Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
in der Diele befestigen konnte.
Sie hielt ihren Morgenrock mit der linken Hand zusammen, als sie aufmachte, um eine weitere Maiblume abzulehnen. In diesem Jahr waren sie meist rosa und hatten in der Mitte einen grünen Fleck.
Ein lächelnder Mann stand vor der Tür und hatte den Filzhut kess zur Seite gerückt.
»Störe ich, gnädige Frau? Ja, bestimmt… wenn Sie krank sind, will ich Sie nicht weiter belästigen.«
»Ich bin doch nicht krank, nur weil ich nach der Hausarbeit dusche.«
»Nein, nein, natürlich nicht, ich wollte nicht …«
»Aber was wollen Sie?«
»Hausarbeit, ja. Haben Sie einen Staubsauger, wenn es nicht unverschämt ist, danach zu fragen?
»Verkaufen Sie Staubsauger?«
»Ja, das ganz neue phantastische Modell von Philips. Sie haben vielleicht die Anzeigen in einer Illustrierten gesehen?«
»Ich glaube schon«, sagte sie.
»Wenn Sie die Anzeigen bemerkt haben, dann tippe ich, dass Sie selbst keinen Staubsauger haben«, sagte er mit strahlendem Lächeln, als sei er ein alter Bekannter.
»Ich brauche keinen Staubsauger. Ich trage die Teppiche nach unten und schüttele sie aus.«
»Das ist aber viel Arbeit für eine junge Dame wie Sie. Ich würde das Männerarbeit nennen. Sie wohnen doch im dritten Stock, mit zwei Treppen zwischen jeder Etage.«
Er lächelte wieder. Seine Haare glänzten feucht, vermutlich durch Brylcreme, und er hielt den Hut jetzt in der rechten und eine Aktentasche in der linken Hand. Er wirkte wie ein Ehemann auf dem Heimweg von der Arbeit, was er in einigen Stunden sicher auch sein würde. Solche Vertreter kamen immer tagsüber, wenn die Frauen allein waren, dachte sie. Während die, die Bücher, Werkzeugkästen, Telefonanschlüsse und Fernseher anboten, den Herrn des Hauses antreffen wollten und deshalb nur abends erschienen.
»Haben schon andere im Haus einen gekauft?«, fragte sie.
»Noch nicht. Ich fange immer ganz oben an und arbeite mich dann abwärts.«
Seltsamerweise klang das wie eine Art Kompliment. Sie beugte sich zur Seite und sah hinter ihn. Dort saß die Kleine von gegenüber auf der zweitobersten Treppenstufe, den Ranzen neben sich und die Zeitung bei den Comics aufgeschlagen.
»Da scheint noch niemand zu Hause zu sein«, sagte sie.
»Nein«, sagte er. »Aber ziemlich bald wird da wohl der Vater erwartet.«
Er drehte sich um. »Heißt du nicht Nina?«, fragte er.
»Nina Karlsen. Aber Papa will bestimmt keinen«, sagte sie ganz leise, ohne aufzublicken.
»Können Sie einen Moment warten, während ich mir etwas anziehe?«
»Natürlich, gnädige Frau. Ich kann mich so lange mit der jungen Dame hier unterhalten.«
»Wir kaufen trotzdem keinen«, flüsterte Nina.
Also hieß sie Nina, dieses arme Treppenkind. Sie hatte nie gehört, dass jemand sie mit diesem Namen gerufen hätte. Auf
dem Türschild stand nur Karlsen. Und sie war nie auf die Idee gekommen zu fragen. Es war doch nur ein kleines Mädchen, das im Weg saß, wenn sie vom Einkaufen kam und ihre Wohnungstür aufschließen wollte, ein kleines Mädchen, das so vernachlässigt wirkte, dass sie ihr im Vorübergehen manchmal einen Leckerbissen aus ihrer Einkaufstüte zusteckte.
Sie schloss ihren BH und streifte ein Sommerkleid über den Kopf. Sie war gerade dabei, die Sommergarderobe aus dem Keller zu holen, um sie zu waschen und zu bügeln und Knöpfe und Nähte zu überprüfen. Bei diesem war sie schon fertig, es roch frisch und sauber, war knallgelb mit großen orangen Blumen als Muster, ärmellos, aber oben hochgeschlossen. Steingrim hatte es in Namsos für sie gekauft, er kannte ihre Größe genau. Sie streckte die Arme auf den Rücken und konnte den Reißverschluss das erste kurze Stück hochschieben, dann hob sie die Arme hinter den Nacken und zog ihn ganz hoch.
Ihre Haare waren feucht und unordentlich, als sie das Handtuch abnahm, sie band sich locker ein gelbes Chiffontuch darum, knotete es im Nacken und trug Lippenstift auf. Sie spritzte Eau de Toilette hinter jedes Ohrläppchen, blieb einige Sekunden stehen und musterte ihr Spiegelbild. Dann griff sie nach einem Waschlappen, feuchtete ihn an und wischte das leichte Parfüm wieder ab. Den Waschlappen warf sie in den Korb für die schmutzige Wäsche.
Es war ein wenig seltsam, in der Wohnung hochhackige Schuhe zu tragen, und da die Pantoffeln alt und hässlich waren, würde sie barfuß gehen müssen, der Nagellack an den Zehen war erst wenige Tage alt und blätterte noch nicht ab.
»Bitte sehr, treten Sie ein.«
»Tausend
Weitere Kostenlose Bücher