Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
Hause kam und sah, dass sie das allein geschafft hatte. Er nannte es Männerarbeit. »Nein, Männerarbeit ist es, Reifen zu wechseln und unter der Decke meine Zehen zu wärmen«, sagte sie dann immer.
Sie machte eine so große Sweetmint-Blase, dass sie nicht mehr richtig sehen konnte. Die Blase platzte und klebte ihr an Oberlippe und Nase. Sie lachte ein wenig über sich selbst, als sie das Kaugummi losriss und wieder in den Mund stopfte, ehe sie den letzten Rest Boden in der Diele bohnerte.
Das Radio war voll aufgedreht, sie summte zu »500 miles away from home« und richtete sich gerade auf. Ihr Kreuz tat weh, offenbar war Tante Rosa im Anmarsch. Sie schaute an ihren Oberschenkeln hinunter, aber noch schien alles dicht zu sein. Dann hatte es auch in diesem Monat wieder nicht geklappt. Sie hätten ein Weihnachtskind bekommen können, rechnete sie rasch aus.
Sie wollte nicht traurig sein, sie war ja daran gewöhnt. Und eigentlich, wenn sie nach einem oder zwei Cognac-Soda laut mit sich selbst vor dem Badezimmerspiegel sprach, fehlte ihr das Kind auch nicht. Sie war so gern allein zu Hause, wenn Steingrim unterwegs war. Er sagte immer, wenn sie ein Kind bekämen, würde er sich in der Stadt eine Stelle suchen, und das würde bedeuten, dass sie nie wieder allein zu Hause sein würde, bis an ihr Lebensende.
Sie hielt den Behälter mit dem Bohnerwachs unter den Schrubber, damit es nicht tropfte, trug alles ins Badezimmer und stellte es in eine Ecke, dann stieg sie in die Badewanne und drehte die Dusche am blauen Hahn voll auf. Kaltes Wasser brauste über Haare und Körper, sie stellte sich mit nach oben gerichtetem Gesicht unter den Duschkopf, das war die Belohnung.
Sie ließ das kalte Wasser mehrere Sekunden lang strömen, dann drehte sie auch das heiße auf und griff nach der Seife. Als sie sich am ganzen Leib eingeseift hatte, gab sie ein wenig Loxene in ihre Hand und rieb die Haare damit ein. Sie blieb unter dem Wasser stehen, bis es lauwarm wurde, es spielte keine
Rolle, ob der Tank leer war. Er heizte sich innerhalb weniger Stunden wieder auf, und sie hatte vor, sich mindestens genauso lange gemütlich hinzusetzen.
Draußen schien wunderbar die Sonne. Und sie wärmte auch schon sehr gut. Gott, wie sehr sie die Sonne liebte.
Sie zog ihren Morgenrock an, wickelte sich ein Handtuch um die Haare und schob die Füße in die Frotteepantoffeln. Schon vorher hatte sie ein Tablett vorbereitet und auf den Beistelltisch im Wohnzimmer gestellt, da sie erst in zwei Stunden die Küche wieder betreten konnte. Eine Thermoskanne mit frisch gekochtem Kaffee, eine Tasse mit einem Schuss Sahne, zwei Scheiben Weißbrot mit italienischem Salat, den Aschenbecher und die Zigaretten, einige Illustrierte und die Dose mit der Niveacreme. Sie trug das Brett auf den Balkon. Vielleicht wäre ein Cognac-Soda jetzt gut. Das gönnte sie sich durchaus bisweilen, wenn sie allein war und den Tag für sich hatte. Zwei Cognac-Soda und zu wunderschöner Musik im Radio tanzen. Dann fiel ihr ein, dass sie weder Soda noch Selters im Haus hatte, und wenn sie es gehabt hätte, dann wären die Flaschen in der Küche, die jetzt Sperrgebiet war. Der Cognac stand im Barschrank im Wohnzimmer, aber Cognac trank sie nicht pur, jedenfalls nicht mitten am Tag. Also würde es wie geplant Kaffee auf dem Balkon geben. Der Balkon war schon vom Winterstaub befreit worden, und auch die beiden Stühle und den kleinen Tisch hatte sie mit grüner Seife gesäubert. Es war so schön, im dritten Stock zu wohnen. Niemand konnte zu ihr hereinschauen, alle anderen wohnten unter ihr, und weder Herr Karlsen von gegenüber noch seine Tochter waren oft auf ihrem Balkon. Nur die Kleine saß dort manchmal im Sommer auf einem Küchenstuhl, fast vollständig angezogen, unscheinbar, ohne irgendetwas anderes zu unternehmen, als sie heimlich zu beobachten.
Sie merkte, dass der Betonboden ein wenig kalt war. Die Aprilsonne stand so tief, dass der Boden im Schatten lag. Vielleicht sollte sie einen Teppich auslegen, einen Flickenteppich, der Regen vertragen könnte. Der einzige Nachteil daran, im dritten Stock zu wohnen, war natürlich, dass sie keinen anderen Balkon als Dach über sich hatten.
Dann fiel ihr Tante Rosa ein, der Morgenrock war fast neu.
Sie lief ins Badezimmer, befestigte eine Binde am Hygienegürtel und legte ihn sich um den Bauch. Sie sollte wohl auch noch eine Unterhose anziehen, damit Binde und Gürtel nicht verrutschten. Er würde sicher erst in fünf Tagen nach
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