Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
Hause kommen, bis dahin hatte Tante Rosa sich verzogen, das kam ihr wie gerufen. Es war so seltsam, über Frauen zu lesen, die Tante Rosa als Grund vorschützten. Frauen, die es offenbar nicht wollten. Aber das waren sicher solche Ehepaare, die es nie schafften, einander richtig zu vermissen so wie sie und Steingrim.
Sie schloss die Augen in der Sonne und zündete sich eine Zigarette an, zog einige Male daran, ehe sie sich Kaffee einschenkte. Dann legte sie die Zigarette auf den Rand des Aschenbechers, öffnete die Cremedose und rieb sich einen Klecks kreideweißer Creme ins Gesicht, es roch nach Sommer.
Während der Geschmack von Kaffee und Weißbrot mit italienischem Salat sich in ihrem Mund vermischte, griff sie zur Zigarette und machte wieder die Augen zu. Sie hatte solches Glück, konnte einfach hier sitzen und die Sekunden genießen, ihren Tag und ihre Tätigkeiten in ihrem Tempo genießen. Nie, nie, nie wollte sie so leben wie ihre Mutter. Denn wenn sie und Steingrim eines Tages ein Kind machen könnten, würde das eine reichen. Sie hoffte, es würde ein Junge, damit auch Steingrim fände, eins reiche. Die Mutter hatte erst aufgehört, als sie am
Esstisch sieben runde Gesichter hatte sehen können, dazu das des immer gleich schlecht gelaunten und strengen Vaters.
Als einzige Tochter und Älteste mit sechs Brüdern war sie immer in die vielen Tätigkeiten ihrer Mutter, die nie ein Ende nahmen, einbezogen worden. Sie konnte sich nicht erinnern, dass die Mutter sich je den Luxus gegönnt hatte, einen Boden glänzend rein zu bohnern, um danach so wenig in der Küche zu tun zu haben, dass die geschlagene zwei Stunden leer stehen konnte.
Sie schaute auf das Gemeinschaftsgelände zwischen den Blocks, die Rasenflächen und die Gehwege und den Block gegenüber. Der kehrte ihr den Rücken und somit die Schlafzimmerfenster zu, die Balkons lagen auf der anderen Seite und schauten in dieselbe Sonnenrichtung wie ihrer. Die Kinder waren gerade aus der Schule gekommen und hatten die Ranzen in die Treppenhäuser gepfeffert. Ungefähr ein Dutzend Mädchen war mit Gummitwist und Himmel und Hölle beschäftigt, einige Jungen mühten sich mit einem Fußball und einer Fahrradpumpe ab. Hinten beim Altersheim machte eine weitere Gruppe von Jungen sich für eine Runde Messerwerfen bereit, sie hatten mit einem Zweig einen langen Strich in den Sand gezeichnet und schritten jetzt die Strecke ab, an deren Ende der Werfer stehen sollte.
Eine der Bewohnerinnen des Blocks gegenüber kam aus dem Aufgang B mit einem um den Kopf gewickelten Handtuch und mit einer weißen Papiertüte in der Hand, sie überquerte den Rasen, sicher wollte sie zu Frau Larsen, um sich die Haare machen zu lassen. Es war schon so spät, dass die Haare sicher nicht getrocknet und gelegt werden konnten, sondern nur gewickelt, um dann unter dem Kopftuch bis zum nächsten Morgen selbst zu trocknen.
Eigentlich hatte sie auch Lust, sich bei Frau Larsen einen Termin geben zu lassen, tat es dann aber doch nicht. Frau Larsen wirkte durchaus sympathisch, englisch und irgendwie anders. Aber die bloße Vorstellung, dort drinnen den Klatschbasen aus dem Haus zu begegnen, war ihr zuwider, auch wenn sie auf die anderen Hausbewohnerinnen durchaus neugierig war. Sie wusste kaum, wie die hießen, von den Nachnamen mal abgesehen. Diese Klatschbasen waren sicher allesamt Busenfreundinnen und redeten über sie.
Sie waren so muttihaft ! Lag das daran, dass sie verheiratet waren oder dass sie Mütter waren? Aber Frau Åsen aus dem Erdgeschoss hatte keine Kinder und führte sich trotzdem auf wie eine Mutti, was Kleidung und Frisur anging. Formlose hässliche Kittelschürzen und strenge Erwachsenenfrisuren, Frau Larsen war ein bisschen die Ausnahme, aber auch sie machte sich nicht weiter hübsch. Waren ihnen ihre Männer wirklich dermaßen selbstverständlich? Dass sie es wagten …
Steingrim sah richtig gut aus, und täglich ging er in Läden und Großküchen ein und aus, war umgeben von Frauen, wohnte im Hotel und war als Handlungsreisender für den Moment frank und frei. Er erzählte, der Tonfall zwischen ihm und den Damen sei neckisch und scherzhaft, er kannte die meisten ja schon, und das sei ihm bei der Arbeit eine Aufmunterung. Sie fragte ihn nie, ob sie richtig flirteten oder ob er eine von diesen Damen zum Essen einlud. Er war zu ehrlich. Es war besser, keine Fragen zu stellen. Und er rief sie ja an, sooft er konnte. Ferngespräche waren teuer, deshalb nutzte er jede
Weitere Kostenlose Bücher