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Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Titel: Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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Küche verschwand, aber wenn er ausatmete, konnte sie fast nicht sehen, welche Farbe die Küchenschränke hatten. Sie wusste ja, dass die hellblau mit weißen Griffen waren. Er zerdrückte den kleinen Rest der Zigarette zwischen den Gräten, und es zischte ein wenig. Jetzt würde er sich sicher bald ausruhen, und sie müsste nach draußen.
    »Soll ich spülen, Papa?«
    »Vielleicht.«
    »Ja?«, fragte sie, aber vermutlich ein wenig zu rasch.
    »Meine Güte, freust du dich etwa aufs Spülen?«
    »Wenn du dich ausruhst?«
    Sie konnte ihm nicht sagen, dass sie dann nicht auf der Treppe sitzen müsste. Er glaubte ja immer, sie sei bei Irene oder Susy, wenn er sie nach draußen schickte. Das hatte sie ihm gesagt, aber sie ging nur manchmal zu Irene, denn sie wusste genau, dass die sie nicht zu Besuch haben wollten. Sie waren zwar nett, aber sie merkte es doch. Und Irene schaute immer an ihr nach unten, um zu sehen, ob sie sich in die Hose gepinkelt hatte. Sehr oft war sie ja auch nass, ohne es zu merken. Sie glaubte trocken zu sein, bis sie entdeckte, dass Irenes Bettdecke, wo sie gesessen hatte, dunkel wurde.
    »Nein, heute ruhe ich mich nicht aus. Wir müssen waschen, ich habe fast nichts Sauberes mehr. Hol alles Bunte aus dem Badezimmer«, sagte er, stand auf und zog die Waschmaschine mitten in die Küche, so dass der dicke graue Schlauch auf der Rückseite bis zum Ausgussbecken reichte. Damit wurde das schmutzige Wasser abgepumpt, mehrmals, wie ein wilder Wasserfall, und der Schlauch musste fest und sicher gleich über dem Abfluss liegen, sonst lief es über. Der Schlauch hing an einer grauen Klammer, aber das reichte nicht, wenn das Wasser zu schnell und hart herausschoss.
    Die Stoffrolle, die hinten an der Waschmaschine befestigt war, zitterte, als er die Maschine herauszog. Die Waschmaschine versperrte jetzt die Tür zur Diele, so dass man den ganzen Umweg durch das Wohnzimmer machen musste, um Klo, Badezimmer oder Schlafzimmer zu erreichen. Sie sah, wie eingestaubt die Stoffrolle war, hatten sie so lange schon nicht mehr gewaschen? Wie lange brauchte Staub wohl zum Landen?

    In der hintersten Ecke des Badezimmers, weit weg von der Badewanne, lagen die schmutzigen Kleider auf einer hohen Pyramide vor der Wand. Abgesehen von denen mit Pipi. Die wusch sie selbst im Waschbecken mit weißer Lux, hängte sie nachts auf den voll aufgedrehten Heizkörper in ihrem Zimmer und zog sie am nächsten Morgen wieder an. Und wenn sie ihre Kleider mit Lux wusch, dachte sie daran, dass ihre Großmutter alles Mögliche mit Sunlicht-Seife wusch. Sie wusch sich damit die Haare, und wenn der Boden geputzt werden musste, hobelte sie mit einer Reibe kleine gelbe Späne von dem Seifenstück in den Putzeimer und füllte dann heißes Wasser ein. Das Wasser schäumte nie, es wurde nur grau und dampfte.

    Sie lud sich die Kleider auf die Arme, Hosen und Hemden und Pullover und Socken. Was sie liegen ließ, waren Handtücher, Wachlappen und seine Unterhosen, all die weißen Dinge. Ihre Unterhosen waren bunt, die Großmutter hatte sie für sie gekauft. Sie schaute zum Schrank neben dem Badezimmerspiegel hoch.
    Heute waren in der Globoid-Schachtel nur noch fünf Tabletten. Falls er nicht nachgesehen und mehr gekauft hatte. Die Apotheke lag unten in der Stadt, also hätte er die Tabletten dann in der Aktentasche. Sie konnte ihn nicht fragen. Bei Irene gab es ein Medizinschränkchen im Badezimmer, darauf war ein großes rotes Kreuz gemalt. Es war zwar abgeschlossen, aber der Schlüssel steckte immer. Vor langer Zeit hatte sie das Schränkchen einmal aufgemacht, als sie dort aufs Klo gegangen war. Sie hatte kaum hochreichen können, doch sie hatte die weiße ovale Plastikschachtel mit der blauen Schrift sofort entdeckt und ganz schnell aufgemacht. Die Schachtel war fast voll. Sie hatte fünf Tabletten herausgenommen, sie in die Tasche gesteckt und die Schachtel ganz schnell zurückgestellt. Danach hatte sie schreckliche
Angst gehabt, Irenes Mutter könnte es bemerkt haben, und deshalb hatte sie erst zwei Wochen später wieder gewagt, unten anzuklopfen.

    Der Vater hob den Schlauch vom Haken hinter der Waschmaschine, und altes Wasser lief auf den Boden.
    »Scheiße!«
    Sie holte ganz schnell den Wischlappen aus dem Eimer unter dem Ausguss und fing an aufzuwischen, aber der Lappen war so trocken, dass er kein Wasser aufnahm. Beide Becken standen voll von schmutzigen Tassen und Töpfen. Sie rannte durch das Wohnzimmer, spülte den Lappen im Waschbecken

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