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Ich will dir glauben

Ich will dir glauben

Titel: Ich will dir glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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bin’s.«
    Es sind nicht die Carabinieri, die Stimme gehört zu Michele Conti. Es gibt nur einen Flur. Sie werden sich begegnen. Maria Dolores wartet, lauscht. Dann betritt Michele das Zimmer. »Was ist los mit dir?«
    »Nichts.« Sie drückt sich an ihm vorbei, um nachzusehen, wo sich der Junge versteckt haben könnte. Sie erreicht gerade die Wohnungstür, als sich diese leise schließt. Er hat sich gerade noch rausgeschlichen. Aber ihre Gedanken sind schon woanders. Sie geht den Flur entlang zurück zu ihrem Zimmer, wobei sie einen kurzen Blick in alle anderen Räume wirft. Dann sucht sie nach passenden Ausreden. »Ich hatte dich nicht erwartet. Der Junge von eben …« Doch als sie das Zimmer betritt, sitzt er tippend am Computer.
    »Was machst du da?«
    »Anscheinend ist es also noch immer nicht vorbei.« Er dreht sich zu ihr und blickt ihr fest in die Augen.
    »Was, Michele. Was soll noch immer nicht vorbei sein?«
    »Na, das zwischen dir und deinem Lover. Du bist also zu deinen alten Gewohnheiten zurückgekehrt? Jetzt, wo du nichts zu tun hast, hängst du wahrscheinlich den ganzen Tag flirtend mit dem Typen am Computer rum. Ihr habt es offensichtlich noch immer nicht kapiert. Keiner von euch beiden.«
    Sie versteht kein Wort. Lover? Angelo? Flirtend? Sie sucht erneut nach irgendwelchen Erklärungen, doch plötzlich klingelt Micheles Handy. Er geht ran, und während er ins Telefon spricht, verlässt er, ohne sie anzusehen, das Zimmer. Ohne das geringste Interesse ihr zuzuhören. In diesem Moment fällt es Maria Dolores wie Schuppen von den Augen: Auf dem Bildschirm hat sich das Skype-Fenster geöffnet, und der Cursor blinkt.
    LUCA RIGHI : Doris, bist du da?
    Sie begreift, dass sie die Situation missverstanden hat, läuft Michele hinterher, jedoch erfolglos. Er schiebt sie mit seinem ausgestreckten Arm von sich weg, während er weitertelefoniert. Dann verlässt er die Wohnung und geht die Treppen hinunter. Ohne sich zum Abschied auch nur einmal nach ihr umzudrehen.

78
    Das Gefühl der Weite überkommt einen in Mailand eher selten. Aber dennoch gibt es Orte, wo es zuweilen passieren kann. In der Via Procaccini zum Beispiel, einer breiten Einkaufsstraße mit dem Gewimmel geschäftiger Chinesen. Oder wenn man den städtischen Friedhof betritt, der eher an ein Freilichtmuseum für Skulpturen erinnert. Oder im Meazza-Stadion. Wenn man an Fußball kein Interesse hat, kann man vom obersten Rang aus alternativ in die weite Welt hinausblicken. Und dann noch im Hippodrom, mit seinem britisch angehauchten, leicht versnobten Ambiente. Dekadent wäre vielleicht der passendere Begriff, vor allem während der sonntäglichen Rennen.
    »Die Klinik Rinascita , sagt Ihnen das etwas?«
    »Natürlich. Da war Giulia zuletzt in Behandlung. Fast sechs Monate lang«, antwortet der Mann, während die Hausangestellte den Tee serviert und seine Frau darauf achtet, dass alles seine Ordnung hat.
    »Guten Tag.« Ein junger Mann betritt den Raum. Der Kommissar mustert ihn und erkennt an seinen Gesichtszügen das Kind auf der Fotografie wieder, das an der Wand im Wohnzimmer hängt. Schöne Menschen verändern sich kaum mit der Zeit.
    »Ich bin Hauptkommissar Achille Funi, setzen Sie sich doch bitte.« Er weist mit einer Handbewegung auf einen leeren Stuhl neben seinen Eltern. »Sie werden gewiss von den Kreuzen im Garten erfahren haben.«
    »Ja, eine amüsante Sache«, äußert der junge Mann und wischt sich eine blonde Strähne aus der Stirn.
    »Bizarr, würde ich es eher nennen. Diese Kreuze haben uns auf eine Spur gebracht, hinter der sich etwas Größeres zu verbergen scheint. Ich bin hier, um mit Ihnen darüber zu sprechen und um Sie um Ihre Mithilfe zu bitten.« Dabei schaut Funi alle drei nacheinander an.
    »Um was geht es genau?« Nachdem die Mutter ihren Sohn auf den Mund geküsst hat, lässt sie sich wieder nieder, um dem Bericht des Kommissars zu folgen.
    »Es gibt eine bisher vage Verbindung zwischen drei jungen Frauen, die alle an Magersucht gestorben sind – jedoch unter jeweils ganz unterschiedlichen Umständen. Alle drei waren sie Patientinnen in der Klinik Rinascita . Zwei von ihnen haben etwas mit den Kreuzen gemein: In dem einen Fall wurde ein Kreuz im Garten des Elternhauses aufgestellt, im anderen Fall an einem Ort, der mit dem Tod des Mädchens in direktem Zusammenhang steht.« Er kann gerade noch den Satz zu Ende bringen.
    » Rinascita ? Bei dem Verrückten? Dann waren wir also nicht die Einzigen«, fällt ihm Giacomo

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