Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
ein Mädchen gewesen. Er war davon überzeugt, dass bei einem Jungen alles einfacher gewesen wäre, sogar die Windelfetzen. Jungen wussten, wann sie aufs Klo mussten, die machten sich nicht in die Hose.
Das Wasser reichte nicht für Gläser und Teller. Und sie wollte nicht mehr Wasser holen, sie hatte die spitzen Augen des Vaters gespürt, als sie mit dem Eimer durchs Wohnzimmer gegangen war. Seine Augen konnten so unterschiedlich sein und sich so schnell ändern. Das gefiel ihr so gut an Barbie und auch an Ken, deren Augen blieben die ganze Zeit absolut gleich.
Rasch schaute sie an der Schiebetür vorbei, um zu sehen, ob er schlief. Er hatte die Augen geschlossen, atmete aber normal: Er schlief nicht. Sie hielt Ausschau nach seiner Aktentasche, und da stand sie, vor der Wand neben dem Heizkörper unter dem Küchenfenster. Sie sah, dass die Tasche ausgebeult war. Nicht
nur dick und flach, sondern richtig ausgebeult, also hatte er Globoid gekauft. Wenn er vergaß, die Schachtel ins Badezimmerregal zu stellen, würde sie eben wachliegen müssen, bis er schlafen ging. Dann könnte sie aufstehen, ins Badezimmer gehen und so tun, als ob sie pinkeln müsste. Dabei goss sie ein wenig Wasser in ihren Zahnbecher und schüttete das langsam ins Klo, ehe sie abzog. Es klang ganz richtig, genau wie Pinkeln.
Die Waschmaschine hatte das erste Wasser abgepumpt, das mit der Seife. Jetzt müsste der Spülgang kommen. Aber dann könnte sie doch das Spülwasser für das Geschirr nehmen? Das war eine gute Idee. Als der erste Guss kam, stand sie mit einem Stapel Essensteller bereit und ließ das graue Wasser über und zwischen die Teller laufen, ehe sie sie umgedreht auf die Anrichte legte. Beim nächsten Guss stand sie mit den Gläsern da, und Messer und Gabeln hatte sie in das Ausgussbecken gelegt. Das ging sehr gut, sie freute sich über diese Lösung für ein verzwicktes Problem, es war, wie das Klo des Hausmeisters zu benutzen oder Kleider im Badezimmer zu waschen und über Nacht auf den Heizkörper zu hängen.
»Ist die Wäsche bald fertig?«, rief er aus dem Wohnzimmer, und in seiner Stimme lag eine Spur von Schlaf.
»Bald!«
Rasch brachte sie Gläser und Besteck auf die Anrichte, sie ahnte schon, dass ihm das mit dem Spülwasser nicht gefallen würde, wenn er dahinterkäme. Das Geschirrtuch war schmutzig, sie hätte es in die Waschmaschine stecken müssen. Auch den Wischlappen hatte sie vergessen. Frau Salvesen weichte Wischlappen und Geschirrtücher in Chlorin ein, sie sagte, dann würden sie sauberer als mit der Waschmaschine. In ihrer Küche roch es dann wie im Schwimmbad. Ab und zu kochte sie die Lappen in einem riesigen Topf, den sie »Wäschebottich« nannte.
Es half, die erwachsenen Frauen zu beobachten. Aber einen so großen Topf könnte sie nie im Leben allein hochheben.
Der Vater kam in die Küche, seine Haare klebten am Hinterkopf.
»Können wir Chlorin kaufen, Papa?«
»Warum das denn?«
»Es ist gut, wenn man das in der Küche hat. Für Spüllappen und so was. Die werden dann sehr sauber.«
»Das weiß ich. Chlor desinfiziert. Chlor tötet alle Bakterien ab genau wie Hitze. Das ist die pure Chemie.«
»Weißt du auch ganz viel über Chemie, Papa?«
»Nicht ganz viel. Aber auch nicht ganz wenig. Jetzt müssen wir mangeln. Stell dich hin.«
Sie lief in den Verschlag, holte die große Bütte und roch ganz schnell daran, als sie zurücklief. Es roch so gut, kaltes Metall und Seifengeruch. Sie quetschte sich zwischen Waschmaschine und Wand, hielt die Bütte mit ausgestreckten Armen vor sich hin und presste sie auf den kleinen dreieckigen Platz auf dem Boden. Da war es sehr staubig, der Staub würde an der Bütte hängenbleiben, wenn sie die nachher aufhob. Sie strich ihn ganz schnell mit den Fingern weg.
»Jetzt kommt das Erste«, sagte er.
Das Wasser klatschte in die Bütte, als er das erste Handtuch durch die Rollen presste und zu einem flachen weißen Streifen aus fast trockenem Stoff zusammenquetschte. Sie nahm es entgegen, das Handtuch sah aus wie ein langer Wurm. In ihrer engen Ecke war kein Platz zum Ausschütteln, und der Vater schüttelte die Sachen sowieso nie richtig aus, bevor er sie zum Trocknen aufhängte, wie die Frauen das machten. Deshalb waren ihre Handtücher immer ein wenig eingeschrumpft. Wenn sie eines Tages zu den Wäscheleinen hochreichte, würde sie die Handtücher ausschütteln, bis sie ganz glatt wären. Und auch die Bettwäsche.
Die Hauswirtschaftslehrerin in der Schule hatte
Weitere Kostenlose Bücher