Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
im Badezimmer aus und rannte zurück. Jetzt war das Aufwischen kein Problem.
»Waschen wir zweimal?«, fragte sie.
»Ja, ich brauche ja auch saubere Unterhosen. Und wir haben keine Handtücher mehr.«
»Kann ich inzwischen die Tassen spülen? Statt später heute Abend?«
»Ja, du musst sowieso darauf aufpassen, dass der Schlauch nicht aus dem Ausguss spritzt. Dann spül alles ab, was da steht.«
Auf der Anrichte war kein Platz für die schmutzigen Tassen, deshalb musste sie sie auf den Tisch stellen. Das würde den Tisch schmutzig machen. Und der Spüllappen war schon total verdreckt.
»Kann ich einen Waschlappen aus dem Badezimmer holen und den Tisch damit abtrocknen?«
»Von mir aus. Aber im Trockenschrank ist kein Platz für alles. Was für ein Nervkram!«
»Du kannst doch draußen die Wäscheleine nehmen. Ich komm nicht so hoch.«
»Damit der Drache sich meine Kleider ansehen kann? Danke,
nein. Oder doch … die Handtücher können draußen hängen. Vielleicht nehmen wir die zuerst. Dann hängen wir die Unterhosen und die anderen Sachen in den Trockenschrank.«
So machten sie es immer. Es war schon seltsam, dass er es trotzdem vergaß. Aber sie wuschen ja nur so selten. Sie rannte durch das Wohnzimmer, holte Handtücher und Unterhosen und ließ alles in die Waschmaschine fallen. Die Sachen hingen schlaff und schmutzig in der zweigeteilten großen Trommel. Er gab Waschpulver dazu, schloss den Schlauch an den Wasserhahn an, drehte den roten Knopf an der Waschmaschine auf KOCHEN, legte den Deckel darauf und drehte den Hahn voll auf.
»Du musst das Spülwasser jetzt aus dem Badezimmer holen«, sagte er.
»Weiß ich, ich nehm den Putzeimer.«
»Gut. Ich lege mich so lange mit der Zeitung aufs Sofa.«
Sie lief dreimal durch das Wohnzimmer hin und her mit vollem und leerem Putzeimer, aber sie sah ihn dabei nicht an. Obwohl sie klein war, erinnerte sie ihn an Anna mit ihrer Geschäftigkeit und der Quengelei, ohne etwas zu sagen, nur durch ihre Körperhaltung. Als ob er ihr hätte helfen müssen. Ihre Körperhaltung, wenn sie den schweren Eimer trug, war ein nervtötendes Gequengel, wie sie den Eimer starr vom Körper weg hielt, um nichts zu vergießen, und den Blick überallhin gerichtet, nur nicht auf ihn.
Verdammt, diese Tüchtigkeit, die die Weiber sich immer wieder erlauben konnten, wie er die verabscheute. Ein Sohn hätte einfach die Arbeit erledigt, sie aber flehte durch den krummen Rücken und die kleinen Keuchgeräusche um Anerkennung.
Das Sofa war unter ihm hart wie Beton. Er erinnerte sich an das Sofa aus seiner Kindheit zu Hause, das war, wie in fernen Reichen zu versinken, aber alle Sofas, die es in den letzten Jahrzehnten zu kaufen gab, waren nur steinhart und fesch und modern und hoffnungslos als Unterlage genau wie dieses. Die Armlehnen waren zu allem Überfluss aus Teak, und er war nie dazu gekommen, Sofakissen zu kaufen, er legte sich ja fast nie hierhin, sondern ins Bett, wenn er sich ausruhen wollte.
Die Zeitung war noch immer ein bisschen feucht. Dass der Zeitungsbote aber auch nie seine Arbeit richtig tun und sie in den dritten Stock bringen konnte? Stattdessen warf er alle auf einen Haufen unter die Briefkästen. Die anderen im Haus holten sich morgens die Zeitung, entweder die Männer oder die Frauen, wenn die Männer sich zur Arbeit verzogen hatten, aber er hatte morgens so wenig Zeit, dass er es nicht über sich brachte, die Treppen nach unten und wieder hoch zu rennen. Nina brachte die Zeitung mit hoch, wenn sie aus der Schule kam, und natürlich hatte bis dahin die gebärfreudige Person aus dem Parterre gleich mehrmals ihren schmutzigen und nassen Kinderwagen darüber geschoben. Man sollte glauben, dass eine frischgebackene Mutter eine einzelne Zeitung aufheben und sie ordentlich vor die Wand legen könnte, aber nein.
Er wollte auch nicht über den Vietnamkrieg in allen Varianten lesen, sondern blätterte gleich weiter zur Schachkolumne »Weiß zieht und gewinnt«. Er starrte die zwei weißen Springer an, die bestimmt die Sache regeln würden, zusammen mit dem weißen König, der mit einem Feld Zwischenraum dastand und dem schwarzen den Weg versperrte. Aber der schwarze Turm war die eigentliche Gefahr, wie er da am Rand seiner Domäne hinter seinem König über die ganze Linie regierte.
Das war verzwickt.
Beide Königinnen waren wohl schon längst von der Bahn gefegt. Er zog immer Schachaufgaben vor, in denen die Königinnen ausgeschaltet waren. Er ließ die Zeitung auf
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