Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
unter ihrer zu horchen und ihre Bilder an der Schlafzimmerwand anzusehen. Vielleicht könnte sie mit Gummihandschuhen Brot backen? Sie würde es jedenfalls ausprobieren. In dem Kochbuch, das die Mutter ihr nach der Hochzeit mit der Post geschickt hatte, gab es viele Brotrezepte.
Sie stellte das Bügelbrett auf, schaltete das Dampfbügeleisen ein und stellte einen sauberen Aschenbecher auf den Küchentisch. Sie wollte Steingrims Hemden so glatt und sorgfältig bügeln wie eine in einer professionellen Wäscherei.
Gegen Unruhe, 3 x tägl. 1 Tablette
Sie saß still da und sah das Kind an, das in eine Decke gewickelt mitten auf dem Sofa schlief. Halvor hielt im Schlafzimmer seinen Mittagsschlaf. Alles war gut, nichts war mehr gefährlich, die Tablette wirkte. Das Kind trug ein kurzärmliges Hemdchen und einen langärmligen Pullover, saubere Windeln. Der Po war mit Silul eingerieben, die Stirn gegen Milchausschlag mit Spenol. Wieso konnte das Kind überhaupt Milchausschlag bekommen, wo sie doch fast keine Milch hatte?
Sie versuchte eine Weile mit dem Kind im Takt zu atmen, aber ihr wurde schwindlig, der Atem war zu schnell.
Halvor merkte nichts. Der war mit seinen Autos beschäftigt. Doch da er jetzt seit drei Tagen keinen VW verkauft hatte, hielt er besonders lange Mittagsschlaf, vielleicht um das zu vergessen. Egal wie lange er nachmittags schlief, er konnte auch nachts schlafen. Während sie wach lag.
Aber seit sie wieder mit den Tabletten angefangen hatte, war sie auf gute Weise wach. Sie hielt die Augen geschlossen und schwamm in Seide, fast hatte sie Angst vor dem Einschlafen, denn sie wollte keine einzige Seidensekunde versäumen. Nicht einmal die Vorstellung, wie müde sie am nächsten Tag sein würde – denn um ihre alltäglichen Aufgaben zu bewältigen, durfte sie tagsüber keine Tabletten nehmen –, nicht einmal diese Vorstellung konnte ihre Erleichterung und ihr Glücksgefühl stören.
Vorsichtig erhob sie sich. Das Kind war zu klein, um vom Sofa zu kullern, es war außerdem zu müde, um sich sonderlich viel zu bewegen.
Sie ging ins Badezimmer, zog Gummihandschuhe an und begann langsam die in einem Eimer mit kaltem Wasser eingeweichten Flanellwindeln durchzuspülen. Die Windeln waren nicht stark verschmutzt, die paar Flecken rochen nach saurer Milch und Erbrochenem und waren von hellem Senfgelb. Als sie selbst ein Baby gewesen war, hatte ihre Mutter solches Windelwasser der Nachbarin gegeben, und die hatte damit ihre Rosensträucher gegossen. Das sei der beste Dünger aller Zeiten, behauptete sie. Wenn das Kind anfing, normal zu essen, sei jedoch Pferdedung besser geeignet. Es war fast ein schöner Gedanke, dass ihre Exkremente zu üppig blühenden Rosensträuchern geworden waren.
Als die Windeln ausgespült waren, steckte sie sie in den Bottich, der in der Ecke auf dem Boden stand, zusammen mit den Windelbezügen aus Gaze, Hemdchen, Pullovern und drei weißen Baumwollstrampelhosen. Alles war weiß, bis auf die hellblauen Mäusezähnchen an den Hemdchen. Sie trug den Bottich in die Küche und stellte ihn auf den Herd. Sie konnte später Wasser dazugeben. Wenn sie den Abwasch erledigte.
Das Kind hatte sich nicht bewegt. Natürlich nicht. Vielleicht sollte sie etwas Kaffee kochen. Halvor würde sich vielleicht über Kaffee freuen, aus seinem Mittagsschlaf war nicht viel geworden. Über ihrem Kopf wurde herumgetrampelt und gesprungen, jemand zog das Klo ab, sie hörte Lachen.
Fischklöße aus der Dose in klumpiger Soße nur mit Kartoffeln, das hatte sie ihm vorgesetzt. Sie hatte vergessen, Möhren zu kaufen, sie hatte so dringend wieder nach Hause gewollt.
Sie ging zu dem Kind und hob es hoch, drückte es an ihre Brust, fuhr mit dem Finger über den flaumigen Schädel, berührte
die Haut mit den Lippen. Das taten Mütter, und jetzt hatte sie es getan, jetzt konnte sie ihn wieder hinlegen.
Morgens im Bus hatte ein Mann ihren Namen genannt. Einer, mit dem sie vor einigen Jahren auf der Berg-Schule in eine Klasse gegangen war. Es war so seltsam, ihn das sagen zu hören. Aud . Seltsamer Name, etwas mit einem »au« oder einer Andeutung von »autsch«. Warum gab man einander überhaupt Namen, gab kleinen Babys Namen, ohne zu ahnen, wie die ihren Namen tragen würden? Obwohl man keine Ahnung hatte, wie es das Kind in erwachsenem Alter erleben würde, so angesprochen zu werden, gab man ihm doch einen Namen zu einem Zeitpunkt, wo dieser später erwachsene Mensch einfach noch niemand war.
Sie hatte im
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