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Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Titel: Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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sie kannte. Nicht einmal Pfeife rauchte er, und dabei war das doch so männlich.

    Sie zog dieselben Sachen an wie am Vortag, die Kleidungsstücke, die sie auf den Korb für die schmutzige Wäsche geworfen hatte. BH und Hose waren auf den Boden gefallen, nachdem die Kinder sich angezogen hatten. Sie zog die Hose an, ohne vorher die Socken überzustreifen, und stand dann da und musterte ihre Zehen.
    Die sahen ganz normal aus. Es waren ihre Zehen, so sahen sie seit zwanzig Jahren aus, und auf eine seltsame Weise konnten sie sie immer beruhigen. Sie lagen solide auf dem Linoleumboden, alle zehn, und spreizten sich ein wenig ungleich fort voneinander, wie das ihre Art war. Sie holte tief Atem und stöhnte auf, als sie die Luft wieder ausstieß. Jetzt könnte das doch niemand hören. Vielleicht sollte sie sich die Zehennägel lackieren. Bei den Fingernägeln ging das nicht, wo sie doch dauernd mit Haaren und Wasser und chemischen Flüssigkeiten beschäftigt war, aber vielleicht die Zehen? Doch andererseits – warum sollte sie sich die Zehennägel lackieren? Für wen? Sie wollte ihn doch fast nie.

    Aber sie war gern schwanger gewesen, hatte gern in einem Sessel gesessen und zufrieden – ganz wie Dickens’ Mr. Micawber – die Hände auf dem Bauch gefaltet und sich wichtig gefühlt. Dass sie einen ganzen und echten Menschen in sich trug, hatte sie mit Stolz erfüllt. Und diesen Stolz besaß sie vierundzwanzig Stunden am Tag bei allem, was sie tat, ob sie sich nun den Pony aus dem Gesicht strich oder spazieren ging, während Petter kochte, und sie konnte langsam und wogend und selbstbewusst dahingehen mit einem lebenden Leben in sich.
    Beim ersten Mal, bei Susy, war es natürlich am besten gewesen. Bei Oliver war es eher anstrengend, denn da war Susy noch klein und anspruchsvoll, und es war nicht so leicht gewesen, sich allem zu entziehen und ihr eigenes Glück auszukosten. Sie sah sich im Winter gern den Sternenhimmel an, fühlte sich dann wie ein Sandkorn in einem gigantischen Wirbel, aber als
sie schwanger gewesen war, hatte sie sich überhaupt nicht klein gefühlt, sondern groß und enorm wichtig. Sie war die Nabe im Rad. Was sie erschuf und in sich trug, war größer als die Sonne selbst, zehntausendmal größer als die Bedingungen und Voraussetzungen, die sie für ihr eigenes Leben definierte. Als das Kind geboren war, wurde natürlich alles bodenständiger, es gab von Minute zu Minute Pflichten und Aufgaben, und es war nicht sonderlich sakral und kosmisch. Aber vorher war es nur phantastisch, und sie hätte gern gewusst, ob Anna-Maria gerade auch so empfand. Oder vielleicht war das Kind schon da, die Illustrierten waren ja nicht tagesaktuell, sie hatten acht Wochen Produktionszeit, und diese Art von Nachrichten kam nur selten im Radio. Dazu lag Griechenland zu weit weg. Wenn überhaupt, würde es in der Morgensendung um neun erwähnt werden.
    Frau Åsen putzte gerade den Eingang, als sie auf dem Weg zum Einkaufen unten vorbeikam. Der Postbote war schon da gewesen, aber der Briefkasten war leer. Sie musste sich über Moes Kinderwagen lehnen, um mit ihrem Postschlüssel die grüne Metalltür zu öffnen und zu schließen. Dass Frau Moe den Wagen nicht in die Wohnung holte, sie hatte doch nur eine kleine Treppe, aber da stand der Wagen mit Kissen und Decke, fast zu intim, um so für das ganze Treppenhaus entblößt zu werden.
    »Sie könnten den ja wohl in die Wohnung holen, finden Sie nicht?«, fragte Frau Åsen. Die Kittelschürze spannte über ihrem üppigen Hintern, als sie sich in der Ecke unter den Briefkästen mit dem grauen Wischlappen in der linken Hand bückte, während sie sich mit der rechten auf den Kinderwagen stützte.
    »Finde ich auch«, antwortete sie.
    »Spannende Post?«
    »Nichts. Ist eigentlich auch gut so. Dann gibt es auch keine Rechnungen, ha, ha.«
    »Bekommen Sie keine Post aus England?«, fragte Frau Åsen.
    »Doch, Zeitschriften. Und Pakete, ein paarmal im Jahr.«
    »Das ist sicher spannend«, sagte Frau Åsen ein bisschen gleichgültig und richtete sich auf, der Schweiß strömte ihr über die Schläfen. Warum hatten die beiden wohl keine Kinder? Es roch nach grüner Seife mit Salmiak, das war ein guter Geruch. Im Putzeimer schwamm oben schmutziggrauer Schaum, aber er dampfte noch, das Wasser musste also noch ziemlich frisch sein.
    »Wollen Sie einkaufen?«, fragte Frau Åsen.
    »Ja.«
    »Heute kommen die neuen Zeitschriften.«
    »Ja.«
    »Und Sie haben sicher auch Kundschaft.«
    »Das

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