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Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Titel: Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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der behandschuhten Hand über der rechten Schulter liegen. Sie war schön, eine der Frauen im Laden hatte behauptet, sie sehe ihr ähnlich.
    Sie hatte den Artikel schon gelesen, darin stand, dass Audrey
Hepburn ihr die Rolle der Eliza in My Fair Lady vor der Nase weggeschnappt hatte und dass Julie Andrews ihrerseits Audrey Hepburn den Oscar vor der Nase wegschnappt hatte. Herrgott, wenn sie doch nach Amerika fahren, umherreisen und das große Leben erleben könnte. Sie hatte keine Lust, die Illustrierten aufzuheben. Sollte Julie Andrews doch da liegen, unschön in zwei Teile geknickt. Auf der Rückseite der anderen Illustrierten lächelte Ursula Andres, weil neun von zehn Filmstars Lux verwendeten.
    Sie selbst nahm Lano, weil sie fand, der Schaum sei weicher und trockne die Haut nicht so aus wie Lux.

    Lange saß sie da und musterte Ursula, sah sie vor sich in einem Badezimmer in Hollywood mit einem schäumenden nassen Stück Seife in der Hand. Vielleicht nahm der zehnte Filmstar Lano? Wenn es in Amerika überhaupt Lano gab.
    Sie und Steingrim hatten Ursula im Kino gesehen, in dem James-Bond-Film, wo sie in einem weißen Bikini und einem an der Bikinihose befestigten Messer aus dem Meer kommt. Steingrim hatte noch Wochen danach darüber geredet und sicher genießerisch von ihr geträumt.
    Sie sprang auf und ging ins Wohnzimmer, blieb mitten im Raum stehen. Ach verflixt, dass dieser Mann aufgetaucht war. Und dass sie ihn hereingelassen hatte. Nur weil sie für einen Moment in der Sonne gesessen hatte und froh gewesen war.
    Sie ging ins Badezimmer und zog das Kleid wieder an, griff nach hinten und schloss den Reißverschluss. Im Schlafzimmer standen die Kartons mit den Wintersachen auf Steingrims Seite des Doppelbettes. Sie trug immer einen Karton nach unten in den Keller, wenn sie einkaufen ging oder wenn die Post kam, aber jetzt wollte sie einen nach unten bringen, auch wenn sie nichts anderes vorhatte. Er wog nicht viel. Sie hatte darauf geschrieben,
was er enthielt. Es waren nur ihre Sachen: Skikleidung, Fausthandschuhe und Mützen und Schals. Steingrim brauchte seine Winterkleider noch, wenn er so hoch im Norden unterwegs war. In dem kleinen VW war es eiskalt.
    Sie schob die Füße in die weißen Schuhe mit den mittelhohen Absätzen, in denen sie ihre Einkäufe im Laden erledigte.
    Die kleine Nina saß nicht mehr auf ihrer Treppenstufe. Vom zweiten Stock und abwärts bewegte sie sich durch die Gerüche, die aus Larsens Wohnung strömten, auch wenn die Tür geschlossen war. Aber die ging auf, als sie gerade vorbeikam, die Tochter schlüpfte heraus in einem süßen Schwall von Shampoo-, Tabak-und Kaffeeduft, wie eine Mischung aus Frisiersalon und Café. Die Kleine lief über den Gang und klingelte bei Familie Rudolf. Der Karton mit den Wintersachen war so groß, dass sie fast nicht vorbeikam.
    »Könntest du nicht …«
    »Ach ja«, sagte die Kleine und presste sich an die Wand, als Frau Rudolf mit ausdruckslosem Gesicht die Tür öffnete. Sie nickten einander zu, ohne zu lächeln.
    »Darf ich zu Rickard?«, fragte die Kleine.
    »Frag mal, ob er überhaupt Besuch haben will«, sagte Frau Rudolf.
    Sie hätte gern gewusst, ob Roar Ånevik Hansen sich in einer der Wohnungen aufhielt.
    Im Erdgeschoss stand Frau Åsen und wienerte den blanken Deckel des Müllschachts mit etwas, das aussah wie eine alte und verfärbte lange Unterhose.
    »Guten Tag.«
    »Guten Tag«, sagte Frau Åsen. Ihr ganzer Leib zitterte im Takt, während sie die Metallfläche rieb. Sie roch nach Schweiß und machte nur ganz wenig Platz, als sie den Pappkarton an ihr vorbeibugsieren wollte.
    »Der sieht schwer aus«, sagte Frau Åsen. »Damit sollten Sie warten, bis Ihr Mann nach Hause kommt.«
    »Das sind nur Winterkleider, die wiegen fast nichts.«
    »Ist das der Pelz?«
    »Nicht doch. Das geht doch nicht. Der kommt ins Kühllager von Fyhn unten im Zentrum. Hier im Keller ist es nicht kalt genug.«
    »Ja, ja. Von solchen Pelzen habe ich wirklich keine Ahnung«, sagte Frau Åsen.

    Die Kellertür aus massivem Metall war schwer, und sie musste mit beiden Händen dagegendrücken. Sie hatte den Karton auf den Boden gestellt, jetzt schob sie ihn mit dem Fuß über die Schwelle und ließ die Tür hinter sich ins Schloss knallen. Es roch nach Äpfeln und Beton, Schimmel und Öl, alten Büchern, Zeitschriften und feuchtem Staub. Sie mochte diesen Geruch, diesen Mischmasch aus geheimen Inhalten hinter großen Hängeschlössern. Doch man konnte hineinschauen,

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