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Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Titel: Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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gebohnerten Linoleum zuerst das Gleichgewicht finden, ehe er mit aller Kraft die große Eichentür zuschieben konnte. Er war so klein, sechs Jahre erst, und er verstand so viel, hatte sie so lieb, und seinen kleinen Bruder auch, der nur ein Jahr jünger war. Und im Herbst würde er zur Schule gehen, ihr feiner Junge.
    »Papa hat alle Waffeln aufgegessen«, sagte Jan-Ragnar und setzte sich wieder. Sie konnte ihnen doch keine Comics kaufen und sie zugleich bitten, die vor ihm zu verstecken, das wäre nicht richtig. Das durfte sie nicht, er war doch ihr Mann, sie durfte die Kinder nicht gegen den eigenen Vater aufstacheln.
    »Ich mache euch jetzt etwas anderes«, sagte sie.
    »Was denn?«, fragte Geir.
    »Brotwürfel, dachte ich«, sagte sie.
    »Oh ja«, sagte Geir.
    »Das wird lecker, Mama«, sagte Jan-Ragnar und blätterte zu den Comics in der Illustrierten weiter. Es war ein Glück, dass
Fartein ihr nicht verboten hatte, sich jeden Mittwoch eine neue zu kaufen. Vermutlich hatte er gesehen, wie viel Freude so eine Zeitschrift ihr machte, wenn sie sich abends damit in der Küche beschäftigte, während er fernsah. Und dann konnte er über sie lachen, wenn sie versuchte, nach einem der abgedruckten Muster zu stricken oder zu sticken, und zwischen ihren Fingern alles danebenging und sie vor Verzweiflung losweinte.
    Dann kam es vor, dass er sie tröstete, nachsichtig und belustigt. Er zog sie fest an sich und wiegte ihren Oberkörper ein wenig hin und her, schnupperte an ihren Haaren und redete ihr tröstend zu, streichelte ihre Wange, küsste ihre Schulter. Und es konnte vorkommen, dass er sie danach wollte, während Strickzeug oder Stickerei zu Boden fielen, hart und von hinten und ohne ein Wort. Und sein Glied war so hart in ihr, dass es wie ein Strom aus pochendem Schmerz war. Aber danach spürte sie eine einzige große und heiße Welle der Erleichterung. Er liebte sie, wie damals, als Trocadero das erste Rennen in Leangen gewonnen und er sie vor allen Leuten umarmt hatte, vor aller Augen. Es war nicht zu fassen, dass es wirklich geschah, alle begriffen doch, dass er ihr gehörte. Den Teelöffel, den Trocadero an jenem Tag gewonnen hatte, hatte sie ganz allein in ein Teakregal rechts neben dem Sofa gelegt, sie achtete immer darauf, dass der Löffel blank geputzt war und dass im Teakregal kein Staub lag.

    »Jan-Ragnar? Kannst du den Heizkörper unter dem Fenster herunterdrehen, während ich die Milch warm mache?«
    Es war wichtig, dass der Stromzähler nicht in die rote Zone geriet, dann wurde es teurer. Sie freute sich auf den Sommer und die Wärme, dann würde sie kochen und backen können, ohne an diesen blöden Messer denken zu müssen. Sie schnitt Schwarzbrot vom Vortag in kleine Würfel, schichtete sie in zwei tiefen Tellern jeweils zu einer kleinen Pyramide, goss dann
heiße Milch darüber und ließ braunen Zucker über das Ganze rieseln.
    »Was wollt ihr dazu trinken?«
    »Milch«, antworteten sie wie aus einem Munde.
    »Milch im Essen und in den Gläsern? Du meine Güte!«
    Sie lächelten gleichzeitig, es war das echte Lächeln und nicht das, das der Vater bekam, wenn er das verlangte.
    Sie holte die Milchflasche und füllte zwei Gläser. Die Schiebetür wurde geöffnet, und Fartein erschien mit seinem leeren Teller.
    »Gibt es noch Waffeln?«
    »Nein.«
    »Da haben wohl die Jungs …«
    »Nein, die essen Brotwürfel, das siehst du ja wohl.«
    »Das sehe ich ja wohl? Was ist das für eine Antwort?«
    »Das war nicht so gemeint. Soll ich noch Waffeln backen? Das dauert zwar eine Weile, aber …«
    »Ich esse lieber nachher noch ein paar Brote. Wenn die Jungs noch etwas übrig gelassen haben.«
    »Wir haben noch genug Brot. Für heute Abend und für morgen früh.«
    Nun ging wieder die Türklingel, und Geir fiel sein Milchglas auf den Schoß. Sie merkte, dass ihr schwindlig wurde, als sie sah, wie die weiße Milch über seine Oberschenkel und auf das blaue Linoleum lief, sie hielt sich am Spülbecken fest und presste den Lappen gegen die scharfe Kante, schloss die Augen und holte tief Luft.
    »ABER WAS ZUM TEUFEL … Bepisst du dich jetzt auch schon TAGSÜBER?«
    »Das ist Milch«, flüsterte Geir.
    »Milch und Pisse, nehme ich mal an!«
    »Nein …«
    »Willst du jetzt auch noch widersprechen?«
    »Fartein, du hast doch gesehen, dass ihm das Glas aus der Hand gerutscht ist. Jan-Ragnar, sieh mal nach, wer da geklingelt hat.«
    Tränen liefen Geir über die Wangen. Er kniff die Augen zu und hing fast an Farteins

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