Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
Möglichkeit, sie aus den Büros der Kunden anzurufen, auch wenn sie dann nur wenige Sätze wechseln konnten. Wo er gerade sei, und was für Wetter sie hätten, bei ihm und bei ihr. Sie ging deshalb jeden Tag um dieselbe Zeit einkaufen, um zwei, kurz bevor die Kinder aus der Schule kamen. Dann war es im Laden ziemlich ruhig,
und die meisten Muttis aus dem Block hatten ihre Einkäufe schon erledigt. Die Ausnahme war Frau Åsen aus dem Erdgeschoss, die offenbar keine feste Einkaufszeit hatte. Sie war wirklich ärgerlich neugierig, wenn sie dort stand und die Waren aller anderen in Augenschein nahm.
Für Steingrim war es wichtig zu wissen, wann sie tagsüber nicht im Haus war. Sie wollte ihn auch nicht vergeblich anrufen lassen. Und wenn er angerufen hatte, konnte sie machen, was sie wollte. Dann fuhr sie vielleicht mit dem Bus in die Stadt und schlenderte durch die Geschäfte.
Ein-oder zweimal auf jeder Reise gönnte er sich ein richtiges Abendgespräch aus einer Telefonzelle oder dem Telefonkabinett des Hotels, in dem er wohnte. Dann konnten sie mehrere Minuten miteinander sprechen. Und dann sang er leise für sie: »Warte nur, bis ich nach Hause kommen, denn dann bekommst du Zuckerzeug und Scho-ko-lade, ich geh mit dir ins Kino und dann Arm in Arm zur Promena-de, und du sitzt dann ganz fein auf meinem Knie …
Aber sie gingen nicht gerade oft zur Promenade. Sie fuhren mit dem Auto los. Wenn er zu Hause war, hatte er immer einige Tage frei, dann musste er sich an Buchführung und Bestellungen setzen, aber vorher konnten sie mit dem Auto losfahren. Sie kochte Kaffee für die Thermoskanne, füllte eine Milchflasche mit kaltem O’Boy und wickelte sie in ein Handtuch, Steingrim trank so gern Schokomilch, wenn er Durst hatte. Und sie schmierte leckere Brote, am liebsten hatte er Zervelatwurst und gekochte Eier. Dann fuhren sie nach Lust und Laune in ihrem kleinen hellblauen VW-Käfer durch die Gegend, mit der Autodecke, die immer auf dem Rücksitz lag, zusammen mit allen Warenproben für Aprikosen-und Backpflaumensuppe und Bouillon und den Tüten mit dem Soßenpulver.
Es war schön, auf der Decke zu sitzen, wenn sie die mitgebrachten
Leckereien aßen, und Steingrim machte aus allen Winkeln Bilder von ihr. Dann fühlte sie sich reich wie in einer Zigarettenreklame aus den USA. Sie rauchte auf allen Fotos, die er von ihr machte, und sie hielt die Zigaretten wie auf den Anzeigen mit starren Fingern auf Gesichtshöhe, die Lippen geschminkt, die Knöchel gekreuzt und die Augen in der Sonne geschlossen und mit einem Lächeln, das Steingrim verführerisch nannte.
Die Bilder hängten sie im Schlafzimmer auf, klebten sie mit Fotoleim direkt auf die Tapete, sie sahen sie beide zu gern an. Und sie freute sich auch über die Bilder, wenn sie abends allein schlafen ging. Dann dachte sie daran, dass sie auch zwei Fotos von ihm gemacht hatte. Immer im Mantel, den Hut tief in die Stirn geschoben, die Pfeife in der Hand. Er durfte nicht lächeln, wenn sie fotografierte, er gefiel ihr besser, wenn er ein wenig düster aussah. Aber ein Bild an der Wand zeigte sie gemeinsam. Sie hatten es mit Selbstauslöser aufgenommen. Dort sahen sie so anders aus, dass es ihr fast nicht gefiel. Er lachte schallend, und ihr Gesicht war vor Lachen fast verzerrt, die Kamera war nämlich kurz davor, von dem Baumstumpf zu fallen, auf den sie sie gestellt hatten, weshalb das Bild auch schief war. Sie sahen so jung aus, so weit vom Erwachsenenleben entfernt, wie das überhaupt nur möglich war.
Sie wünschte, sie hätten ein offizielles Hochzeitsbild gemacht, das hätte sie beruhigt, aber sie hatten es sich damals nicht leisten wollen nach der Stippvisite beim Standesamt. Sie hatte keine große Hochzeit gewollt, hatte sich nicht für ihre bäurischen Eltern und Brüder schämen wollen. Es hätte in der Kirche und danach im Restaurant nach Stall gerochen.
Sie setzte sich auf dem Balkonstuhl gerade. Hatte es geklingelt? Sie lauschte. Doch, es klingelte noch immer. Sicher Kinder, die Maiblumen zu fünfzig Öre das Stück verkauften. Um diese
Jahreszeit rannten sie ihr die Bude ein, die Mädchen bekamen die Maiblumennadeln in der Schule und trugen sie an einer Schnur um den Hals, und schließlich wollten sich ja alle etwas verdienen. Kaum ein Junge verkaufte, was sicher von Vorteil war. Männer waren so viel aufdringlichere Verkäufer und nahmen kein Nein hin, wie Mädchen das machten. Und es gab doch Grenzen dafür, wie viele Maiblumen sie am Glockenstrang
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