uhr an der Wand sagte ihr, dass er noch dreiundvierzig Minuten schlafen würde, nicht mehr und nicht weniger. Er stand immer eine halbe Stunde vor Beginn der Fernsehnachrichten auf und schlug sich auf die
Wangen, bis die knallrot wurden und glänzten, um sich zu wecken und um nicht »zusammen mit Idioten mental zugrunde zu gehen« , wie er oft sagte. Sie hatte es ihn schon so oft sagen hören, dass sie ein Wort fast nicht vom anderen unterscheiden konnte. Grunde. Idioten. Zusammen. Aber jedenfalls »zusammen« , das war das Wichtigste.

    Sie konnte erst mit dem Abwasch anfangen, wenn er aufgestanden war, auch wenn sie beide Dielentüren schloss und so leise arbeitete wie möglich. Er konnte es nicht ertragen, obwohl es so hellhörig im Haus war, dass sie fast hören konnten, wie die Nachbarn schluckten. Trotzdem reagierte er nur auf die Geräusche aus seiner eigenen Wohnung. Aber die Grünpflanzen im Fenster konnten ganz allein diese stille Stunde füllen, bis er aufstand, sie wurde es nie leid, die anzusehen.
    Ihre ganze Kindheit und Jugend hindurch hatte sie gehört, sie habe einen grünen Daumen. Auf dem Hof in Hamarøy hatte sie als kleines Mädchen Kräuter und Zwiebeln und allerlei Getreidesorten in kleinen Beeten gezogen, nur um sie kennenzulernen. Aber jetzt hauste sie in einem Betonviereck in einem Wohnblock und hatte sich auf Grünpflanzen und blühende Pflanzen verlegt, die man nicht essen konnte, man konnte sich nur darüber freuen. Die üblichen Töpfe waren nicht tief genug, um Nutzpflanzen zu ziehen. Doch das machte nichts.
    Sie stand auf und fuhr mit einem Finger über die Blätter des Gummibaums, fühlte die Kühle in der blanken Fläche über dem Blattfleisch. Sie schlich in die Küche und öffnete unendlich langsam den Kühlschrank, um

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