Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
Barbara war ja auch reizend. Aber was half das schon, wenn sie unter ihrer eigenen Decke lag, mit dem Rücken zu ihm, und ihm ihren schönen Hintern zukehrte, unzugänglich und in seinen eigenen Träumen eingeschlossen, falls ein Hintern denn träumen konnte. Sie lag da mit ihren Händen, die von den Chemikalien rot und aufgesprungen waren, obwohl sie den ganzen Nachttisch voller Handcreme hatte. Er hatte angefangen ihre Hände zu hassen, und er versuchte, sie nicht richtig anzusehen. Nie im Leben würde Barbara auf die Idee kommen, hier im Haus ein so elegantes, hübsches Kleid und hochhackige Schuhe anzuziehen.
Wenn sie sich eine Stelle in einem Frisiersalon suchte, dann müsste sie sich hübsch machen, für den Salon repräsentativ wirken. Das wäre ein phantastischer Bonus dazu, dass er tagsüber die Wohnung für sich hätte und sein schreckliches Arbeitszimmer aufgeben könnte. Peggy-Anita Foss. Allein schon der Name. Da könnte man doch ein Lied über sie dichten, vielleicht
würde er eines Tages genau das tun, wenn er erst mit seinem eigenen Schreiben loslegen könnte und nicht mehr die Sätze anderer übersetzen müsste. Wenn er alles aus der eigenen Phantasie nehmen könnte, ganz zu schweigen von…
Er bewahrte in seinem Kellerraum etliche Nummern der Zeitschrift Cocktail auf. Barbara konnte die nicht leiden. Ab und zu setzte er sich auf den Kofferstapel und vertiefte sich in die Zeitschriften, während er mit gespitzten Ohren alle drei Türen weiter sowie zum Fahrradkeller am anderen Ende des Ganges lauschte.
Er schaute auf die Armbanduhr. Er hatte Zeit genug. Dieser Lampenschirm lief ja nicht weg. Er ging zu seinem Kellerraum und schloss die Tür hinter sich. Das Hängeschloss hing offen am Haken am Türrahmen, aber er würde ja hören, wenn jemand kam, lange bevor jemand das offene Schloss entdeckte und begriff, dass er hier war. Rasch ging er den Stapel aus Zeitschriften durch und fand eine, die ihm besonders gut gefiel, mit einer entzückenden Bilderserie mit einer Blondine mit Perlenkette und Stöckelschuhen und wenig sonst, die sich auf einem Eisbärenfell vor einem Kamin räkelte. Er machte es sich auf den Koffern gemütlich und merkte, wie heiß seine Augen waren und wie unheimlich schnell sein Herz schlug, um Blut in jeden kleinen und großen Körperteil zu pumpen.
Frau Moe mühte sich gerade mit der Tür ab, als sie die Kellertreppe betrat. Mit der einen Hand hielt sie die Tür offen, mit der anderen Hand versuchte sie, den Kinderwagen hereinzuschieben.
»Moment, ich helfe Ihnen.«
Herrgott, wie sie aussah. Die Haare dünn und fettig, keine Schminke, nicht einmal Lippenstift. Sie trug einen beigen Mantel über etwas absolut Unförmigem – einer dunkelblauen Hose
und einem Pullover mit V-Ausschnitt, der sicher ihrem Mann gehörte. Alles hing einfach von ihren Schultern nach unten wie eine vom Winde verwehte Zeltplane über einer einsamen Stange.
»Tausend Dank«, sagte Frau Moe und bugsierte den Wagen herein.
Sie hatte keine Ahnung, was sie zu ihr sagen sollte. Was sagte man zu einer solchen Jammergestalt mit einem fast neugeborenen Baby?
»Heute war ein Staubsaugervertreter hier. Vielleicht ist er noch da.«
Frau Moe schob den Wagen in die Ecke unter den Briefkästen und gab keine Antwort. Ihr Hinterkopf war kugelrund, sie konnte hier und dort die Kopfhaut durchsehen, weil die Haare so fettig waren.
»Tausend Dank«, sagte Frau Moe noch einmal, mit leiser, vager und aufgesetzt munterer Stimme. Sie wollte offenbar nicht reden, jedenfalls nicht mit ihr und jedenfalls nicht über Staubsaugervertreter. Sie fing an, das Kind aus den vielen Decken zu wickeln, und rechnete offenbar nicht mit Blicken oder netten Worten von anderen. Wollten denn nicht alle Mütter ihre Kinder vorführen, das schönste Kind, das je geboren worden war? Frau Moe signalisierte jedenfalls nicht diesen Wunsch, als sie mit dem Rücken zu ihr dastand, ohne ein Lächeln, und unerbittlich so tat, als wäre sie beschäftigt.
Sie stieg die Treppe hoch, der Deckel des Müllschachts zwischen Åsens und Moes funkelte wie Trachtensilber. Sie war unendlich erleichtert darüber, dass sie nicht Frau Moe war. Lieber Tante Rosa als Frau Moe, dachte sie und rannte los, sie rannte gern alle Treppen in einer zusammenhängenden Anstrengung hoch.
Wenn sie hörte, dass eine Tür geöffnet wurde, musste sie sofort tun, als gehe sie ganz normal. Sie fand es schön, außer Atem zu geraten, zu spüren, wie ihr Zwerchfell sich
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