Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
wenn man ein Auge dicht vor die Risse in der undichten Bretterwand hielt. Die Hängeschlösser sahen eigentlich ziemlich albern aus, da die Bretter im Handumdrehen zu entfernen waren. Aber nur die Hausbewohner hatten einen Kellerschlüssel.
Eigentlich wäre es ihr lieber gewesen, dass die Kellerräume der einzelnen Aufgänge voneinander getrennt gewesen wären, aber der Keller war ein einziger langer Korridor, und alle Räume lagen auf seinen Seiten, während es am einen Ende den großen Fahrradkeller für alle und am anderen den Hobbyraum gab. Die Kinder der Familie in der Sozialwohnung im Aufgang B konnten hier also nach Belieben kommen und gehen. Nie im Leben würde sie den Pelz hier unten aufbewahren, und wenn der Keller noch so kalt wäre. Unter dermaßen unsicheren Verhältnissen würde sie hier überhaupt keinen wichtigen Gegenstand aufbewahren.
Sie stellte den Karton in ihr Kellerabteil und ließ das Schloss wieder zuschnappen. Jemand hustete im Hobbyraum. Die niedrigen Kellerfenster ließen leeres, staubiges Licht über die kiefergelben Budenwände und den grauen Betonboden rieseln, sie ging zur Tür zum Hobbyraum und stieß sie mit einem Finger auf.
»Buh!«, sagte sie.
Herr Larsen drehte sich zu ihr um.
»Guten Tag«, sagte er.
»Musste nur sehen, wer hier ist. Ich war in meinem Keller.«
Er arbeitete an einem Lampenschirm, wickelte breite, zitronengelbe Plastikbänder um ein schmales Metallskelett. Eine Spule mit lachsrosa Plastikstreifen stand auf dem Arbeitstisch neben einer mit tiefschwarzen Streifen.
»Lampenschirm?«, fragte sie.
»Ja. Ich nehme den alten Stoff weg und wickele Plastik in verschiedenen Farben darum.«
»Sieht gut aus.«
»Danke. Es wird davon auch ziemlich hell. In unterschiedlichen Farben. Ja, wie gesagt.«
»Ist das Ihre Arbeit? Ich meine, es ist doch erst … also …«
»Nein. Ich übersetze Bücher. Kann meine Zeit selbst einteilen. Aber zu Hause ist so viel Betrieb.«
»Ja, Ihre Frau ist Friseuse.«
»Ja, das ist sie. Aber ich habe in der Stadt ein Büro.«
»Ich muss wieder hoch. Nehmen Sie Bestellungen an?«
»Für Lampenschirme?«
»Ja?«
»Bringen Sie mir einfach einen Schirm, den Sie satthaben, und sagen Sie, welche Farben Sie möchten, dann erledige ich den Rest.«
»Meine Güte. Und das kostet …?«, fragte sie.
»Sie bezahlen für die Plastikstreifen. Mir macht diese Arbeit Spaß.«
»Vielleicht mache ich es eines schönen Tages wirklich.«
»Pst«, sagte er und erstarrte.
»Was?«
»In der Mauer. Hören Sie nur.«
Sie horchte, hörte leises Rascheln.
»Was ist das?«, flüsterte sie.
»Mäuse, vielleicht, aber dieses Haus ist ja ungeheuer hellhörig.«
»Das war jedenfalls in der Wand«, sagte sie. »Oder in der Grundmauer, oder wie das heißt.«
»Mindestens anderthalb Meter unter der Erde. Sicher Mäuse. Aber in den letzten Wochen habe ich das mehrmals gehört. Seit der Frost verschwunden ist.«
»Widerlich«, sagte sie.
»Haben Sie Angst vor Mäusen?«
»Nein. Keine Angst. Aber die können doch Krankheiten übertragen.«
»Ja, solange sie draußen sind und nicht hier drinnen.«
»Sie haben hier nie welche gesehen? Bei unseren Kellerabteilen?« , fragte sie.
»Nie.«
»Nein, denn dann müssten es doch alle erfahren. Viele bewahren hier unten ja Obst und Kartoffeln auf.«
»Ich werde die Augen offenhalten, Frau Foss. Verlassen Sie sich auf mich.«
»Dann bis bald. Danke für den Tipp. Ich werde mal nachsehen, ob ich alte Lampen habe, die aufgefrischt werden müssten.«
Er stand da und blickte auf die Plastikstreifen in seinen Händen, bis er hörte, wie die Kellertür hinter ihr zufiel, dann senkte
er die Schultern und atmete mehrere Male tief durch. Worüber hatte er da geredet?
Über Lampenschirme.
Er hätte ihr stattdessen erzählen können, was man aus Plastik alles herstellen konnte, es gab keine Grenzen, ganze Häuser konnte man aus Plastik herstellen. Namhafte Forscher gingen davon aus, dass die Menschen im Jahr 2000 in aus Plastik bestehenden Häusern wohnten, was die Heizkosten auf ein Minimum reduzieren würde. Stattdessen hatte er sie auf dieses andauernde Rascheln in der Grundmauer aufmerksam gemacht, und dabei wohnte sie doch ganz oben im dritten Stock, was konnte dieses Wissen ihr also nützen!
Was bist du doch für ein Trottel, dachte er, und weiter: Gott möge mir helfen, was ist sie wunderbar, was für ein Glückspilz muss ihr Mann sein. Was musste es für ein Glück sein, sie nachts im Bett zu haben.
Weitere Kostenlose Bücher